„Da bin ich so was von entspannt“, sagt Daniel Wild. Um steigende Zinsen und damit einhergehende negative Effekte auf den Substanzwert (NAV) der Venture Capital-Beteiligungsgesellschaft, macht sich der ehemalige CEO und jetzige Aufsichtsrat von Mountain Alliance jedenfalls keine Sorgen. Das ist insofern nachvollziehbar, weil der Aktienkurs der Münchner auch in guten Zeiten weit entfernt davon war, irgendwelche Exzesse bei Finanzierungsrunden von jungen Tech-Unternehmen durch Private Equity-Investoren mitzumachen. Dabei hat Mountain Alliance mit der Online-Sprachschule Lingoda oder dem Ladesäulen-Infrastruktur-Start-up Qwello aus München mindestens zwei Überflieger im Depot, die die Rückschläge bei anderen Portfolio-Unternehmen, wie etwa Exasol, mehr als aufgefangen haben. Zudem hat Mountain Alliance kürzlich bei der Übernahme des iPad-Kassensystemherstellers Tillhub durch den Zahlungsdienstleister Unzer einen schönen Exit gemacht und damit einmal mehr bewiesen, dass das Geschäftsmodell grundsätzlich funktioniert. Und auch die Entwicklung bei Alphapet – einer Art Zooplus, allerdings mit sehr viel stärkerem Fokus auf Eigenmarken – stimmt zuversichtlich.
Doch die Börse lässt sich von ihrem Distanzkurs scheinbar nicht abbringen, schlimmer noch: Mittlerweile wird der Anteilschein von Mountain Alliance mit einem Abschlag von rund 50 Prozent auf den mit der Vorlage des Geschäftsberichts 2021 veröffentlichten NAV von 7,34 Euro je Aktie gehandelt. Eine derart große Lücke gab es schon ewig nicht mehr. Dabei haben die Analysten von Montega ihre Kaufempfehlung explizit bekräftigt – wenn auch mit einem von 7,80 auf 6,00 Euro reduzierten Kursziel. Normalerweise müssten kühl rechnende Investoren also längst auf das krasse Missverhältnis aufmerksam geworden sein. Doch in volatilen Zeiten, in denen ein liquider Börsenhandel an sich schon einen nicht zu unterschätzenden Wert darstellt, wird es für marktenge Small Caps doppelt schwierig. „Wir brauchen eine andere Größenordnung“, weiß auch Daniel Wild.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,70 | 20,25 | 13,51 | 9,84 | 10,10 | 11,42 | 0,15 | |
EBITDA1,2 | -1,09 | -0,55 | -1,57 | -2,25 | -1,11 | -0,68 | -0,33 | |
EBITDA-Marge3 | -6,53 | -2,72 | -11,62 | -22,87 | -10,99 | -5,95 | -220,00 | |
EBIT1,4 | -1,81 | -1,89 | -2,21 | -2,99 | -1,82 | -1,25 | -1,03 | |
EBIT-Marge5 | -10,84 | -9,33 | -16,36 | -30,39 | -18,02 | -10,95 | -686,67 | |
Jahresüberschuss1 | 0,43 | -1,75 | -1,75 | 2,94 | 3,77 | -2,52 | -1,10 | |
Netto-Marge6 | 2,57 | -8,64 | -12,95 | 29,88 | 37,33 | -22,07 | -733,33 | |
Cashflow1,7 | -1,26 | -1,25 | -1,70 | -2,77 | -1,58 | -0,91 | -0,39 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,09 | -0,43 | -0,29 | 0,48 | 0,55 | -0,38 | -0,16 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Mit einer Marktkapitalisierung von lediglich knapp 25 Mio. Euro, wovon auch nur 22,5 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen sind, ist das Unternehmen für viele institutionelle Investoren einfach zu klein. Das wiederum eröffnet für risikobereite Privatanleger mit einem längeren Anlagehorizont durchaus Chancen. Immerhin gibt es hier – etwas flapsig ausgedrückt – den 1 Euro für 50 Cent zu kaufen. Und für das laufende Jahr stellt Vorstand Manfred Danner sogar einen nochmaligen Anstieg des NAV um fünf bis zehn Prozent in Aussicht – rein organisch wohlgemerkt. Eine eher konservative Einschätzung. Immerhin lässt Daniel Wild im Hintergrundgespräch durchblicken, dass er für das zweite Halbjahr mit dem Zukauf attraktiver Portfolios rechnet und gleichzeitig auch auf der Exit-Seite aktiv bleiben will.
Finanziert werden Akquisitionen üblicherweise über eine Mischung aus Cash, Verkäuferdarlehen sowie der eigenen Aktie als Währung. Nun: Mit Blick auf die letztere Komponente ist wohl eher nicht mit einem schnellen Dealflow zu rechnen. Grundsätzliches Ziel bleibt es aber, das Portfolio via Zukäufe mittelfristig Richtung 100 Mio. Euro zu hieven. „Unser Anspruch ist es, den Aktionären nicht nur Wachstum im Portfolio und beim NAV, sondern mit unserer Aktie auch eine flexible und kostengünstige Option für digitalisierungs- und technologiegetriebene Early-Stage-Investments zu bieten“, sagt Manfred Danner.
Nach dem Corona-Crash vom Frühjahr 2020 haben sich Kurse von um die 3,60 Euro jedenfalls als super Gelegenheit für risikofreudige Anleger entpuppt. Perfekt timen lässt sich so ein Einstieg zwar nie, doch Aufsichtsrat Daniel Wild wird in den kommenden Wochen weiter auf Tour gehen, um Investoren von der im Münchner Spezialsegment m:access gelisteten Mountain Alliance-Aktie zu überzeugen. Nächste Gelegenheit hierfür ist die Frühjahrskonferenz in Frankfurt vom 23. bis 25. Mai 2022. „Unser Portfolio ist sehr fair bewertet und bietet viel Luft nach oben“, sagt Wild.
Foto: Clipdealer