Komplett nach unten durchgereicht wurde zuletzt der Aktienkurs von Mobotix. Allein in den vergangenen drei Monaten türmte sich das Minus auf 50 Prozent. Zurzeit kostet das Papier des Anbieters von Videoüberwachungssystemen nur noch 7,40 Euro – Anfang 2012 waren es annähernd 27 Euro. „Wie tief droht die Notiz noch zu fallen?“, fragen sich besorgte Anleger. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser hatten nach der jüngsten Gewinnwarnung von Anfang Juli ihre Verkaufsempfehlung mit einem von 9 Euro auf 7,22 Euro reduzierten Kursziel versehen. Dort wären wir momentan angekommen. Dabei hat der Börsenwert von gegenwärtig 98 Mio. Euro nun sogar die 100-Millionen-Euro-Schwelle nach unten durchbrochen. Der offizielle Streubesitz beträgt 39,49 Prozent. Knapp die Hälfte aller Stücke sind Firmengründer Ralf Hinkel zuzurechnen, der gleichzeitig dem Aufsichtsrat vorsteht. Hinkel gilt nicht gerade als großer Börsenfreund.
In Kombination mit dem vor geraumer Zeit vorgenommenen Wechsel in den Entry Standard, ist die Mobotix-Aktie daher ein potenzieller Kandidat für einen Börsenrückzug ohne Abfindungsangebot. Die Investmentgesellschaft Scherzer & Co. hat ihren Bestand vermutlich bereits abgebaut. Jedenfalls zählt Mobotix nicht mehr zu den zehn wichtigsten Positionen der Kölner. Kann aber auch sein, dass dies eine indirekte Folge des rapiden Kursverfalls der Mobotix-Aktie ist. Dennoch: Auf dem aktuellen Niveau ändert boersengefluester.de seine Handlungsempfehlung von „Verkaufen“ auf „Halten“. Technologisch genießt Mobotix noch immer einen tadellosen Ruf. Die Bewertung des Unternehmens ist längst nicht mehr so sportlich wie noch vor einem halben Jahr. Gut möglich also, dass der Kursverfall allmählich zum Stoppen kommt. Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2013/14 sind für den 20. November angesetzt. Am 18. Dezember 2014 steht die Hauptversammlung an. Das Aktionärstreffen im vergangenen Jahr hatte es dabei in sich. Unter anderem votierte Hinkel damals kurzerhand für einen von 0,50 auf 0,75 Euro je Aktie erhöhten Dividendenvorschlag. Wenig später krempelte er dann überraschend den Vorstand erneut um. Es liegt also ein bewegtes Jahr hinter Mobotix.
Verglichen damit haben die Aktionäre des Marktführers Axis Communications eine ruhige Zeit verbracht, selbst wenn auch der Anteilschein der Schweden per saldo nicht von der Stelle kommt. Dafür ist der Anteilschein von Axis mittlerweile ungleich höher bewertet. Zurzeit wird Axis mit dem 17fachen des für 2015 erwarteten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bewertet. Mobotix kommt hier auf einen Faktor von rund 14. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von Axis erreicht stattliche 19,7. Bei Mobotix beträgt das KBV mittlerweile 2,8. Schnäppchenkurse sind das zwar alles noch nicht. Auf die Beobachtungsliste gehört die Mobotix-Aktie mittlerweile dennoch. Worst case wäre für Privatanleger ein kaltes Delisting. Dafür besteht andererseits die Chance auf einen deutlichen Turnaround im kommenden Jahr. Abschminken müssen sich Anleger allerdings vermutlich eine Dividendenzahlung für 2013/14. Alles andere wäre eine komplette Überraschung.