Zugegeben: Eine Investor-Relations-Offensive war angesichts des vor knapp einem Jahr erfolgten Wechsels in den schwach regulierten Entry Standard bei Mobotix nicht unbedingt zu erwarten. Doch die aktuelle Informationspolitik des Spezialisten für Video-Sicherheitssysteme ist schon ungewöhnlich – selbst für Freiverkehrs-Verhältnisse. Ohne eine flankierende Pressemitteilung hat Mobotix nämlich wichtige Dokumente wie den Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2013/14 (per 30. September) sowie die Einladung zur Hauptversammlung am 18. Dezember 2014 auf der eigenen Homepage veröffentlicht – versteckt im Bereich Investors im Unterpunkt Hauptversammlung. Da muss man schon gezielt suchen, um diese Informationen zu entdecken.
Mobotix hat ein rabenschwarzes Jahr hinter sich. Der Aktienkurs fiel in den vergangenen zwölf Monaten von knapp 16 auf zuletzt 12 Euro. Das August-Tief lag südlich der 7-Euro-Marke. Der Einbruch kam nicht von ungefähr: Zwei saftige Gewinnwarnungen, Patentstreitigkeiten in den USA und Spekulationen um Verkaufsabsichten von Großaktionär Ralf Hinkel waren zu viel für den Small Cap. Doch Mitte August drehte die Stimmung für die Mobotix-Aktie. Boersengefluester.de hatte in mehreren Beiträgen darauf hingewiesen. Anfänglich war es mehr eine Hoffnungsrally, weil die Gesellschaft mit ihren Videosystemen mitunter in ähnlichen Bereichen tätig ist wie einige zwischenzeitlich an der Nasdaq extrem gehypte amerikanische Gesellschaften vom Schlage Image Sensing Systems (WKN: 901650) oder Digital Ally (WKN: A1J3HE). Während die Party hier längst einem ordentlichen Kater gewichen ist, hat sich die Mobotix-Aktie in den vergangenen Wochen kontinuierlich nach oben entwickelt. Unterfüttert wurde der Anstieg durch positive Gerichtsurteile gegen die US-Company e-Watch, mit der Mobotix im Clinch lag.
Zudem machten Gerüchte die Runde, wonach der Kurseinbruch aus den Sommermonaten dem Firmengründer gar nicht so ungelegen kam. Immerhin teilte Ralf Hinkel im Oktober mit, dass er seine Anteile an der Ralf Hinkel Holding GmbH – die Gesellschaft hält immerhin knapp 50 Prozent an Mobotix – zu 80 Prozent an seine Frau und die vier Kinder übertragen hat. Das Thema Optimierung der Schenkungsteuer könnte dabei eine Rolle gespielt haben. Scheinbar hatte die Börse bei Mobotix nach unten übertrieben. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die wirtschaftliche Situation der ehemaligen Vorzeige-Neuemission von 2007 massiv verschlechtert hatte. Zuletzt kündigte der Vorstand gerade einmal ein „gering positives Ergebnis” für 2013/14 an. Diese Befürchtungen haben sich nun bestätigt: Bei einem Erlösminus von gut neun Prozent auf 78,5 Mio. Euro brach das Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 18,2 auf 2,3 Mio. Euro ein. Der Jahresüberschuss knickte auf gerade einmal 1,1 Mio. Euro zusammen. Notorische Optimisten würden vermutlich sagen: Hätte auch noch schlimmer kommen können – immerhin keine roten Zahlen. Zudem streicht Mobotix nicht – wie eigentlich zu befürchten war – die Dividende komplett, sondern will zur HV eine von 0,75 auf 0,30 Euro je Aktie reduzierte Ausschüttung vorschlagen. Das entspricht einer Rendite von gegenwärtig knapp 2,6 Prozent.
Als Sündenbock steht dagegen der frühere Vertriebsboss Magnus Ekerot da, der von Oktober 2013 bis Februar 2014 sogar den Vorstandssitz übernahm – dann aber überraschend gefeuert wurde. Dabei galt der Schwede zwischenzeitlich als Hoffnungsträger. Nun soll ihm auf der Hauptversammlung sogar die Entlastung verweigert werden. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Hinkel lässt kein gutes Haar an der Arbeit von Ekerot. „Der deutliche Umsatzrückgang ist im Wesentlichen vertrieblichen Fehlentscheidungen des Vorjahres und einer späten Reaktion auf den durchgeführten Technologiewechsel geschuldet. Die Vertragsgestaltung des 2012 eingeführten „Partnervertriebsprogramms” und seiner Randbedingungen wurde weltweit nicht akzeptiert und hat zu Verstimmungen im Vertriebssystem geführt. Gleichzeitig wurde durch Aufbau der Warenlager bei den Distributoren ein Überhang geschaffen, der den notwendigen Technologiewechsel behinderte”, betont Hinkel im Report des Aufsichtsrats. Ebenfalls bemerkenswert ist die Abrechnung mit der lange Zeit als Wachstumschance angesehenen Haustechnik – sprich Videosysteme für die Türöffnung. Die Investitionen hierfür haben laut Hinkel „in den letzten drei Jahren einen großen Anteil der Entwicklungsressourcen belegt”. Den mittlerweile erreichten Umsatzanteil stuft er hingegen als „mehr als unbefriedigend” ein. Angesichts des Preisverfalls bei der Hardware kann der Königsweg für Mobotix daher nur über die Fokussierung auf Video-Management-Software führen. Darüber hinaus scheint Mobotix aber auch über die Produktschiene neue Dinge auszuprobieren und auf abgespeckte Varianten wie die Kameraserie i25 für die Hausüberwachung zu setzen.
Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr ist noch nicht sonderlich konkret. Mobotix stellt ein Erlösplus von rund zwölf Prozent auf dann etwa 88 Mio. Euro in Aussicht. Das EBIT soll dabei „deutlich überproportional” wachsen. Angesichts der niedrigen Basis ist das allerdings keine sonderliche Kunst. Die Frage ist eher, wie nahe Mobotix wieder an frühere Zeiten anschließen kann, als das EBIT im Schnitt bei 19 Mio. Euro lag. Dennoch: Boersengefluester.de sieht Mobotix auf dem richtigen Weg. Wir bleiben daher bei der Kaufen-Empfehlung für den Small Cap.