„An der Aktie bleiben wir dran“, haben wir nach unserem Gespräch mit Mountain Alliance-Aufsichtsrat Daniel Wild auf dem Hamburger Investorentag HIT Ende August versprochen (HIER). Höchste Eisenbahn für ein erstes Update, denn in der kurzen Zeitspanne seit dem HIT ist bereits viel passiert. Dabei hieß es für boersengefluester.de Anfang September erst einmal durchschnaufen, denn die im Portfolio der Beteiligungsgesellschaft befindliche Asknet Solutions musste nicht nur ihre Prognose für 2021 deutlich kappen, sondern gleich auch eine Verlustanzeige auf den Weg schicken. Die Bilanzampel steht für den E-Commercespezialisten mit Ausrichtung auf den Hochschulsektor zurzeit also auf der Schwelle von gelb zu rot. Immerhin bestätigte Asknet Solutions seine Mittelfristziele bis 2023, sonst wäre die Börsenreaktion wohl noch heftiger ausgefallen, als das bislang aufgelaufene Kursminus von rund 27 Prozent. Durchgerechnet auf den Mountain Alliance-Anteil von 22,7 Prozent schlägt sich der Kursrutsch von Asknet zurzeit mit etwas mehr als 0,7 Mio. Euro – entsprechend knapp 0,10 Euro je Aktie – nieder. Das ist super ärgerlich, aber eben doch verschmerzbar.
Zu unserer Überraschung taucht die enttäuschende Entwicklung von Asknet aber nicht einmal im Nachtragsbericht des jetzt vorgelegten Halbjahresberichts von Mountain Alliance (MA) auf. Umso präsenter ist die noch rund sieben Prozent ausmachende Beteiligung an der Online-Sprachschule Lingoda im Q2-Report. Kein Wunder: Schließlich ist der Wert von Lingoda nach der jüngsten Finanzierungsrunde (HIER) – angeführt von dem Private Equity-Unternehmen Summit Partners – kräftig in die Höhe geschossen. Entsprechend kletterte auch der Substanzwert (Net Asset Value) von Mountain Alliance seit dem Jahresende 2020 von 6,93 auf jetzt 7,67 Euro je Aktie. Zum Vergleich: Die aktuelle MA-Notiz bewegt sich bei 5,60 Euro. Angetrieben vom deutlich höheren Beteiligungsergebnis von 7,49 Mio. Euro drehte entsprechend auch der Überschuss zum Halbjahr von minus 0,45 auf plus auf 4,96 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie kam parallel dazu von minus 0,05 auf plus 0,75 Euro voran. Insgesamt also eine sehr beachtliche Entwicklung.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,70 | 20,25 | 13,51 | 9,84 | 10,10 | 11,42 | 0,15 | |
EBITDA1,2 | -1,09 | -0,55 | -1,57 | -2,25 | -1,11 | -0,68 | -0,33 | |
EBITDA-Marge3 | -6,53 | -2,72 | -11,62 | -22,87 | -10,99 | -5,95 | -220,00 | |
EBIT1,4 | -1,81 | -1,89 | -2,21 | -2,99 | -1,82 | -1,25 | -1,03 | |
EBIT-Marge5 | -10,84 | -9,33 | -16,36 | -30,39 | -18,02 | -10,95 | -686,67 | |
Jahresüberschuss1 | 0,43 | -1,75 | -1,75 | 2,94 | 3,77 | -2,52 | -1,10 | |
Netto-Marge6 | 2,57 | -8,64 | -12,95 | 29,88 | 37,33 | -22,07 | -733,33 | |
Cashflow1,7 | -1,26 | -1,25 | -1,70 | -2,77 | -1,58 | -0,91 | -0,39 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,09 | -0,43 | -0,29 | 0,48 | 0,55 | -0,38 | -0,16 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Interessant ist das Engagement bei Lingoda insbesondere aber auch deshalb, weil mit der Sprachlern-Plattform Babbel zurzeit ein gut vergleichbares Unternehmen zu einer Milliardenbewertung ein IPO im Franfurter Prime Standard in Angriff nimmt. Je nachdem, wie das – freilich massiv von der Höhe der Marketingausgaben beeinflusste – Geschäftsmodell von Babbel bei den Investoren ankommt, sollten Anleger zumindest indirekt auch immer einen Blick auf Mountain Alliance werfen. Aber auch bezogen auf die anderen Beteiligungen fühlt sich MA-Vorstand Manfred Danner zurzeit recht wohl und schaut zuversichtlich nach vorn: „Wir stehen mit unserem Portfolio erst am Beginn einer vielversprechenden Entwicklung.“ Den NAV zum Jahresende erwartet Danner „um fünf bis zehn Prozent“ über dem Stand vom Jahresende 2020.
Demnach sollte der Substanzwert ungefähr in einer Bandbreite von 7,30 bis 7,60 Euro liegen – also leicht unterhalb des zum Halbjahr ausgewiesenen Werts. Mit Sicherheit spielt hier die Entwicklung von Asknet eine Rolle. Aber auch die Beteiligung an der auf Datenbankoptimierungen spezialisierten Exasol läuft an der Börse seit Monaten in die falsche Richtung. Die jetzt vorgelegten Halbjahreszahlen geben da kaum Entspannungssignale. Sehr viel freundlicher sieht das schon die Entwicklung bei dem Beschichtungsunternehmen Bio-Gate aus, bei dem Mountain Alliance schon seit einer gefühlten Ewigkeit engagiert ist.
Mittelfristig bleibt es dabei, dass die Münchner ihren Portfoliowert – auch via Akquisitionen – auf 100 Mio. Euro hieven wollen. Per saldo sehen wir die im Spezialsegment m:access gelistete Aktie als spürbar zu niedrig bewertet an. Normalerweise sollte sich der Anteilschein zumindest in die Nähe des NAV – entsprechend einem Kursziel von 7 Euro – begeben. Wie bereits am Anfang gesagt: Wir bleiben dran an der Aktie.
Foto: Matt Duncan auf Unsplash