Das wird ein heißer Konzertsommer in München. Unter anderem spielt die Popband Coldplay an drei Abenden im August im Olympiastadion, wo sich wenige Wochen vorher auch Superstar Taylor Swift für zwei Auftritte angesagt hat. Das eigentliche Highlight dürften aber die zehn Konzerte der britischen Sängerin Adele im August auf dem Messegelände in Riem sein. Wer Ticketpreise von bis zu 400 Euro für Adele auf den Tisch legt, wird als mitgereister Fan vermutlich auch in einem eher hochpreisigen Hotel nächtigen wollen. Gut für MHP Hotel, denn mit dem Le Méridien in der Nähe des Hauptbahnhofs sowie dem ganz frisch fertiggestellten Königshof gegenüber vom Stachus hat das Unternehmen zwei exklusive Objekte im Münchner Teil ihres zurzeit aus zehn Hotels – allesamt im Premiumsegment – bestehenden Portfolios als Franchisenehmer im Bestand. „Die Großereignisse werden sich absolut positiv auswirken“, sagt CEO Jörg Frehse bei der digitalen Präsentation der Jahreszahlen 2023 auf der Plattform von mwb Research.
Vermutlich hat Adele für MHP Hotel sogar mehr Relevanz als die Fußball-EM, die allein schon stimulierend genug auf das Geschäft der Touristikbranche wirkt. Knapp drei Jahre nach dem Listing via Revitalisierung eines alten Börsenmantels könnte jetzt also ein guter Zeitpunkt sein, um sich mal wieder näher mit der im Münchner Spezialsegment m:access notierten Aktie von MHP Hotel zu beschäftigen. Kurstechnisch hat sich in der gesamten Zeit nicht übermäßig viel getan, die Notiz bewegt sich erratisch in einer recht engen Spanne – meist zwischen 1,10 und 1,30 Euro. Die überschaubare Resonanz am Kapitalmarkt hängt indes stark mit den bilanziellen Besonderheiten des Hotelbetreibers zusammen, denn MHP musste die Pachtverträge im Zuge der Einbringung in die börsennotierte Gesellschaft neu bewerten lassen und in der Bilanz aktivieren, was seitdem zu hohen Abschreibungen von zuletzt allein knapp 7 Mio. Euro führt. Das wiederum macht es zurzeit kaum möglich, auch unterm Strich positive Zahlen zu zeigen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,05 | 0,04 | 0,01 | 34,43 | 33,31 | 104,85 | 136,27 | |
EBITDA1,2 | -0,25 | -1,07 | -0,16 | 4,06 | 4,42 | 3,65 | 1,13 | |
EBITDA-Marge3 | -500,00 | -2.675,00 | -1.600,00 | 11,79 | 13,27 | 3,48 | 0,83 | |
EBIT1,4 | -1,25 | -1,22 | -0,16 | 3,53 | 3,32 | -3,05 | -6,04 | |
EBIT-Marge5 | -2.500,00 | -3.050,00 | -1.600,00 | 10,25 | 9,97 | -2,91 | -4,43 | |
Jahresüberschuss1 | -1,25 | -1,26 | -0,16 | -3,32 | 2,09 | -7,25 | -6,47 | |
Netto-Marge6 | -2.500,00 | -3.150,00 | -1.600,00 | -9,64 | 6,27 | -6,91 | -4,75 | |
Cashflow1,7 | -0,25 | -1,11 | -0,16 | -0,17 | 4,60 | -1,54 | 0,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,36 | -0,36 | -0,04 | -0,08 | 0,05 | -0,17 | -0,15 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: SDA Treuhand |
Ein Umstand, der das Unternehmen so auch noch eine Weile begleiten wird, selbst wenn die Effekte aus den Abschreibungen im Zeitablauf geringer werden, wie das Management betont. Noch bewegt sich MPH aber im tiefroten Terrain. Für 2023 steht ein Verlust knapp 6,5 Mio. Euro zu Buche – nach einem Fehlbetrag von 7,3 Mio. Euro für 2022. „Das ist noch nicht befriedigend“, räumt CFO Ralf Selke ein. Schließlich hat der Hotelsektor die unmittelbaren Folgen von Corona mittlerweile gut weggesteckt und die gestiegenen Belastungen für Energie und andere Nebenkosten über höhere Zimmerpreise zu einem wesentlichen Teil wieder hereingeholt. Zudem finden Konferenzen und andere Firmenevents längst nicht mehr nur im virtuellen Format statt, sondern füllen wieder die Kontingente von Hotels und Gastronomie. Einzig der Besucherstrom aus Asien ist noch nicht wieder da, wo er einmal war. Dafür reicht ein Blick in die einschlägigen Einkaufsstraßen von Frankfurt, Hamburg oder München. Und selbst wenn die Hotelpreise massiv angezogen haben, im internationalen Vergleich hinkt Deutschland diesbezüglich zurück. „Wir sehen noch viel Upsidepotenzial“, sagt Frehse.
Dass der Kapitalmarkt sich vergleichsweise schwertut mit der MPH-Aktie, hängt – neben dem geringen Streubesitz von nur rund 16 Prozent – vermutlich aber auch mit dem 2019 eingeleiteten Strategieschwenk der Münchner zusammen. Nachdem sich die Gesellschaft früher auf Pachtverträge mit etablierten Hotels fokussiert hat, geht MHP mittlerweile auch mühsamere Wege und wagt sich sogar an kostspielige Umbauten wie im früheren Frankfurter Jumeirah – jetzt JW Marriott Hotel Frankfurt – hinter der Shopping-Mall MyZeil oder gar dem komplett neu aufgebauten Königshof in München. Und selbst wenn alles steht und die Baukosten verdaut sind: Bis sich ein Hotel in einem eingeschwungenen Zustand befindet, vergehen schnell drei bis vier Jahre. „Unser normales Geschäft ist stabil“, beruhigt Finanzvorstand Selke die Investoren.
Um die Effekte der Schwankungen aus dem Projektgeschäft besser zu kommunizieren, hat sich der Vorstand dazu entschlossen, ein bereinigtes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) als wesentliche Kennzahl einzuführen. Zur Einordnung: Für 2023 steht einem berichteten EBITDA von 1,13 Mio. Euro ein bereinigtes EBITDA von 4,02 Mio. Euro entgegen – die Diskrepanz beträgt also knapp 3 Mio. Euro. Für 2024 peilt Selke ein bereinigtes EBITDA von rund 6 Mio. Euro an – bei Erlösen im Bereich um 160 Mio. Euro. Lässt man sich als Investor auf diesen Weichspüler beim Ergebnis ein, sieht die Bewertung der MHP-Aktie in der Tat ansprechend aus. So kommt die Gesellschaft auf schuldenfreier Basis auf einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von etwas mehr als 50 Mio. Euro, was einem Faktor von 8,4 auf das für 2024 zu erwartende operative EBITDA entspricht.
Wird also Zeit, dass sich der Aktienkurs in höhere Gefilden aufmacht, zumal eine Notiz nur unwesentlich oberhalb des Penny Stock-Terrains auch nicht wirklich gut zum Edel-Ambiente des Hotelbetreibers passt. Aber mehr als 43 Millionen Aktien im Umlauf müssen eben auch erst einmal unterbracht werden im Kurs. Da bleibt dann nicht mehr viel Platz für eine hochpreisige Notiz. Das Potenzial ist gleichwohl enorm. Die Analysten kommen nämlich auf sehr ambitionierte Kursziele von bis zu 3 Euro für die Aktie von MPH Hotel.
Foto: MHP Hotel AG
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