Bei seiner Präsentation auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz Mitte November 2023 zeigte sich Bio-Gate-Vorstand Marc Lloret-Grau noch ein wenig konsterniert darüber, dass die Beteiligungsgesellschaft Mountain Alliance seit Monaten ihr Paket an dem auf medizinische Spezialbeschichtungen ausgerichteten Unternehmen über die Börse verkauft und die Notiz deshalb so unter Druck geraten sei. Nun: Die andere Seite der Medaille ist, dass Mountain Alliance mit der Veräußerung von Bio-Gate im Grunde viel zu lange gewartet hat, zumal die Nürnberger mit ihrem Geschäftsmodell schon längst nicht mehr in die digitale Ausrichtung von Mountain Alliance gepasst haben und wohl zu einem nicht unerheblichen Teil aufgrund des Prinzips Hoffnung sowie der Marktenge des Titels ihren Platz im Portfolio behalten haben. Tatsächlich blieb Bio-Gate mit seiner gemessen an der Unternehmensgröße enorm breiten Aufstellung regelmäßig hinter den Erwartungen zurück – und auch jetzt müssen die Anleger weit nach vorn schauen.
Im Jahresverlauf 2023 hat Mountain Alliance daher – genau wie bei dem Datenbankspezialisten Exasol – reinen Tisch gemacht und mit dem Abverkauf von Bio-Gate-Aktien begonnen. Pünktlich zum Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG in Frankfurt meldet die Gesellschaft jetzt Vollzug: Sprich der komplette Exit bei Bio-Gate ist durch. „Durch den Verkauf von Exasol und nun Bio-Gate, deren Kursschwächen regelmäßig die erfolgreiche Entwicklung unseres Kernportfolios überschattet hatten, ist künftig ein klarerer Blick auf die positive Wertentwicklung unserer nicht notierten Beteiligungen möglich“, sagt Vorstand Manfred Danner. Auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt zeigt sich Mountain Alliance, vorgestellt durch Aufsichtsrat und Großaktionär Daniel Wild, durchweg optimistisch, was die weitere Entwicklung angeht. Zudem räumt er mit dem möglicherweise bestehenden Vorurteil auf, dass Mountain Alliance an einem Haufen defizitärer Start-ups beteiligt sei. „Unser Portfolio sieht mehr aus wie Private Equity“, sagt Daniel Wild, der derzeit aktiv seinen Bestand an Mountain Alliance-Aktien aufstockt.
Trigger für den Spezialwert gibt es genug: Am offensichtlichsten ist der markante Discount von zurzeit knapp 60 Prozent zu dem per 30. Juni 2023 ausgewiesenen Substanzwert (Net Asset Value) von 6,91 Euro je Aktie. Zudem schürt Daniel Wild die Spekulation, dass Mountain Alliance im laufenden Jahr auch noch den verbliebenen 1-Prozent-Anteil an dem Tierbedarfshändler AlphaPet veräußert und so die eigene Bilanz weiter aufpoliert. Wenn alles hinhaut, hat Mountain Alliance zum Jahresende nicht nur keine Schulden mehr, sondern verfügt idealerweise sogar über eine – wie Daniel Wild es ausdrückt – „nice Cash-Position“.
Dieser Zustand könnte sich noch viel deutlicher manifestieren, sollte sich Mountain Alliance im kommenden Jahr komplett von ihrer wertvollsten Beteiligung – der Online-Sprachschule Lingoda – trennen. In diesem Szenario wäre sogar eine Extra-Dividende für die Aktionäre denkbar. Aber auch der T-Shirt-Bedrucker Shirtinator steht auf der Verkaufsliste, wodurch weitere Mittel zufließen würden. Mit Blick auf den avisierten Zukauf von neuen Beteiligungen oder gar ganzen Portfolien dürfte es bei den aktuellen Aktienkursen ohnehin zu einem Wechsel hin zu stärker cashbasierten Transaktionen kommen.
Größtes Manko bezogen auf die eigene Visibilität am Kapitalmarkt bleibt hingegen klar der geringe Börsenwert von lediglich knapp 20 Mio. Euro. „Wir sind zu klein“, räumt Daniel Wild ein. Aber exakt aus diesem Grund ist das Team von Mountain Alliance regelmäßig auch auf Aktien-Konferenzen wie jetzt dem Eigenkapitalforum unterwegs. In Frankfurt hat Daniel Wild die Story auf jeden Fall ziemlich gut rübergebracht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,70 | 20,25 | 13,51 | 9,84 | 10,10 | 11,42 | 0,15 | |
EBITDA1,2 | -1,09 | -0,55 | -1,57 | -2,25 | -1,11 | -0,68 | -0,33 | |
EBITDA-Marge3 | -6,53 | -2,72 | -11,62 | -22,87 | -10,99 | -5,95 | -220,00 | |
EBIT1,4 | -1,81 | -1,89 | -2,21 | -2,99 | -1,82 | -1,25 | -1,03 | |
EBIT-Marge5 | -10,84 | -9,33 | -16,36 | -30,39 | -18,02 | -10,95 | -686,67 | |
Jahresüberschuss1 | 0,43 | -1,75 | -1,75 | 2,94 | 3,77 | -2,52 | -1,10 | |
Netto-Marge6 | 2,57 | -8,64 | -12,95 | 29,88 | 37,33 | -22,07 | -733,33 | |
Cashflow1,7 | -1,26 | -1,25 | -1,70 | -2,77 | -1,58 | -0,91 | -0,39 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,09 | -0,43 | -0,29 | 0,48 | 0,55 | -0,38 | -0,16 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Foto: Unsplash+
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