Krimifans mit Hang zum Thrill bitte abschalten: Ganz am Ende der Präsentation der Halbjahreszahlen 2024 stimmt CEO Adi Drotleff die Investoren und Analysten darauf ein, dass das Geschäftsmodell von Mensch und Maschine Software ab 2025 in gewisser Weise langweilig wird. Grund ist die Mitte September 2024 anstehende finale Umstellung beim Software-Partner Autodesk von Wiederverkauf auf Provision. Ergebnistechnisch werden die Effekte per saldo zwar kaum spürbar sein. Doch in der Vergangenheit hat sich eben gezeigt, dass jede Art von Wechsel in den Abrechnungsmodalitäten von Autodesk zu erhöhter Volatilität beim Bestellverhalten der Kunden führt. Und solche Effekte wird es mit dem neuen Modell von Autodesk erstmal nicht mehr geben. Kräftig verändern wird sich durch den Wegfall der nicht wertschöpfenden Erlöse aus dem Wiederverkauf der Autodesk-Software jedoch die absolute Höhe der Konzernerlöse von Mensch und Maschine (MuM).
CFO Markus Pech hat die Auswirkungen simuliert und kommt für 2023 auf Umsätze von pro forma rund 216 Mio. Euro – verglichen mit im Geschäftsbericht ausgewiesenen 322 Mio. Euro. Da die Höhe des Betriebsergebnisses in dem Szenario stabil bleibt, geht die korrespondierende EBIT-Marge kräftig von 14,5 Prozent auf etwa 22 Prozent in die Höhe. „Im nächsten Jahr werden wir an der 25 Prozent EBIT-Rendite im Konzern kratzen“, sagt Drotleff. Losgelöst davon ist es ohnehin bemerkenswert, dass sich die Diskussionen auf den Kapitalmarktpräsentationen von MuM zu einem wesentlichen Teil immer darum drehen, ob das Unternehmen nun eher den unteren, mittleren oder oberen Bereich der avisierten Spannen für Rohertrag und Ergebnis erreicht. Schließlich prognostiziert MuM regelmäßig ziemlich enge Spannen. Es geht für Analysten also eher darum, ob sie eine Punktlandung bei ihren Schätzungen hinbekommen oder es doch einen leichten Streufaktor gibt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 160,85 | 185,40 | 245,94 | 243,98 | 266,16 | 320,47 | 323,31 | |
EBITDA1,2 | 18,04 | 22,75 | 36,55 | 40,33 | 44,44 | 52,67 | 56,64 | |
EBITDA-Marge3 | 11,22 | 12,27 | 14,86 | 16,53 | 16,70 | 16,44 | 17,52 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 19,66 | 27,19 | 31,03 | 34,69 | 42,64 | 46,83 | |
EBIT-Marge5 | 9,46 | 10,60 | 11,06 | 12,72 | 13,03 | 13,31 | 14,49 | |
Jahresüberschuss1 | 8,98 | 12,47 | 18,31 | 20,90 | 23,88 | 28,91 | 31,93 | |
Netto-Marge6 | 5,58 | 6,73 | 7,44 | 8,57 | 8,97 | 9,02 | 9,88 | |
Cashflow1,7 | 15,22 | 15,23 | 26,35 | 33,73 | 36,91 | 39,05 | 50,59 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,53 | 0,71 | 0,99 | 1,12 | 1,26 | 1,55 | 1,72 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,65 | 0,85 | 1,00 | 1,20 | 1,40 | 1,65 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: dhpg |
Im Vergleich zur Prognosequalität von fast allen anderen Unternehmen aus der Datenbank von boersengefluester.de sind das aber eher Luxussorgen. Und um die Frage gleich zu beantworten: Für 2024 ist zu erwarten, dass MuM die eigene Guidance eher leicht oberhalb des mittleren Bereichs einlösen wird. Dabei stellt Drotleff für das laufende Jahr ein Ergebnis je Aktie zwischen 1,89 und 2,06 Euro in Aussicht, was einem Wachstum zwischen 10 und 20 Prozent entspricht. Bezogen auf den Rohertrag hat die Gesellschaft das zu erwartende Wachstum auf einen Korridor von 8 bis 10 Prozent (zuvor: 8 bis 12 Prozent) eingegrenzt, was jedoch eher eine Nuance ist, zumal das Delta im kommenden Jahr wieder geschlossen wird. „Nächstes Jahr wird es steiler“, verspricht Drotleff.
Grundsätzlich bewegt sich MuM zum Halbjahr 2024 mit einem Rohertrag von 93,54 Mio. Euro (+6,2 Prozent) sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 27,98 Mio. Euro (+6,3 Prozent) weiter auf Rekordniveau. Dabei hält Mensch und Maschine die – direkt durch die Gewinn- und Verlustrechnung – laufenden Investitionen in die eigene Software mit vermutlich mehr als 26 Mio. Euro für 2024 unverändert hoch. Summa summarum läuft operativ also alles weitgehend nach Plan, einzig das große Bild beim Aktienkurs befindet sich noch immer im Seitwärtsmodus. „Mal schauen, wann der Markt aus seiner Richtungslosigkeit erwacht“, sagt Drotleff. Nun: Die einschlägigen Kennzahlen wie KGV und insbesondere auch Dividendenrendite sprechen auf jeden Fall für die MuM-Aktie. Und an der Börse ist es häufig so, dass die Geschäftsmodelle gar nicht langweilig genug sein können – sind es doch gerade diese Unternehmen, die verlässlich gute Ergebnisse liefern.
Foto: Clipdealer
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