Äußerlich gibt es keine Unterschiede zu den Berichten der vergangenen sechs Jahre. Doch der Jahresbericht 2023 von Mountain Alliance umfasst nur noch schlanke 13 Seiten. Verglichen mit den 90 Seiten des Geschäftsberichts für 2022 also eine Schmalspurversion. Was ist passiert? Nun: Um die mit der Bilanzierung nach den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS verbundenen hohen Aufwände einzusparen, verzichtet die im Bereich Risikokapital aktive Beteiligungsgesellschaft seit 2023 auf einen Konzernabschluss nach IFRS und bietet Anlegern „nur“ noch die HGB-Version auf AG-Basis an. Normalerweise ein echter Malus aus Investorensicht, da insbesondere die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) nur noch bruchstückhaft die aktuelle operative Entwicklung des Verbunds widerspiegelt. Im speziellen Fall Mountain Alliance ist die Reduzierung auf den AG-Abschluss aber ein Kompromiss mit dem sich leben lässt, zumal die GuV ohnehin nicht der geeignete Maßstab für die Betrachtung eines Geschäftsmodells mit vielen, oftmals auch noch sehr kleinen, Minderheitsbeteiligungen ist.
Traditionell schauen die Investoren bei den Münchnern viel mehr auf den Nettowert des Portfolios – verglichen mit der Marktkapitalisierung an der Börse. Bei Mountain Alliance geht die Schere zwischen beiden Größen fast schon traditionell besonders weit auseinander. So ist der Net Asset Value (NAV) zum Jahresende 2023 zwar leicht um gut 3,5 Prozent auf 45,7 Mio. Euro – entsprechend 6,64 Euro je Aktie – zurückgekommen. Da die Notiz des Microcaps jedoch viel kräftiger gefallen ist, wird die Aktie momentan mit einem Discount von rund zwei Drittel auf den NAV gehandelt – was selbst für Mountain Alliance-Verhältnisse eine ungewöhnliche Relation ist. Folglich dürfte es bei der Präsentation von Aufsichtsrat Daniel Wild auf der Frühjahrskonferenz von Equity Forum am 15. Mai 2024 in Frankfurt einmal mehr darum gehen, wie sich dieser krasse Abschlag reduzieren lässt.
Ein Patentrezept dafür gibt es leider nicht. Am Ende spielen hier viele Faktoren mit rein: Von der für die meisten Investoren ohnehin zu geringen Größe des im bayerischen Spezialsegment m:access gelisteten Unternehmens bis hin zu den üblichen ökonomischen Punkten um Zinsniveau, Profitabilität sowie dem grundsätzlichen Vertrauen der Kapitalgeber in oftmals noch defizitäre Geschäftsmodelle von eher jungen Unternehmen. Dabei hat Mountain Alliance im vergangenen Geschäftsjahr wichtige und teilweise längst überfällige Schritte unternommen und sich von den börsennotierten Beteiligungen an dem Datenbankspezialisten Exasol und der Medtechfirma Bio-Gate getrennt. Zu häufig waren beide Engagements in der Vergangenheit eine Belastung für das Zahlenwerk in Form von Sonderabschreibungen.
„Mit dem Verkauf der börsennotierten Beteiligungen hat die Mountain Alliance AG 2023 einen wichtigen Schritt unternommen, um unsere Kernkompetenz, nämlich die Beteiligungen an aussichtsreichen privaten Unternehmen über unsere Vernetzung im Venture-Capital-Markt am Kapitalmarkt besser herauszustellen. Mit diesem Fokus bietet die Mountain Alliance einen attraktiven Zugang und damit Mehrwert für die Anleger“, sagt Vorstand Hans Ulrich Tetzner. Zudem betont die Gesellschaft, dass es das Ziel bleibt, das Portfolio auszubauen – und gleichzeitig auch attraktive Exits vorzubereiten. Leicht gesagt, schwer getan. Beide Themen wabern nun schon seit vielen Quartalen rund um die Investmentstory von Mountain Alliance.
Doch im gegenwärtig fragilen Umfeld für Venture Capital scheint sich niemand frühzeitig bewegen zu wollen. Insofern ist boersengefluester.de gespannt, ob Daniel Wild in Frankfurt ein wenig tiefer blicken lässt, was die Expansionsstrategie angeht. Rein aus dem Jahresbericht 2023 lassen sich schließlich kaum valide Informationen ziehen. Ermutigend immerhin, dass sich der Aktienkurs im Bereich um 2 Euro zu stabilisieren scheint und sich allmählich sogar der 200-Tage-Durchschnittslinie nähert. Mitunter wird der Titel aufgrund der günstigen Bewertung sogar als heißer Tipp gehandelt. Das Potenzial ist sicher enorm und sofern der NAV tatsächlich dem realen Wert entspricht, kann man als Investor auf dem aktuelle Niveau nicht viel falsch machen. Ein potenzielles Risiko bleibt allerdings, dass auch Mountain Alliance in das Raster eines Delisting-Kandidaten fällt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,70 | 20,25 | 13,51 | 9,84 | 10,10 | 11,42 | 0,15 | |
EBITDA1,2 | -1,09 | -0,55 | -1,57 | -2,25 | -1,11 | -0,68 | -0,33 | |
EBITDA-Marge3 | -6,53 | -2,72 | -11,62 | -22,87 | -10,99 | -5,95 | -220,00 | |
EBIT1,4 | -1,81 | -1,89 | -2,21 | -2,99 | -1,82 | -1,25 | -1,03 | |
EBIT-Marge5 | -10,84 | -9,33 | -16,36 | -30,39 | -18,02 | -10,95 | -686,67 | |
Jahresüberschuss1 | 0,43 | -1,75 | -1,75 | 2,94 | 3,77 | -2,52 | -1,10 | |
Netto-Marge6 | 2,57 | -8,64 | -12,95 | 29,88 | 37,33 | -22,07 | -733,33 | |
Cashflow1,7 | -1,26 | -1,25 | -1,70 | -2,77 | -1,58 | -0,91 | -0,39 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,09 | -0,43 | -0,29 | 0,48 | 0,55 | -0,38 | -0,16 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Foto: Shutterstock
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