Privatanleger aufgepasst: Vom 23. bis 26. September 2014 findet in Essen die Sicherheitsmesse Security statt. Mit am Start im Ruhrgebiet ist Mobotix. Die Gesellschaft aus Langmeil nahe Kaiserslautern stellt auf der Messe unter anderem ihre neue Generation an Wärmebildkameras vor. Mehr als 1000 Aussteller und Fachbesucher aus aller Herren Länder werden auf der wichtigsten Messe für Sicherheit und Brandschutz erwartet. Derweil präsentiert sich das Chartbild von Mobotix in einer super interessanten Formation. Nach dem scharfen Kursverfall im laufenden Jahr von 15 Euro auf im Tief 7 Euro, änderte die Notiz im August plötzlich ihre Richtung und schoss bis deutlich über die Marke von 9 Euro. Anfang September setzte dann eine Konsolidierung ein, die nun aber bereits beendet scheint. Zurzeit nähert sich der Anteilschein wieder mit Elan der Marke von 9 Euro Richtung Norden.
Fundamental ist die Kursentwicklung schwer zu greifen. Das Soft- und Hardwareunternehmen musste zuletzt eine Reihe von Gewinnwarnungen bekannt geben und hat damit viel Vertrauen bei den Investoren zerstört. Zudem gilt die Gesellschaft als potenziell börsenmüde. Rein von der Papierform – einflussreicher Großaktionär, erfolgter Wechsel in ein weniger reguliertes Börsensegment plus die fehlende Notwendigkeit für Kapitalerhöhungen (66 Prozent Eigenkapitalquote) – passt Mobotix perfekt ins Raster für einen Delisting-Kandidaten. Doch noch gibt es keine Anzeichen, dass Firmengründer Ralf Hinkel tatsächlich diese Option ziehen könnte.
Dafür gab es zuletzt einen Erfolg auf juristischer Ebene. So hat Mobotix Corp. – die Vertriebsgesellschaft für den amerikanischen Markt – einen weiteren Fortschritt im Patentstreit mit der US-Company e-Watch, einem Hersteller von Spezialvideokameras und entsprechender Software erzielt. Nach Auffassung von Mobotix haben die Richter „klar dargelegt, dass die dem Patent zugrunde liegende vermeintliche Erfindung bereits vor der Patentanmeldung öffentlich bekannt war“. Für die Ertragskraft wäre ein Ende der juristischen Fehde sehr positiv, immerhin drückten die Rechts- und Beratungskosten zuletzt regelmäßig auf den Gewinn. „Wir sind seit mehr als 15 Jahren Pionier in der IP-Video-Industrie und haben die meisten Innovationen in diesem Bereich geprägt. Darüber hinaus haben wir stets sorgfältig Patente und Markenrechte recherchiert. Deshalb gehen wir davon aus, dass Patentansprüche Dritter nicht mehr greifen, vor allem wenn diese nach 1999 angemeldet wurden”, sagt Heidi Barnum von Mobotix.
Interessant ist die Mobotix-Aktie mit Blick auf die Bewertung vergleichbarer Unternehmen – abseits des Marktführers Axis Communications (WKN: 938990) aus Schweden. Boersengefluester.de hat etwa einen Blick auf Image Sensing Systems (WKN: 901650) aus Amerika geworfen. Die Gesellschaft stellt Videoüberwachungssysteme und Radarkontrollen her, beispielsweise für den Einsatz im Straßenverkehr. Image Sensing Systems erzielte im Vorjahr Erlöse von umgerechnet 20,4 Mio. Euro und kommt zurzeit auf eine Marktkapitalisierung von rund 15,5 Mio. Euro. Anders ausgedrückt: Jeder Euro Umsatz wird mit 75 Cent bewertet. Bei Mobotix wird jeder für das laufende Geschäftsjahr erwartete Euro Umsatz mit etwa 1,55 Euro eingestuft. Das spricht zunächst einmal krass gegen Mobotix. Allerdings arbeiten die Amerikaner seit Jahren hoch defizitär. Das hat die Investoren aber nicht davon abgehalten, die Marktkapitalisierung von Image Sensing Systems Anfang September bis auf 38,5 Mio. Euro zu pushen – freilich nicht nachhaltig. Zurzeit herrscht Katerlaune.
Auch der US-Hersteller von Spezialkameras und Videosystemen Digital Ally (WKN: A1J3HE) muss zurzeit Dampf ablassen. Hier korrigierte die Notiz von 33 Dollar auf 18 Dollar. Noch immer steht Erlösen von umgerechnet 13,8 Mio. Euro jedoch ein Börsenwert von fast 38 Mio. Euro entgegen. Gemessen hieran wirkt die Bewertung von Mobotix wie ein Klacks, zumal auch Digital Ally operativ rote Zahlen schreibt. Noch heftiger sind die Relationen beim Investorenliebling GoPro. Das im Bereich tragbare Actionkameras tätige Unternehmen bringt umgerechnet fast 6,5 Mrd. Euro auf die Börsenwaage – bei erwarteten Erlösen von etwa 830 Mio. Dollar. Zwar lassen sich solche Maßstäbe nicht übertragen, doch für einen guten Schuss Kursfantasie bei Mobotix können sie auf jeden Fall sorgen. Boersengefluester.de stuft die Aktie daher trotz aller operativen Probleme und der nicht von der Hand zu weisenden Gefahr eines Delistings auf Kaufen herauf. Der Depotanteil sollte allerdings wohl dosiert sein. Es handelt sich um eine knallharte Spekulation. Und noch ein Tipp für Messefans: Aus dem heimischen Small-Cap-Universum sind – neben Mobotix – noch R. Stahl, InterCard und Funkwerk auf der Security in Essen vertreten.
Foto: Mobotix AG