Bereits auf der Hauptversammlung Anfang Juni 2019 in München waren die laufenden Übernahmegespräche zwischen der Merkur Bank und der in Hammelburg ansässigen Bank Schilling das dominante Thema. Kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass sich die Merkur Bank über eine Akquisition verstärken will. In diesem Fall scheint es jedoch so viele geschäftliche und kulturelle Gemeinsamkeiten zu geben, so dass der Vorstoß gut nachvollziehbar ist. Entsprechend positiv reagierte bislang auch der Aktienkurs. Neben dem herkömmlichen Zinsgeschäft agiert die Bank Schilling in der Vermögensbetreuung für Privatkunden, Unternehmen oder auch Stiftungen. Wichtig: Zur Diskussion steht keine Komplettübernahme, sondern es geht im Wesentlichen nur den Bankbereich. Das zur Bank Schilling gehörende Maklergeschäft für Versicherungen bleibt ausgeklammert. Sorgen, dass sich Dr. Marcus Lingel, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Merkur Bank, zu einer möglicherweise riskanten Transaktion hinreißen lässt, gibt es nicht. Die Zahlen der Bank Schilling machen einen soliden Eindruck, zudem geht es übergeordnet um eine Nachfolgeregelung der ebenfalls inhabergeführten Gesellschaft.
Zu einer konkreten Wasserstandsmeldung lässt sich Lingel gleichwohl nicht hinreißen. Nur soviel: „Die Prüfungen dauern noch an und verlaufen in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre.“ Gut gefällt boersengefluester.de derweil, dass die Münchner sich auf einem stabilen Wachstumskurs befinden und die Ergebnisse aus dem operativen Geschäft kontinuierlich ausbauen – ganz anders als die Großbanken aus Frankfurt, wo es gefühlt fast nur darum geht, Kosten einzusparen und Risiken abzubauen. So kletterte der Gewinn vor Steuern der Merkur Bank im ersten Halbjahr 2019 um 30,6 Prozent auf 5,20 Mio. Euro. Zur Einordnung: Nach dem Auftaktquartal des laufenden Jahres stand noch ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 2,74 Mio. Euro zu Buche. Insgesamt also eine sehr lineare Entwicklung, die sich im Rahmen der Erwartungen bewegt.
Ein Selbstläufer sind freilich auch Geschäfte wie die Vermögensberatung oder die Bauträgerfinanzierung (als ertragreichste Sparte der Merkur Bank) nicht. Und so weist Lingel darauf hin, dass sich das „Wachstum im Zinsüberschuss in den kommenden Monaten verlangsamen wird“. Dennoch bleibt er insgesamt positiv gestimmt und bestätigt seine bisherige Vorschau, wonach für 2019 abermals mit einem höheren Jahresergebnis zu rechnen ist. Ein enorm wichtiges Thema wird freilich, wie sich die Risikovorsorge entwickeln wird. Nachdem hier 2018 quasi keine Dotierung erfolgte, liegt die Planung für 2019 bei rund 3 Mio. Euro. Normalerweise dürfte damit ausreichend für schlechtere Zeiten vorgesorgt sein, aber beobachten sollten Aktionäre die Entwicklung auf jeden Fall. Ansonsten macht die Aktie der Merkur Bank zurzeit einen sehr robusten Eindruck – mit leicht aufwärts gerichteter Tendenz.
Der Börsenwert von etwas mehr als 52 Mio. Euro ist für ein börsennotiertes Kreditinstitut sicher ungewöhnlich niedrig. Aber die im Münchner Spezialsegment m:access gelistete Aktie der Merkur Bank ist eben auch ein reinrassiger Spezialwert. Traditionell zahlt die Gesellschaft attraktive Dividenden. Zudem bewegt sich die Notiz nur etwa auf Höhe des Buchwerts. Der kurzfristig größte Kurshebel bleibt indes der weitere Verlauf der Gespräche mit der Bank Schilling. Schließlich handelt es sich um einen dicken Batzen, dessen Finanzierung erst einmal gestemmt werden muss. So weist die Bank Schilling für 2018 auf Konzernebene einen Provisionsüberschuss von 16,52 Mio. Euro aus – verglichen mit 6,82 Mio. Euro bei der Merkur Bank. Beim Zinsüberschuss hingegen hat die Merkur Bank mit 29,22 Mio. Euro die Nase vorn. Hier kommt die Bank Schilling 2018 auf 14,13 Mio. Euro. Mit anderen Worten: Ein Zusammenschluss würde beide Unternehmen auf eine neue Ebene hieven.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 35,70 | 36,56 | 49,23 | 73,96 | 82,52 | 98,94 | 116,85 | |
EBITDA1,2 | 7,87 | 9,81 | 5,84 | 17,82 | 21,39 | 21,79 | 28,40 | |
EBITDA-Marge3 | 22,04 | 26,83 | 11,86 | 24,09 | 25,92 | 22,02 | 24,31 | |
EBIT1,4 | 7,33 | 9,01 | 7,98 | 17,82 | 21,39 | 20,45 | 26,89 | |
EBIT-Marge5 | 20,53 | 24,64 | 16,21 | 24,09 | 25,92 | 20,67 | 23,01 | |
Jahresüberschuss1 | 3,43 | 3,65 | 23,55 | 8,20 | 9,17 | 9,89 | 10,80 | |
Netto-Marge6 | 9,61 | 9,98 | 47,84 | 11,09 | 11,11 | 10,00 | 9,24 | |
Cashflow1,7 | 6,26 | 4,45 | 5,03 | 9,24 | 10,04 | 11,23 | 12,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,60 | 0,64 | 4,14 | 1,05 | 1,18 | 1,23 | 1,39 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,32 | 0,32 | 0,40 | 0,45 | 0,45 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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