Mit einem kräftigen Rückschlag reagierte der Kurs der Metro-Aktie auf die Quartalszahlen: Im dritten Viertel der Berichtsperiode 2015/16, das im Juni endete, war der Umsatz des Konzerns um 2,7 Prozent auf 13,59 Mrd. Euro gesunken. Verantwortlich hierfür waren allerdings ausschließlich Währungseffekte – vor allem der Rückgang des russischen Rubel. Währungsbereinigt war der Erlös leicht gestiegen um 0,4 Prozent. Wenig begeistert zeigten sich Investoren hingegen von der Profitabilität. „Vor Sonderfaktoren“ war der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 56 Mio. Euro auf 154 Mio. Euro gesunken. 25 Mio. davon waren auf Währungseffekte zurückzuführen. Weitere Belastungsfaktoren Restrukturierungsaufwendungen bei der Großhandelstochter Metro Cash & Carry, dem mit weitem Abstand größten Umsatz- und Gewinnlieferanten von Metro, sowie die gestiegenen Verluste bei der Elektronik-Tochter Media-Saturn. Sie litt zuletzt unter den sinkenden Preisen für TV-Geräte, höheren Technikkosten für den Internetauftritt und Aufwendungen für die Eröffnung eines Kunden-Clubs. Immerhin steigen ihre Internetumsätze kräftig. Warum die Restrukturierung bei Metro Cash & Carry allerdings offiziell als „Sonderfaktor“ bezeichnet wird, bleibt das Geheimnis von Vorstandschef Olaf Koch, gibt es doch ähnliche Restrukturierungen ständig. Sie gehören ebenso zum Tagesgeschäft von Metro, wie das Öffnen der Läden an Werktagen. Inklusive der „Sonderfaktoren“ stand ein operativer Verlust von 36 Mio. Euro zu Buche.
Angesichts des kaum vorhandenen Wachstums setzt Koch umso mehr auf die Aufspaltung des Konzerns, die bis Mitte 2017 vollzogen werden soll. Den Plänen nach sollen dann zwei, unabhängige börsennotierte Firmen entstehen – mit Metro Cash & Carry und der Einzelhandelstochter Real auf der einen, sowie Media-Saturn auf der anderen Seite. Koch setzt darauf, dass die Töchter getrennt ihr Potenzial besser ausschöpfen können. Das ist dringend notwendig, ist das Wachstum doch mehr als überschaubar. Der Konzernlenker will dabei den Lebensmittelspezialisten führen, während Media-Saturn-Chef Pieter Haas die Unterhaltungselektronik leiten wird. Der Aufspaltung muss die Hauptversammlung am 17. Februar 2017 zustimmen. Nähere Details zur Aufspaltung wird Koch am 8. und 9. September 2016 präsentieren. Koch geht davon aus, dass beide Töchter künftig einen Platz im MDAX haben werden – genau wie die Metro-Aktie heute. Er bekräftigte zudem die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Dabei sollen Umsatz und das bereinigte EBIT (Vorjahr 1,15 Mrd. Euro) auf währungsbereinigter Basis leicht steigen.
Derweil baut Koch den Konzern weiter um und durch Übernahmen aus, gerade das Geschäft mit der Belieferung von Restaurants und Hotels. Zuletzt hat der Manager es mit dem Kauf des französischen Lebensmittellieferanten Pro à Pro gestärkt. Der Deal soll im ersten Quartal 2016/17 abgeschlossen werden. Die Franzosen beliefern vor allem Großkunden in der Betriebsgastronomie, sowie Kantinen von Schulen oder Krankenhäusern und erwirtschaften einen Jahresumsatz von 670 Mio. Euro. Koch setzt große Hoffnungen auf Kunden aus der Gastronomie oder dem Hotelgewerbe und hatte bereits die Lieferanten Classic Fine Foods und Rungis Express gekauft. Classic Fine Foods ist ein Premium-Lebensmittel-Lieferant mit Sitz in Singapur und einem Jahresumsatz von umgerechnet rund 190 Mio. Euro. Rungis ist ein Premium-Lebensmittel-Lieferant aus Deutschland mit einem Erlös von rund 140 Mio. Euro. Durch die drei Transaktionen hat Metro einen Umsatz von rund 1 Mrd. Euro hinzugekauft.
Angesichts eines Neun-Monats-Umsatzes im Bereich Metro Cash & Carry, zu dem auch das Belieferungsgeschäft gehört, von 21,6 Mrd. Euro sind die Zukäufe allerdings überschaubar. Die Tochter Media-Saturn wurde zuletzt durch den Kauf des Reparaturdienstleisters RTS gestärkt. Koch glaubt, dass durch zunehmend komplexere Technologien Beratung zunehmend wichtiger werde für Kunden. Positiv ist die von 5,1 Mrd. auf 3,1 Mrd. Euro gesunkene Nettoverschuldung, nachdem Metro im vergangenen Jahr die Warenhauskette Kaufhof an den kanadischen Wettbewerber Hudson’s Bay verkauft hatte und im ersten Quartal 2015/16 Metro Cash & Carry Vietnam veräußert hat. Durch die deutlich niedrigeren Nettoschulden sinkt die Zinsbelastung spürbar.
Analysten prognostizieren für das laufende Fiskaljahr eine operative Gewinnmarge von 2,5 Prozent und für das nächste von 2,6 Prozent. Auf dieser Basis scheint die Aktie mit einem 2017er-KGV von 13 nicht gerade niedrig bewertet, zumal die Unternehmen aus dem HDAX im Schnitt eine operative Marge von 9,2 Prozent haben. Der HDAX umfasst die 110 Unternehmen aus DAX, MDAX und TecDAX. Hingegen kommt der deutlich größere französische Einzelhandelsriese Carrefour auf eine operative Marge von rund 3,3 Prozent, wobei das KGV mit zwölf niedriger als bei Metro ist. Vor dem Hintergrund dürfte das Papier erst einmal seitwärts laufen. Die nächsten Kursimpulse dürfte Koch am 8. September liefern.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 21.605,00 | 21.418,00 | 21.455,00 | 20.831,00 | 21.361,00 | 21.768,00 | 22.242,00 | |
EBITDA1,2 | 636,00 | 650,00 | 465,00 | 991,00 | 947,00 | 866,00 | 814,00 | |
EBITDA-Marge3 | 2,94 | 3,03 | 2,17 | 4,76 | 4,43 | 3,98 | 3,66 | |
EBIT1,4 | 395,00 | 419,00 | 224,00 | -80,00 | 326,00 | 105,00 | -21,00 | |
EBIT-Marge5 | 1,83 | 1,96 | 1,04 | -0,38 | 1,53 | 0,48 | -0,09 | |
Jahresüberschuss1 | 1.153,00 | -210,00 | 50,00 | -211,00 | 256,00 | 130,00 | -37,00 | |
Netto-Marge6 | 5,34 | -0,98 | 0,23 | -1,01 | 1,20 | 0,60 | -0,17 | |
Cashflow1,7 | 758,00 | 684,00 | 86,00 | 1.166,00 | 450,00 | 450,00 | 1.004,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,41 | -0,64 | 0,34 | -0,66 | 0,65 | 0,31 | -0,08 | |
Dividende8 | 0,26 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,17 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: Metro Group AG