Der große Börsenmagnet für kleine und mittlere Unternehmen ist das Frankfurter Börsensegment Scale – auch rund 2 ¼ Jahre nach dem Startschuss – leider immer noch nicht. Immerhin gibt es Hoffnung: Mit dem Datenspezialisten Exasol gab es Ende Mai 2020 nach längerer Zeit mal wieder ein richtiges IPO im Scale, und mit Media and Games Invest (MGI) wechselt nun ein vergleichsweise populäres Unternehmen aus dem Spielesektor in der Scale. Damit zählt das Segment nun 51 Unternehmen mit einer Spannweite der Marktkapitalisierung von 3 Mio. (mic AG) bis 900 Mio. Euro (Consus Real Estate) – bei einem Mittelwert von gut 160 Mio. Euro. So gesehen liegt Media and Games Invest mit einem Börsenwert von knapp 100 Mio. Euro zwar unter dem arithmetischen Mittel, bezogen auf den Median aber doch ganz genau in der Mitte. Boersengefluester.de sprach mit Media and Games Invest-CEO Remko Westermann über seine Erwartungen an das Uplisting, die Investmentstory und was gegenwärtig am meisten für die MGI-Aktie spricht.
Herr Westermann, Media and Games Invest hat ihren Sitz formal auf Malta, firmiert in der Rechtsform einer plc und verfügte bis dato über ein Listing der Aktie im Frankfurter Open Market. Wie häufig haben Sie auf Kapitalmarktkonferenzen zu hören bekommen, dass diese Mischung möglicherweise ein Hemmnis für Investoren ist?
Remco Westermann: Das Vertrauen der Investoren ist uns sehr wichtig, deshalb sind wir nun auch in den Scale gewechselt. Unser Firmensitz in Malta ist historisch begründet und war Teil des Mantels, mit dem wir an die Börse gegangen sind. Der Firmensitz wird öfter von deutschen Investoren erwähnt, während angelsächsische und schwedische Investoren damit weniger ein Problem haben. Wir sind aber dabei, die Unternehmensform der Media and Games Invest von einer plc in eine SE zu wandeln, womit wir perspektivisch in den kommenden Quartalen auch unseren Firmensitz verlagern können. Unabhängig von solchen Äußerlichkeiten wollen wir durch Transparenz und Performance überzeugen. So haben wir im vergangenen Jahr den Umsatz um 157 Prozent auf 83,9 Mio. Euro gesteigert, das EBITDA wuchs um 80 Prozent auf 15,5 Mio. Euro. Das kann sich, finde ich, sehen lassen.
Warum haben Sie sich für den Scale als neues Börsensegment entschieden?
Remco Westermann: Wir waren bisher im Basic Board notiert, haben aber auf freiwilliger Basis bereits die höheren Transparenzanforderungen des Scale erfüllt. Das Upgrade ist damit für die Unternehmensorganisation nur ein kleiner Schritt. Wir erhoffen uns davon, weitere Anlegerkreise auf die MGI-Aktie aufmerksam machen zu können. Unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten halten wir aktuell den Scale für das attraktivste Segment für Small Caps.
Welche Erwartungen haben Sie an den Scale?
Remco Westermann: Institutionelle Anleger haben unsere Notiz im Basic Board als Nachteil gesehen. Einige konnten z.B. aufgrund der Anlagerichtlinien ihres Fonds nicht investieren. Durch den Wechsel in den Scale erhoffen wir uns deshalb gerade bei den institutionellen Investoren eine noch höhere Aufmerksamkeit.
Was dürfen Anleger in den kommenden Quartalen von Media and Games Invest (MGI) erwarten?
Remco Westermann: MGI bleibt eine Wachstumsstory. Wir wachsen organisch kombiniert mit Zukäufen, wobei wir einzelne Assets oder kleinere Gesellschaften möglichst günstig erwerben. Durch die Integration in unsere Plattform können wir bei neuen Gesellschaften dann in kurzer Zeit deutliche Synergien heben. Wie erfolgreich wir dabei sind, zeigen unsere Zahlen. Im ersten Quartal 2020 haben wir bei starkem Umsatzwachstum von 99 Prozent eine EBITDA-Marge von rund 20 Prozent erzielt. Zukäufe sind auch in Zukunft ein wichtiger Teil unserer Wachstumsstrategie. Es gibt sehr viele potenzielle Übernahmekandidaten sowohl im Gaming wie auch im Medien Bereich, da vielen Unternehmen in diesen Bereichen die kritische Größe fehlt oder sie sich in schwierigen Kosten- bzw. Finanzierungssituationen befinden. So können wir Unternehmen bzw. deren Assets zu guten Konditionen erwerben.
Was macht die Aktie von MGI aus Ihrer Sicht momentan besonders interessant?
Remco Westermann: Das Kurssteigerungspotenzial. Analysten sehen aktuell ein deutliches Upside, manche sogar von mehr als 100 Prozent. Mit unserer kontinuierlichen Wachstumsstory profitieren wir zudem von einem Umfeld, in dem Online-Spielen eine besondere Wertschätzung erfährt. Wir haben in den vergangenen Monaten der Corona-Krise viele neue Kunden gewonnen, wobei wir davon ausgehen, dass viele auch in Zukunft weiter spielen werden. Ich selbst bin ja substanzieller Aktionär der Gesellschaft. Ich habe in den vergangenen Wochen nach der Veröffentlichung unserer Zahlen zusätzlich Media and Games Invest-Aktien gekauft, weil ich den Zeitpunkt für günstig halte und von den Perspektiven weiter überzeugt bin.
Remco Westermann ist CEO von Media and Games Invest. Er wurde 1963 in Eindhoven (Niederlande) geboren ist seit vielen Jahren ein bekanntes Gesicht in der Spezialwerte- und Medienszene. Wichtige Stationen in seinem Berufsleben sind Sonera, Bob Mobile AG (heute CLIQ Digital) sowie der mittlerweile nahezu komplett zu Media and Games Invest gehörende Spieleanbieter gamigo.