Trotz des Kursverdopplers in den vergangenen drei Monaten: Mit einem Börsenwert von nicht einmal 6 Mio. Euro ist die mic AG – mal abgesehen von dem vor dem Delisting stehenden Fintech MyBucks – immer noch das kleinste Unternehmen aus dem Frankfurter Freiverkehrssegment Scale. Im Grunde ein hoffnungsloser Fall, wenn die ehemalige Beteiligungsgesellschaft nach der bilanziellen Sanierung nun nicht den großen Wurf wagen würde. In den Börsenmantel der Münchner soll mit Pyramid Computer nämlich ein veritabler Mittelständler schlüpfen. Die Produkte der Freiburger haben die meisten Menschen bestimmt schon einmal gesehen, vermutlich sogar benutzt: Es handelt sich nämlich um die Displaystationen, mit denen man bei McDonalds seine Burger bestellen, bei Edeka seinen Einkauf abschließen oder im adidas-Geschäft Bestellungen durchführen kann.
Alles andere als eine Start-up-Geschichte, die 1985 gegründete Gesellschaft steht für Umsätze von gegenwärtig circa 55 Mio. Euro – bei EBIT-Margen von rund acht Prozent im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Wie soll der Deal laufen? Immerhin geht es um eine Bewertung von 44 Mio. Euro für Pyramid. Bereits ab dem 10. November soll eine erste Barkapitalerhöhung mit einem erhofften Mittelzufluss von brutto bis zu 6,7 Mio. Euro in die Startphase gehen. Bezugskurs: 2,00 Euro je Anteilschein, wobei Anleger für je acht alte Aktien elf neue Papiere beziehen können. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de räumt – der ansonsten super gut aufgelegte – mic-Vorstand Andreas Empl ein, dass dieser erste Schritt vermutlich der schwierigste sein wird. Andererseits haben wesentliche Ankeraktionäre wohl bereits ihre Teilnahme an der Maßnahme signalisiert. Die restlichen Mittel will Empl auf einer virtuellen Roadshow mobilisieren. Auch hier schätzen wir die Chancen – trotz der aus Börsensicht schwierigen Historie und dem labilen Kapitalmarktumfeld – als eher gut ein.
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Jedenfalls bietet Pyramid Computer eine eingängige Investmentstory mit stattlichem Wachstumspotenzial. Fest steht: Handel und Systemgastronomie werden weiter digitalisieren, und da spielen solche Terminals eine nicht unwesentliche Rolle. Pyramid wiederum befand sich in einem Verkaufsprozess mit Nachfolgeregelung. Da könnte die Konstruktion eines börsennotierten Unternehmens erhebliches Potenzial freisetzen, auch as anorganisches Wachstum angeht. Vermutlich sogar mehr, als über die letztlich zerschlagene Variante eines Verkaufs an eine Private Equity-Gesellschaft. Konkret muss mic für die Finanzierung der Transaktion – neben der bereits erwähnten Barkapitalerhöhung – Bankdarlehen über 5 Mio. Euro aufnehmen. On top bekämen die bisherigen Pyramid-Gründer noch knapp 2,3 Millionen mic-Aktien übertragen. Zudem ist für das zweite Quartal 2021 eine weitere Barkapitalerhöhung geplant, die brutto – so zumindest die Erwartung – nochmals knapp 11 Mio. Euro einbringen soll. Damit wären etwas mehr als die Hälfte des Kaufpreises gesichert, entsprechend gehen im ersten Gang auch „nur“ 52 Prozent von Pyramid an mic über.
Die restlichen 48 Prozent sollen dann am Ende wieder bargeldlos durch die Ausgabe neuer Aktien beglichen werden. Eine komplexe Transaktion, bei der die meisten Privatanleger wohl eher von der Seitenlinie aus zuschauen werden. Wer die Verwässerung scheut und eine ordentliche Portion Risikobereitschaft mitbringt, kann aber auch bei den Kapitalmaßnahmen mitziehen. Die komplette Story haben die Analysten von AlsterResearch zusammengefasst. Boersengefluester.de hat die Studie HIER zum Download auf seinen Server geladen. Lesenswert aber auch erst wenige Wochen alte Studie von Edison Research zu mic “Focus remains on reverse takeover“. Beinahe folgerichtig wäre auch, dass der Name mic AG bald vom Kurszettel verschwinden dürfte. Jedenfalls würde es uns nicht wundern, wenn bereits zur Hauptversammlung am 21. Dezember 2020 einer Umfirmierung in Pyramid auf der Agenda steht. Wir bleiben am Ball. Super auf jeden Fall, dass das Börsensegment Scale um eine neue Story reicher wird.
Foto: Pyramid Computer GmbH