Im Sommer 2021 war es fast soweit: Damals näherte sich der Börsenwert von Media and Games Invest (MGI) mit in der Spitze 968 Mio. Euro bis unmittelbar an die magische 1-Milliarde-Euro-Marke. Nicht übel, wenn man bedenkt, dass CEO Remco Westermann die Investmentstory des Unternehmens nur gut zwei Jahre zuvor erstmals auf einer Frankfurter Kapitalmarktkonferenz präsentierte (HIER). Damals bei einer Marktkapitalisierung von lediglich rund 70 Mio. Euro und einem – das muss man wohl so sagen – Geschäftsmodell, was sich erst in der Entwicklung befand. Irgendwas mit Computer-Spielen und Medien, haben sich die meisten Investoren damals gedacht, ohne die Hintergründe der Verquickung genau zu überreißen. Wobei die MGI-Keimzelle Gamigo als Anleihen-Emittent in der Finanzszene durchaus bekannt war – und Remco Westermann ja sowieso als ex-Vorstand und Großaktionär der früheren Bob Mobile, die später in Cliq Digital aufgegangen ist.
Ohne jetzt alle Zwischenschritte im Detail aufzuzählen: MGI hat in den vergangenen Jahren mächtig viele Unternehmen aus dem Gaming- und Medienbereich übernommen und daraus ein erkleckliches Geschäftsmodell geformt – das sogenannte „MGI Flywheel“. Vereinfacht ausgedrückt hat MGI nicht nur jede Menge Spiele im Portfolio, sondern sorgt über die eigene Werbeplattform auch dafür, dass innerhalb der Games Banner und sonstige Werbeformate eingebettet werden und zusätzlich noch das Nutzerverhalten der Spieler optimal ausgewertet wird. Ähnlich wie bei anderen Adtech-Unternehmen wie zum Beispiel YOC läuft die gesamte Vermarktung dabei über eine automatische Plattform. Der Mechanismus des Schwungrads: Je mehr Spiele, desto mehr User plus die damit verbundenen Kundendaten. Das wiederum steigert die Attraktivität des MGI-Netzwerks für Werbetreibende.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Aber natürlich bewegt sich auch die seit einiger Zeit zusätzlich an der schwedischen Börse notierte MGI nicht im luftleeren Raum. Vom Hoch hat die Aktie deutlich mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt. Die übliche Mixtur aus Konjunktur, Zinsen, Inflation und Psychologie. Zudem war die Bewertung von MGI vor dem Hintergrund eines für 2021 erzielten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von rund 65 Mio. Euro zwischenzeitlich auch durchaus ambitioniert. Zumindest was künftige Zukäufe angeht, hat sich die Gemengelage für MGI aber eher verbessert. „Wir sehen zurzeit einen sehr interessanten M&A-Markt“, sagt Remco Westermann im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de. Dabei ist das Team um Westermann ohnehin längst dazu übergegangen, auch EBITDA-positive Firmen zu akquirieren und nicht mehr nur auf Unternehmen mit schwieriger Bilanz zu schielen. Rund 100 Mio. Euro Cash stehen dafür zur Verfügung.
Freilich schiebt auch MGI allein Anleihen-Verbindlichkeiten von fast 345 Mio. Euro vor sich her. Mit Blick auf den Cashflow und andere Bewertungsparameter aber kein Grund zur Sorge für Westermann. Die Analysten von GBC empfehlen die MGI-Aktie nach dem kürzlich erfolgten Zukauf des spanischen Rennspiel-Entwicklers AxesInMotion weiterhin zum Kauf und sehen den fairen Wert nun bei 9,40 Euro. Wichtig aus Compliance-Sicht ist darüber hinaus, dass MGI per Anfang 2023 die Sitzverlegung von Malta nach Schweden umgesetzt haben will. Für den heimischen Anleger ändert sich dadurch aber nichts, die Bilanzierung erfolgt ohnehin weiter in Euro. Überrascht ist boersengefluester.de jedoch, wie sehr sich die Gewichte im Börsenhandel verschoben haben. An guten Tagen entfällt rund drei Viertel des Handels auf Schweden und nur noch ein Viertel auf das Frankfurter Scale-Segment.
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