In gefährliche Nähe zum PennyStock-Terrain ist in den vergangenen Wochen der Aktienkurs von MHP Hotel gerutscht. Dabei kommt der Betreiber von hochklassigen Hotels operativ gut voran und lässt die Corona-Krise mit Schwung hinter sich. Nachdem sich die Erlöse auch im dritten Quartal sehr erfreulich entwickelt haben und nach neun Monaten 2022 auf nun 69,88 Mio. Euro türmen, peilt CFO Ralf Selke für das Gesamtjahr jetzt das obere Ende der bislang avisierten Umsatzspanne zwischen 90 und 100 Mio. Euro an. Beachtlich ist nach Auffassung von boersengefluester.de insbesondere, dass sich der Umsatz pro verfügbarem Zimmer im dritten Quartal 2022 auf 155 Euro pro Nacht erhöht hat – nach gerade einmal 77 Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bei den Münchnern geht die Verbesserung sowohl mit einer höheren Auslastung als auch einem gestiegenen durchschnittlichen Zimmerpreis einher. Eine insgesamt sehr ermutigende Entwicklung.
Was die Investoren umtreibt, dürfte also vielmehr die Frage sein, ob die Profitabilität mit der strammen Erlösdynamik mithalten kann. Immerhin sind auch Hotelbetreiber von den steigenden Energiepreisen massiv betroffen. Valide einschätzen lässt sich die Situation bei MHP Hotel nur mit Einschränkungen, denn eine aussagekräftige Konzernberichterstattung wird es erst mit Vorlage des Geschäftsberichts für 2022 im kommenden Jahr geben. Immerhin betont CEO Jörg Frehse: „Unsere dynamische Preisgestaltung ermöglicht es uns, die Zimmerpreise auf täglicher Basis an die inflationsbedingten Kostensteigerungen anzupassen.“ Verglichen mit vielen anderen Branchen, hat MHP Hotel hier also schnelle Reaktionsmechanismen, wobei der Spielraum nach oben eben auch seine Grenzen hat. Gerade im privaten Bereich dürfte die Preissensibilität angesichts der allgemeinen Unsicherheit sowie der Inflationssorgen eher zunehmen.
Vergleichsweise entspannt zeigt sich Vorstandssprecher Jörg Frehse indes, was die Auswirkungen der wieder kräftig steigenden COVID-Zahlen aufs operative Geschäft angeht: „Für die bevorstehenden Wintermonate sehen wir aktuell keine Anzeichen, dass mit neuerlichen Einschränkungen aufgrund der Corona-Lage zu rechnen ist.“ Summa summarum sieht boersengefluester.de eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem grundsätzlich positiven Newsflow, den zuversichtlichen Kurszielen der Analysten (AlsterResearch veranschlagt den fairen Wert der Aktie weiterhin auf etwas mehr als 3,50 Euro, hat gleichzeitig aber seine Schätzungen nach oben angepasst) – und der enttäuschenden Performance auf dem Kurszettel auf der anderen Seite. Zudem engt das aktuelle Kursniveau den Spielraum für mögliche weitere Kapitalerhöhungen spürbar ein. Für risikobereite Investoren könnte sich hier aber trotzdem eine erhebliche Chance auftun. Der Börsenwert von rund 45 Mio. Euro ist nur etwa halb so hoch wie der für 2022 erwartete Umsatz.
Foto: MHP Hotel AG