Schwieriges Terrain für Anleger war zuletzt die Aktie von Mountain Alliance. Zwar gelang es der VC-Beteiligungsgesellschaft in den vergangenen Monaten einige (Teil)-Exits zu realisieren und in dem auf digitale Geschäftsmodelle zugeschnittenen Portfolio auch sonst gute Fortschritte zu erzielen. Ankreiden lassen muss sich die Gesellschaft aber, dass sich insbesondere die Position an der börsennotierten Bio-Gate AG noch immer im Depot befindet – trotz der komplett enttäuschenden operativen Performance des Beschichtungsspezialisten. Dabei steht Beteiligungs-Oldie Bio-Gate auf der Liste potenzieller Verkaufskandidaten schon geraume Zeit weit oben. Und selbst wenn die Nürnberger für 2023 deutliche Verbesserungen für Umsatz und Ergebnis ankündigen – an der Börse glaubt derzeit kaum jemand an den Turnaround. Eine schwierige Gemengelage, zumal eine Trennung vom Bio-Gate-Paket nochmals den Druck auf den Microcap verstärken dürfte.
Nicht viel besser sehen die Zahlen des ebenfalls gelisteten Anbieters einer Analyse-Datenbank Exasol aus. Hier ist das ausgewiesene Eigenkapital seit 2020 von 48,3 auf nur noch 5,5 Mio. Euro geschmolzen. Von der Performance der längst delisteten Asknet Solutions ganz zu schweigen. Jedenfalls sorgt dieses Trio maßgeblich dafür, dass der Net Asset Value (NAV) von Mountain Alliance im vergangenen Jahr von 7,34 auf 6,89 Euro je Aktie zurückgekommen ist. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 3,04 Euro wird der im Münchner Spezialsegment m:access enthaltene Titel also mit einem Abschlag von rund 55 Prozent auf den Substanzwert gehandelt. Das ist auch für Mountain Alliance-Verhältnisse ein extrem hoher Wert und signalisiert für sich genommen stattliches Aufwärtspotenzial.
Um sich nachhaltig aus der Bewertungsfalle zu befreien, dürfte allerdings selbst eine ausgeprägte Kursrally bei Bio-Gate oder Exasol kaum ausreichend sein. Am Ende ist der geringe Börsenwert von rund 21 Mio. Euro – bei einem Streubesitzanteil von gerade einmal 19,4 Prozent – das vermutlich größte Hemmnis aus Investorensicht bei Mountain Alliance. Was wären also denkbare Szenarien? Spekuliert wird seit längerer Zeit auf einen größeren Portfoliokauf, der den Gesamtwert des Unternehmens spürbar heben würde. Angesichts des deutlich veränderten Zinsumfelds und der damit verbundenen Bewertungsabschläge im Technologiesektor dürften Anleger aber eher froh sein, dass das Management von Mountain Alliance um Vorstand Manfred Danner nicht zu Schnellschüssen neigt. Trotzdem: Für das laufende Jahr sollten Anleger diesbezüglich auf Neuigkeiten hoffen.
Eine radikale Änderung des Geschäftsmodells hin zu einem Assetmanager, wie es etwa SGT German Private Equity vorgemacht hat, sehen wir indes eher nicht. Immerhin hat sich bei dem Frankfurter SGT-Team gezeigt, wie langwierig solch ein Prozess ist und mit welchen Fallstricken er verbunden ist. Bliebe der Zusammenschluss mit einem anderen börsennotierten Unternehmen aus dem Sektor. So fürchterlich groß ist die Auswahl diesbezüglich auf dem heimischen Kurszettel aber gar nicht, zumal es regelmäßig auch die Aktionärskreise zu berücksichtigen gilt.
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Keine großen Vorteile aus Mountain Alliance-Sicht sieht boersengefluester.de auch in der umgekehrten Variante – also einem Delisting. Schließlich ist die Börsennotiz eines des wesentlichen Assets der Investmentstory. Bleibt am Ende vielleicht doch nur der Faktor Geduld sowie ein glückliches Händchen bei der Portfolioauswahl. Mit den Engagements bei Firmen wie der Online-Sprachschule Lingoda, der Tiernahrungsplattform AlphaPet oder der auf Ladeinfrastruktursysteme für Elektrofahrzeuge ausgerichteten Qwello haben die Münchner jedenfalls bereits bewiesen, dass Venture Capital eine attraktive Assetklasse sein kann. „Diesen Weg wollen wir fortschreiten und das Portfolio weiter ausbauen“, sagt Vorstand Manfred Danner und kündigt für das laufende Jahr eine organische Steigerung des NAV um 5 bis 10 Prozent an. Das verändert die aktuellen Bewertungskennzahlen zwar nicht wirklich entscheidend, zeigt aber, dass die Börse bei Mountain Alliance derzeit zu pessimistisch ist.
Immerhin: Von seinen Tiefständen um 2,45 Euro hat sich der Titel bereits spürbar gelöst. Ein Anfang ist also gemacht. Bleibt zu hoffen, dass der Trend anhält. Zudem präsentiert die Gesellschaft am 15. Mai 2023 auf der Frühjahreskonferenz in Frankfurt. Eine gute Gelegenheit, um Investoren von der Story zu überzeugen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,70 | 20,25 | 13,51 | 9,84 | 10,10 | 11,42 | 0,15 | |
EBITDA1,2 | -1,09 | -0,55 | -1,57 | -2,25 | -1,11 | -0,68 | -0,33 | |
EBITDA-Marge3 | -6,53 | -2,72 | -11,62 | -22,87 | -10,99 | -5,95 | -220,00 | |
EBIT1,4 | -1,81 | -1,89 | -2,21 | -2,99 | -1,82 | -1,25 | -1,03 | |
EBIT-Marge5 | -10,84 | -9,33 | -16,36 | -30,39 | -18,02 | -10,95 | -686,67 | |
Jahresüberschuss1 | 0,43 | -1,75 | -1,75 | 2,94 | 3,77 | -2,52 | -1,10 | |
Netto-Marge6 | 2,57 | -8,64 | -12,95 | 29,88 | 37,33 | -22,07 | -733,33 | |
Cashflow1,7 | -1,26 | -1,25 | -1,70 | -2,77 | -1,58 | -0,91 | -0,39 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,09 | -0,43 | -0,29 | 0,48 | 0,55 | -0,38 | -0,16 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Foto: Clipdealer
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