Das ist auch bei der 70 Minuten dauernden Videokonferenz zur Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal 2021 nicht anders: Adi Drotleff, den CEO von Mensch und Maschine (MuM), kann scheinbar keine – auch noch so knifflige – Detailfrage von Analystenseite zu einzelnen Segmenten, Bilanzfeinheiten oder dem Forderungsmanagement aus der Ruhe bringen. Drotleff hat alle Antworten parat, kennt das bereits 1984 vom ihm gegründete Unternehmen also noch immer in- und auswendig. Da ist die reine Präsentation der Ergebnisse für das Auftaktviertel 2021 die leichteste Übung. Wichtig zu wissen für die richtige Einordnung ist dabei insbesondere, dass die Vergleichsbasis des ersten Quartals 2020 mit Erlösen von 78,63 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) unglaublich hoch war. Immerhin wirkte sich der Corona-Effekt 2020 erst ab den letzten Wochen des März aus.
Entsprechend hatte Drotleff bereits bei der Vorlage der Jahreszahlen (siehe dazu auch unser Interview HIER) darauf hingewiesen, dass die Umsatzzahlen zum Jahresbeginn noch hinter dem Vorjahreswert bleiben würden. Und so ist es mit Erlösen von 72,34 Mio. Euro dann auch gekommen, wobei das Minus aufgrund der starken Entwicklung bei MuM-eigener Software sogar noch recht moderat daherkommt. Der eigentlich Clou bei den jetzt veröffentlichten Zahlen ist jedoch, dass die Gesellschaft beim EBIT – trotz der hohen Messlatte und rückläufiger Umsätze – sogar einen leichten Zuwachs von 0,65 Prozent auf 11,16 Mio. Euro hinbekommen hat. Damit hätte boersengefluester.de wahrlich nicht gerechnet. Und auch Drotleff räumt ein, dass er mit einem Ergebnis zwischen dem vom vierten Quartal 2019 (9,28 Mio. Euro EBIT) und dem vom ersten Quartal 2020 (11,09 Mio. Euro EBIT) – sprich mit rund 10 Mio. Euro – schon zufrieden gewesen wäre.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 160,85 | 185,40 | 245,94 | 243,98 | 266,16 | 320,47 | 323,31 | |
EBITDA1,2 | 18,04 | 22,75 | 36,55 | 40,33 | 44,44 | 52,67 | 56,64 | |
EBITDA-Marge3 | 11,22 | 12,27 | 14,86 | 16,53 | 16,70 | 16,44 | 17,52 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 19,66 | 27,19 | 31,03 | 34,69 | 42,64 | 46,83 | |
EBIT-Marge5 | 9,46 | 10,60 | 11,06 | 12,72 | 13,03 | 13,31 | 14,49 | |
Jahresüberschuss1 | 8,98 | 12,47 | 18,31 | 20,90 | 23,88 | 28,91 | 31,93 | |
Netto-Marge6 | 5,58 | 6,73 | 7,44 | 8,57 | 8,97 | 9,02 | 9,88 | |
Cashflow1,7 | 15,22 | 15,23 | 26,35 | 33,73 | 36,91 | 39,05 | 50,59 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,53 | 0,71 | 0,99 | 1,12 | 1,26 | 1,55 | 1,72 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,65 | 0,85 | 1,00 | 1,20 | 1,40 | 1,65 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: dhpg |
Gleichwohl bleibt Mensch und Maschine bei der Aussage für das Gesamtjahr, wonach beim Ergebnis je Aktie mit einer Bandbreite von 1,25 bis 1,35 Euro zu rechnen ist; nach einem Gewinn pro Anteilschein von 1,12 Euro für 2020. Wie konservativ diese Prognose des – trotz eines Börsenwerts von etwas mehr als 1 Mrd. Euro in den Freiverkehrssegmenten Scale und m:access gelisteten – Unternehmens ist, lässt sich schon allein daran ablesen, dass Drotleff für alle noch folgenden Quartale des laufenden Jahres höhere Umsätze und Gewinn als in den entsprechenden Vergleichswerten von 2020 erwartet. Da Q4 2020 bereits wieder sehr ordentlich gelaufen ist, wird das Ausmaß der Zielerreichung bzw. Überschreitung diesmal vermutlich zu einem nicht unerheblichen Teil in den für gewöhnlich sonst eher nicht ganz so wichtigen Abschnitten des zweiten und dritten Quartals entschieden.
Hinsichtlich der für das laufende Jahr zu erwartenden Erlöse gibt es weiter keine konkrete Vorgabe, da auch 2021 die Ertragskraft volle Priorität hat. Trotzdem sagt Drotleff mit Blick auf die Umsätze: „Man kann schon drauf spekulieren, dass wir 2021 einen Rekord schaffen.“ Zur Einordnung: Die bisherige Bestmarke von 245,94 Mio. Euro datiert von 2019. Ab 2022 soll dann auch die Top-Line mit einem geplanten Umsatzplus von acht bis zwölf Prozent explizit als Zielgröße ausgerufen werden. Immerhin räumt auch Drotleff ein, dass es – Effizienzsteigerungen hin oder her – auf die lange Sicht nicht ohne Umsatzsteigerungen gehen wird. Mit Blick auf mögliche Zukäufe bleibt Drotleff indes zurückhaltend. Im Bereich Systemhäuser gehen die Preise zwar zurück, noch ist hier aber wohl nicht der Endpunkt erreicht. Und für Software-Fimen werden ohnehin verrückte Summen aufgerufen.
Summa summarum dürften die kommenden Quartale für anhaltend positiven Newsflow sorgen, ohne jetzt jedoch eine zwingende Neubewertung der Aktie auszulösen. Immerhin ist auch das Papier von MuM schon recht sportlich gepreist. Mit Blick auf das für 2022 zu erwartende weitere Umsatz- und Ergebniswachstum ist der Titel auf due kurze Sicht mindestens eine gute Halten-Position. Langfristanleger können sich ohnehin nahezu immer ein paar Stücke ins Depot legen, schon allein wegen der kontinuierlich steigenden Dividende.