Mit ein wenig Glück ist das Schlimmste vielleicht schon vorbei. Immerhin sieht es so aus, als ob der Aktienkurs von MorphoSys tatsächlich einen Boden ausbilden könnte: Gegenüber dem Mehr-Jahres-Hoch von Ende 2014 war die Notiz zuvor um mehr als die Hälfte eingebrochen. Dabei zeigen sich zusehends die Erfolge der Arbeit der vergangenen fast 25 Jahre. So rücken die ersten Medikamentenumsätze in greifbare Nähe. Entsprechend optimistisch ist Vorstandschef Simon Moroney, denn für zwei seiner Medikamentenkandidaten, die die Biotechfirma mit zwei Partnern entwickelt hat, könnte im Jahr 2016 die Zulassung beantragt werden. Ganz vorn steht das Mittel Bimagrumab gegen die Muskelerkrankung sporadische Einschlusskörpermyositis (sIBM) in Kooperation mit dem Pharmakonzern Novartis. Nach dem Abschluss der aktuellen Studie soll der Zulassungsantrag noch 2016 gestellt werden und das Produkt im nächsten Jahr im Markt eingeführt werden. Ähnliches ist auch für das Schuppenflechtemittel Guselkumab (mit Janssen) geplant. – Wenn man sich als Journalist etwas wünschen dürfte, dann andere Namen für die Produkte, aber das sei nur am Rande erwähnt. – „Die ersten therapeutischen Antikörper stehen vor der Marktzulassung und rücken produktbezogene Umsätze in greifbare Nähe. Wir erwarten, dass diese in den nächsten Jahren signifikant steigen werden“, sagt Moroney.
Der Firmenlenker will den Erfolg in den Partnerschaften nutzen, um die firmeneigene Pipeline zügig voranzutreiben. Am besten ist MorphoSys bei seinen Antikörpern MOR202 und MOR208 vorangekommen. MOR202 ist ein Antikörper für die Behandlung des multiplen Myeloms (kurz MM, eine Krebserkrankung des Knochenmarks) und bestimmter Leukämien (Blutkrebs). MOR208 ist ein Antikörper zur Behandlung maligner (bedeutet fortschreitend zerstörerisch) Erkrankungen der B-Zellen. „Unser firmeneigenes Portfolio hat sich ebenfalls sehr positiv entwickelt und die zwei am weitesten fortgeschrittenen Programme nähern sich der entscheidenden Phase der klinischen Entwicklung“, betont Moroney. Angesichts dieser Nachrichten müsste die MorphoSys-Aktie eigentlich deutlich auf dem Weg nach oben sein. Genau das ist sie aber nicht. Denn die Investoren schauen einmal mehr auf die Profitabilität und da sieht es gar nicht gut aus. Moroney will die Kosten für die firmeneigene Forschung und Entwicklung von 56,6 Mio. Euro für 2015 auf 76 bis 83 Mio. Euro steigern.
Die Folge: Ein Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 58 bis 68 Mio. Euro. Angesichts der tiefroten Zahlen sehen die Investoren rot und drücken den Verkaufsknopf. Im Jahr 2015 hatte die vorzeitige Beendigung einer Entwicklungspartnerschaft mit dem US-Biotechriesen Celgene noch für Einmalzahlungen von rund 59 Mio. Euro gesorgt, wodurch der Konzernumsatz von MorphoSys um zwei Drittel auf 106,2 Mio. Euro nach oben geschossen war. Für 2016 geht Moroney von Erlösen von lediglich 47 bis 52 Mio. Euro aus – und eben einem operativen Verlust von 58 bis 68 Mio. Euro, nach einem Gewinn von 17,2 Mio. für 2015. Die Aufstockung der Gelder für die firmeneigene Forschung und Entwicklung kann sich MorphoSys gut leisten, sitzt der Konzern doch auf einer Liquiditätsposition von knapp 300 Mio. Euro.
Etliche der langjährigen Aktionäre von MorphoSys dürften sich aber wohl wünschen, dass der Konzern endlich nachhaltig schwarze Zahlen schreibt. Damit sieht es allerdings nicht so gut aus, denn die Biotechfirma dürfte laut den Schätzungen der Analysten auf absehbare Zeit weiterhin Verluste schreiben. So soll der Umsatz im Jahr 2017 auf 69,5 Mio. Euro steigen, im Folgejahr aber auf 44,3 Mio. Euro sinken. Hingegen soll der EBIT-Verlust von 43,1 Mio. für 2017 auf 59 Mio. steigen. Dass die Umsatz- und Gewinnschätzungen der Biotechfirma mit einem enorm hohen Unsicherheitsfaktor behaftet sind, versteht sich von selbst. Wie könnte es also mit der TecDAX-Aktie weitergehen? Nach der Talfahrt ist der Börsenwert zwar auf 1,08 Mrd. Euro gesunken. Abzüglich der Liquidität von rund 300 Mio. Euro wird das Geschäft von MorphoSys aber immer noch mit 760 Mio. Euro bewertet. Das ist das Elffache des erwarteten 2017er-Umsatzes und damit ein enorm hoher Wert.
Das zeigt, dass noch eine große Menge Zuversicht in der Aktie eingepreist ist. Wenn sich nicht abzeichnet, dass es schon bald positive Nachrichten zu Bimagrumab oder Guselkumab geben sollte, könnte das Papier – trotz der aktuellen Stabilisierung – die Talfahrt fortsetzen. Hingegen könnte der Titel einen deutlichen Kurshüpfer machen, falls Gerüchte aufkommen sollten, dass beispielsweise Novartis oder ein anderer Partner über ein Übernahmeangebot für MorphoSys nachdenkt. Bei der hohen Bewertung von MorphoSys erscheint dieser Fall allerdings relativ unwahrscheinlich, zumal ein potenzieller Käufer im Falle eines Übernahmeangebotes üblicherweise einen kräftigen Aufschlag auf die ohnehin hohe Bewertung zahlen müsste.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Foto: MorphoSys AG