Prognosen können manchmal ganz einfach sein. Demnach gilt für den 2021er-Gewinn je Aktie sowie das zu erwartende EBIT von Mensch und Maschine Software: Halbjahresergebnis einfach mal zwei nehmen. „Das ist eine gute Schätzung“, sagt CEO Adi Drotleff auf der Telefonkonferenz zur Vorlage des Zwischenberichts für die ersten beiden Quartale des laufenden Jahres. Lediglich beim Umsatz ist die Rechnung etwas verzwickter. Mit einem Rekordwert von 136,07 Mio. Euro liegt der Anbieter von Konstruktionssoftware zum Halbjahr um knapp 4,4 Prozent über dem entsprechenden Vergleichszeitraum. Für das Gesamtjahr peilt Drotleff nun einen Zuwachs zwischen sechs und zehn Prozent auf eine Bandbreite von dann 259 bis 268 Mio. Euro an, was freilich ein gutes Stück über unseren ursprünglichen Erwartungen liegt. Bezogen auf das Ergebnis je Aktie bestätigt Mensch und Maschine (MuM) hingegen die bislang kommunizierte Spanne von 1,25 bis 1,35 Euro.
Woran liegt es, dass trotz höherer als zu bislang zu vermutender Umsätze das Gewinnziel nicht mit nach oben angepasst wurde? Nun: Zum einen spielen hier die ausgelaufenen Förder-Effekte aus der längst beendeten Kurzarbeit eine Rolle; sichtbar in deutlich geringen sonstigen betrieblichen Erträgen. Hinzu kommt aber auch, dass mit Wirkung zum Jahresbeginn 2021 der bisherige CAM-Vertriebspartner der MuM-Tochter Open Mind in Benelux übernommen wurde und sich die Personalaufwendungen in der Abrechnungsperiode allein hierdurch um rund 500.000 Euro erhöht haben. Insgesamt ein Deal jedoch, wie ihn Drotleff gern mag. Keine spektakuläre Übernahme, dafür aber umso rentabler. „Arrondierungen jederzeit gern, große Geschichten nein“, umreißt der Firmengründer die weiterhin geltende Akquisitionsstrategie.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 160,85 | 185,40 | 245,94 | 243,98 | 266,16 | 320,47 | 323,31 | |
EBITDA1,2 | 18,04 | 22,75 | 36,55 | 40,33 | 44,44 | 52,67 | 56,64 | |
EBITDA-Marge3 | 11,22 | 12,27 | 14,86 | 16,53 | 16,70 | 16,44 | 17,52 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 19,66 | 27,19 | 31,03 | 34,69 | 42,64 | 46,83 | |
EBIT-Marge5 | 9,46 | 10,60 | 11,06 | 12,72 | 13,03 | 13,31 | 14,49 | |
Jahresüberschuss1 | 8,98 | 12,47 | 18,31 | 20,90 | 23,88 | 28,91 | 31,93 | |
Netto-Marge6 | 5,58 | 6,73 | 7,44 | 8,57 | 8,97 | 9,02 | 9,88 | |
Cashflow1,7 | 15,22 | 15,23 | 26,35 | 33,73 | 36,91 | 39,05 | 50,59 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,53 | 0,71 | 0,99 | 1,12 | 1,26 | 1,55 | 1,72 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,65 | 0,85 | 1,00 | 1,20 | 1,40 | 1,65 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: dhpg |
Vergleichsweise ruhig ist es auch um den Aktienkurs des mit einem Börsenwert von 1.051 Mio. Euro mit Abstand wertvollsten Unternehmen aus dem Frankfurter Spezialsegment Scale geworden. Seit gut einem Quartal pendelt die Notiz in einer vergleichsweise engen Spanne von 58 bis 65 Euro. Nach der Mega-Hausse der vergangenen fünf Jahre, die den Titel von rund 10 Euro auf in der Spitze fast 68 Euro geführt hat, ist aber auch das nicht unbedingt verwunderlich. Auf Basis des für das laufende Jahr im Mittel zu erwartenden Gewinns kommt die Aktie auf ein KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von immerhin knapp 50. Eine Größenordnung von weniger als 30 ist wohl erst Blick auf die für 2025 zu erwartenden Ergebnisse realistisch. Eine stramme Bewertung, dafür gibt es aber auch jede Menge Qualität sowie eine beinahe eingebaute Dividendenerhöhung ins Depot.
Jedenfalls kennt boersengefluester.de kaum ein Unternehmen, bei dem es eine derart dezidierte Langfristplanung gibt und die dann (zumindest im Normalfall) auch noch eingehalten bzw. übertroffen wird. Das gilt auch für den Cashflow, der sich seit geraumer Zeit nun auf einem grundsätzlich sehr hohen Niveau bewegt. Mit knapp 23,20 Mio. Euro per Ende Juni 2021 bewegt sich der Mittelzufluss aus der Geschäftstätigkeit jedenfalls noch immer um deutlich mehr als 80 Prozent oberhalb des Gewinns nach Steuern. Mit ein Treiber für die kurzfristige Entwicklung des Aktienkurses dürfte derweil sein, dass das Geschäft mit Industriekunden zunehmend an Schwung gewinnt. Insgesamt bleibt der Titel ein Basisinvestment aus dem erweiterten Spezialwertesektor, denn eigentlich steht Mensch und Maschine ja längst auf der Schwelle zum Midcap.
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