Ungewöhnlich plastisch erklärt Finanzvorstand Ralf Selke das Geschäftsmodell der seit einigen Monaten im Spezialsegment m:access der bayerischen Börse gelisteten MHP Hotel AG bei seiner Präsentation auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz: „Wenn man ein Hotel schüttelt: Alles, was dann rausfällt, das sind wir.“ So einfach kann eine Investmentstory sein. Konkret agiert die Gesellschaft als Bindeglied zwischen großen Fondsgesellschaften oder Pensionskassen, denen die jeweiligen Hotel-Immobilien gehören, sowie bekannten Luxus-Hotelmarken – vorzugsweise Le Méridien –, die mit MHP langjährige Franchiseverträge abschließen. Ein seit Jahren erprobtes Geschäftsmodell mit einem nicht minder erfahrenen Management – bis eben Corona kam und den Hotel- und Restaurantbetrieb weitgehend lahmlegte und für einen Umsatzeinbruch von rund 70 Prozent sowie tiefrote Zahlen sorgte. Entsprechend gehörte der vor einigen Monaten gefasste Plan für ein Börsenlisting damals auch definitiv in die Kategorie „Antizyklisch“.
Nun: Gäbe es momentan nicht die allgemeine Unsicherheit wegen des Kriegs in der Ukraine, wäre die Sache perfekt aufgegangen, jedenfalls steigen die Buchungszahlen für Hotelbetten und Restaurantplätze wieder rasant an. Und mit dem Frankfurter Jumeirah-Hotel – nun JW Marriott – in bester City-Lage sowie dem noch im Komplettneubau befindlichen ehemaligen Königshof am Münchner Stachus (Karlsplatz), was ab Ende 2023 ebenfalls unter der Edelmarke JW Marriott betrieben wird, hat MHP Hotel zuletzt zwei Prestigeobjekte neu ins Portfolio gewinnen können. Insgesamt peilt Ralf Selke für das laufende Jahr Konzernerlöse von bis zu 100 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 2 und 7 Mio. Euro an. Durchaus wahrscheinlich, dass das bereits ausreicht, um auch unterm Strich zurück in die Gewinnzone zu kommen.
Bis 2024 will Selke dann in Umsatzregionen von etwa 200 Mio. Euro vorstoßen und dabei EBITDA-Margen zwischen 8,5 und 9,0 Prozent erwirtschaften. Eine wichtige Rolle in diesen Planungen spielen weitere Hotelübernahmen, die Forcierung der Eigenmarke MOONS – über das Objekt in Wien hinaus – sowie einzelne Co-Investments. Grundsätzlich ist MHP Hotel zwar frei von Bankverbindlichkeiten, doch um die Finanzkraft für die Expansionsstrategie zu stärken, ist eine Finanzierungsrunde eingeplant. „Corona ist vorbei, aber wir sind alle sehr dünn angekommen“, sagt Ralf Selke mit Blick auf das aktuelle Hotelumfeld. So plausibel das Vorhaben auch klingt: Im jetzigen Börsenumfeld ist eine Kapitalerhöhung – gerade für Spezialwerte – ein ziemlich anspruchsvolles Vorhaben. Dabei sollten die ersten Details zu dem Thema ursprünglich bereits Anfang Mai veröffentlicht werden. Muss man jetzt abwarten, wie sich die Situation hier entwickelt.
Wichtig: Auch ohne Kapitalerhöhung bleibt die Gesellschaft voll auf Kurs. Rein aus Investorensicht wäre die Transaktion aber schon allein deshalb vorteilhaft, weil sich im Zuge dessen auch der gegenwärtig noch überschaubare Streubesitzanteil von 16 Prozent in der Aktie Richtung 30 Prozent ausweiten soll. Die Analysten von SMC Research haben die Aktie kürzlich in ihre Coverage aufgenommen und sehen ein hohes Kurspotenzial bis hin zu 4,10 Euro – also deutlich mehr als einen Verdoppler.
Diese Einschätzung wiederum verwundert CFO Ralf Selke nicht, denn der damit verbundene Börsenwert von gut 150 Mio. Euro wäre ungefähr auch das, was die Gesellschaft nach Auffassung von Selke für Private Equity-Investoren wert wäre. Zudem sieht weist der MHP-Finanzvorstand bei seiner Präsentation auf der Münchner Kapitalmarkt Konferenz noch auf einen ganz anderen, in der jetzigen Zeit, durchaus bedeutsamen Aspekt hin: „Wir können jederzeit die Preise ändern, sind also der beste Inflationshedge.“ Die testierten Jahreszahlen für 2021 wollen die Münchner Mitte des Jahres vorlegen.
Foto: MHP Hotel AG (Animation des Neubaus am Münchner Stachus)