Was für ein Schreckmoment: Ende August rauschte der Kurs der Medondo Holding-Aktie auf Xetra plötzlich um mehr als 30 Prozent ab – und zwar ohne erkennbaren Grund. Mittlerweile hat sich die Notiz zwar ein wenig von dem Absturz erholt, noch ist die Lücke aber nicht geschlossen. Das ist umso ärgerlicher, weil der Aktienkurs des Anbieters von Software für Arztpraxen erst Ende April über die Marke von 1 Euro gestiegen war und wenig später sogar eine Kapitalerhöhung im Volumen von brutto 1,56 Mio. Euro – zu einem Kurs von 1,00 Euro je Aktie – zügig bei Investoren platziert werden konnte. Nun hat das Unternehmen, etwas früher als zu erwarten war, seine Halbjahreszahlen vorgelegt. Der Umsatz bewegt sich mit 1,09 Mio. Euro für Börsenverhältnisse im homöopathischem Bereich, zumal auch noch knapp die Hälfte davon auf rückwirkend (2020 bis 2023) erhaltene Forschungszulagen entfällt.
Bereinigt um diesen Sondereffekt tritt die im Freiverkehr gelistete Medondo bei den Erlösen momentan noch mehr oder weniger auf der Stelle. Umso wichtiger, dass die Gesellschaft ihre Vertriebsstrategie angepasst hat und nun zunehmend auf externe Kooperationspartner setzt. Zudem hat Medondo den früher auf Kieferorthopäden und Zahnärzte gesetzten Branchenfokus deutlich ausgeweitet und adressiert jetzt auch andere Arztgruppen. „Wir stellen fest, dass der Personaldruck gerade auch bei den niedergelassenen Ärzten immer mehr steigt und der Markt auf der Suche nach Lösungen ist, die gerade die Verwaltung in den Praxen entlasten – genau dies können wir mit unseren Produkten lösen“, sagt Kai Meyer-Spradow, CEO der medondo AG. Insofern sollten die kommenden Quartale deutliche Verbesserungen bringen, zumal auch die Softwareentwickler das Produkt um zusätzliche Module erweitert haben. „Die medondo AG ist derzeit der einzige Anbieter am Markt, der eine vollständig integrierte Cloud-Lösung bietet“, heißt es.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1,96 | 2,06 | 2,41 | 2,50 | 2,20 | 1,60 | 1,25 | |
EBITDA1,2 | -0,53 | -0,70 | -0,47 | -0,75 | -2,56 | -3,03 | -1,86 | |
EBITDA-Marge3 | -27,04 | -33,98 | -19,50 | -30,00 | -116,36 | -189,38 | -148,80 | |
EBIT1,4 | -0,54 | -0,72 | -0,49 | -1,05 | -4,11 | -5,24 | -4,14 | |
EBIT-Marge5 | -27,55 | -34,95 | -20,33 | -42,00 | -186,82 | -327,50 | -331,20 | |
Jahresüberschuss1 | -0,65 | -0,81 | -0,57 | -1,10 | -4,18 | -5,33 | -4,29 | |
Netto-Marge6 | -33,16 | -39,32 | -23,65 | -44,00 | -190,00 | -333,13 | -343,20 | |
Cashflow1,7 | -0,64 | -0,68 | -0,13 | -1,00 | -3,82 | -1,41 | -1,62 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | -0,08 | -0,06 | -0,11 | -0,29 | -0,35 | -0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Quintaris |
Es kann also losgehen, wobei das Unternehmen innerhalb der kommenden fünf Jahre auf einen Marktanteil von zehn Prozent in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) kommen will. „Die ersten Lizenzen sind verkauft und es gilt nun, über den Vertrieb ein Netzwerk aufzubauen“, sagt Vorstand Jürgen Rotter. Dabei gilt es einen Spagat zwischen Wachstum und Kostendisziplin durchzuhalten. Immerhin steht – trotz aller bereits umgesetzten Sparmaßnahmen – zum Halbjahr noch immer ein Fehlbetrag von knapp 992.000 Euro in den Büchern. Verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreswert von minus 1,49 Mio. Euro ist das zwar eine signifikante Verbesserung, aber eben auch kein Dauerzustand. „Wir müssen unser Ergebnis für 2024 stabilisieren. Ziel wird sein, den Break Even zu erreichen“, sagt Rotter mit Blick auf das kommende Jahr.
Gleichwohl weist Medondo im Zwischenbericht darauf hin, dass die Gesellschaft zur Erreichung ihrer Ziele auf weiteres Kapital angewiesen ist: „Es laufen bereits Gespräche sowohl mit Strategen als auch mit Finanzinvestoren, die eine längerfristige Finanzierung des Unternehmens sichern möchten.“ Das ist grundsätzlich ein gutes Signal, zumal es im Microcap-Bereich in der Regel extrem schwierig ist, frisches Kapital zu mobilisieren. Dabei war bereits die jüngste Kapitalerhöhung von Mitte Juli 2024 überzeichnet. Offenbar hat Medondo trotz des geringen Börsenwerts von nur 13 Mio. Euro also ein gutes Standing bei den Investoren. Nun gilt es für die Gesellschaft – neben der Forcierung des Vertriebs – auch am Kapitalmarkt bekannter zu werden (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Schließlich dürften die wenigsten Investoren die operative Entwicklung der aus der ehemaligen IT-Gesellschaft Amalphi hervorgegangenen Aktie kontinuierlich verfolgen. Dabei bietet das Unternehmen eine überdurchschnittlich spannende Story.
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