Die Bilanz kann sich sehen lassen. Seit dem Amtsantritt von Marcus Kirchhoff am 1. März 2012 hat der Aktienkurs von Mevis Medical Solutions (WKN: A0LBFE) um fast 100 Prozent zugelegt. Am 20. Juni 2013 wird der ehemalige Healthcare IT-Manager von General Electric nun bereits seine zweite Hauptversammlung als Vorstandschef von Mevis leiten. Aber nicht nur mit der Performance ihrer Aktie dürften die Anteilseigner zufrieden sein. Auch im operativen Bereich hat Kirchhoff bei dem Spezialisten für bildbasierte medizinische Diagnostik eine Menge erreicht. Um die geschäftlichen Aktivitäten auf den Bremer Stammsitz zu konzentrieren, wurde zunächst die 1997 gegründete US-Tochter dicht gemacht. Wenig später hat der Vorstand ein neues Strategieprogramm beschlossen, wonach sich Mevis künftig noch stärker auf die Industriekunden fokussiert und den Direktvertrieb von Softwarelizenzen an Endkunden aus dem klinischen Bereich zurückfährt.
Zudem liefen damals einige ältere Produktlinien aus. Andere neu entwickelte Hoffnungsträger wiederum erfüllten die Erwartungen nicht. Die wichtigsten Software-Kunden von Mevis sind der an der Nasdaq notierte Gesundheitskonzern Hologic, die amerikanische Invivo, die niederländische Philips und die DAX-Gesellschaft Siemens (WKN: 723610). Zudem baut Mevis das internetbasierte Service- und Dienstleistungsgeschäft, etwa im Bereich der Planung von Operationen, aus. Hintergrund der Umorientierung ist das nur noch eng limitierte Wachstumspotenzial im Stammgeschäft Digitale Mammographie. Hier bietet Mevis Softwareprodukte an, die die bildbasierte Diagnostik im Bereich der Brustbefundung unterstützen.
Erste Fortschritte konnten Anleger bereits 2012 erkennen. Bei noch leicht rückläufigen Erlösen von 13,3 Mio. Euro drehte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern von Minus 1,6 Mio. auf knapp 3 Mio. Euro. Das war der beste Wert seit dem Börsengang Ende 2007. Unterm Strich blieb ein Überschuss von 2,1 Mio. Euro stehen. Im ersten Quartal 2013 zeigte sich dann, welche Fortschritte Mevis bei der Kostendisziplin gemacht hat. Bei um neun Prozent auf 3,3 Mio. Euro rückläufigen Umsätzen zog das EBIT nämlich nochmal um rund 30 Prozent auf 0,8 Mio. Euro an. Interessant: Im Jahresauftakt rutschte ausgerechnet der neue Bereich „Sonstige Befundung“ mit einem Erlösminus von 35 Prozent ab, während die Digitale Mammographie sogar geringfügig zulegen konnte. Dennoch: Unterm Strich fielen die Zahlen besser als gedacht aus, so dass die Analysten von Warburg Research ihre Prognosen für 2013 und 2014 deutlich nach oben revidierten.
An den Prognosen für 2013 hält Konzernchef Kirchhoff trotz der erfreulichen Ergebnisentwicklung vorerst dennoch fest. So rechnet der Firmenlenker mit einem „leichten Rückgang“ bei Umsatz und EBIT. Da viele Projekte erst neu angestoßen wurden, dürften sich die Zahlen in den kommenden Quartalen aber kontinuierlich verbessern. Wichtig wird sein, dass die Bremer auch wieder über steigende Umsatzerlöse das Ergebnis verbessern können. Hier dürfte nach den Kostensenkungen mittlerweile ein enormer Hebel liegen. Zurzeit kalkuliert Warburg Research für 2013 und 2014 mit einem Ergebnis je Aktie von 1,17 bzw. 1,10 Euro. Demnach käme die Mevis-Aktie auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von lediglich rund zehn. Attraktiv bewertet ist der Small Cap aber auch mit Blick auf die Bilanz. Per 31. März 2013 betrug die Eigenkapitalquote komfortable 74 Prozent. Der gesamte Börsenwert von 20 Mio. Euro liegt um rund 15 Prozent unterhalb des Buchwerts. Nach Abzug der wenigen vorhandenen Finanzverbindlichkeiten ergibt sich ein Nettocash pro Aktie von rund 3 Euro. Das sind deutlich mehr als ein Viertel des gegenwärtigen Notiz.
Fundamental gesehen ist das Papier also eine echte Gelegenheit. Die Experten von Warburg Research veranschlagen das Kursziel mittlerweile auf 13 Euro. Demnach hätte das Papier immer noch ein Potenzial von etwa 18 Prozent. Sollte der Umbau von Mevis wie erhofft voranschreiten, ist bestimmt auch noch mehr drin. Der Streubesitz beträgt momentan knapp 22 Prozent. Die drei Gründer sind noch mit etwa 53 Prozent engagiert. Boersengefluester.de sieht in Mevis einen aussichtsreichen Small Cap und empfiehlt den Titel zum Kauf. Langfristig könnte die Gesellschaft sogar ein Übernahmekandidat sein. Angesichts des geringen Börsenwerts sind Limits und ein mit Bedacht gewählter Depotanteil jedoch Pflicht.