Rein äußerlich sehen die Geschäftsberichte von MBB und Aumann seit Jahren nahezu identisch aus. Auch das ein Zeichen der Konzernverbundenheit, immerhin hält die Beteiligungsgesellschaft MBB rund 40 Prozent an dem Spezialmaschinenbauer. Was den Zahlenteil angeht, könnte das Bild aber unterschiedlicher kaum sein. Kein Wunder, denn die beiden Vorzeigetöchter Friedrich Vorwerk und DTS IT verdienen momentan derart klotzig, dass in der Endabrechnung – trotz des heftigen operativen Verlusts von 13,61 Mio. Euro auf Ebene von Aumann – bei MBB ein mit 29,98 Mio. Euro zwar deutlich rückläufiges, per saldo aber immer noch sehr respektables Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 69,97 Mio. Euro steht. Bereinigt um akquisitionsbedingte Sondereffekte kletterte das Konzern-EBITDA von MBB sogar von 67,59 auf 85,73 Mio. Euro. Noch bemerkenswerter sind freilich die Substanzkennzahlen der Berliner: So hat sich die Eigenkapitalquote um gut sechs Prozentpunkte auf mehr als 62 Prozent vergrößert, die Netto-Cashmittel betragen auf Holding-Ebene zum Jahresende 185 Mio. Euro.
Und das ist auch erst die halbe Wahrheit, denn durch den Verkauf von Friedrich Vorwerk-Aktien im Zuges des Börsengangs Ende März 2021 – also nach Bilanzstichtag – kamen netto nochmals 190 Mio. Euro in die Kasse. Wie CEO Christof Nesemeier nochmals betont, hält MBB die Liquidität, so wertvoll Cash in schwierigen Zeiten auch ist, natürlich nicht zum Selbstzweck. „Es ist unser Ziel, attraktive Unternehmen zu identifizieren und von den Vorzügen einer Zugehörigkeit zur MBB-Gruppe zu überzeugen“, sagt Nesemeier. Für Spannung ist also gesorgt. Wer die jüngsten Präsentationen des Managements auf Investorenkonferenzen gesehen hat, dem dürfte klar sein, dass potenzielle Übernahmeziele in erster Linie aus dem „Green Deal“-Umfeld kommen werden. Immerhin ist boersengefluester.de zurzeit keine andere Beteiligungsgesellschaft bekannt, die ihre Branchenausrichtung derart konsequent auf nachhaltige Themen justiert. Entsprechend gut passt auch die weitere – im Bereich Buchenholz aktive – börsennotierte Beteiligung Delignit (75,47 Prozent) ins Gesamtkonzept.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 403,08 | 506,59 | 592,06 | 689,24 | 680,33 | 896,45 | 954,62 | |
EBITDA1,2 | 30,14 | 53,99 | 80,97 | 85,73 | 55,90 | 87,98 | 78,19 | |
EBITDA-Marge3 | 7,48 | 10,66 | 13,68 | 12,44 | 8,22 | 9,81 | 8,19 | |
EBIT1,4 | 19,71 | 38,62 | 54,39 | 56,16 | 19,00 | 44,57 | 33,92 | |
EBIT-Marge5 | 4,89 | 7,62 | 9,19 | 8,15 | 2,79 | 4,97 | 3,55 | |
Jahresüberschuss1 | 10,24 | 27,25 | 34,60 | 10,72 | -11,57 | 24,15 | 24,25 | |
Netto-Marge6 | 2,54 | 5,38 | 5,84 | 1,56 | -1,70 | 2,69 | 2,54 | |
Cashflow1,7 | 3,85 | 24,03 | 69,23 | 56,00 | 59,12 | 35,37 | 126,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,71 | 2,34 | 4,44 | 2,14 | -1,61 | 2,00 | 2,10 | |
Dividende8 | 1,32 | 0,69 | 0,70 | 1,76 | 1,98 | 1,00 | 1,01 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
Normalerweise eine größere Erwähnung wert, wäre auch die zur Hauptversammlung am 8. Juni 2021 vorgeschlagene deutliche Dividendenerhöhung von 0,70 auf 1,76 Euro (0,88 Euro Basis plus 0,88 Euro „Vorwerk-Bonus“). Auf dem aktuellen Kursniveau von rund 135 Euro steht diese Ausschüttung – zumindest für Neuanleger – aber nur für eine Rendite von rund 1,3 Prozent. Da gibt es deutlich interessantere Beteiligungsgesellschaften, wie etwa Mutares oder Aurelius. Deutlich mehr Anreize zum Kauf der MBB-Aktie liefert da vermutlich die übliche Addition der Börsenwerte der notierten Töchter plus des Netto-Finanzguthabens sowie ein überschlägiger Blick auf die ebenfalls als IPO-Kandidat gehandelte DTS IT in Relation zur aktuellen Marktkapitalisierung von MBB. Kleinere Engagements wie die OBO Werke lässt boersengefluester.de einmal außen vor. Und auch das sicherlich üppig vorhandene Management-Know how des SDAX-Aspiranten bleibt hier unberücksichtigt.
Demnach türmen sich allein die notierten Beteiligungen sowie die liquiden Mittel auf knapp 870 Mio. Euro. Inklusive der 80-Prozent-Beteiligung DTS IT, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 76 Mio. Euro erzielte, dürfte der Betrag locker Richtung 950 Mio. Euro gehen. Dabei haben wir für DTS (sehr konservativ) ein ähnliches Umsatzmultiple wie für den im MDAX gelisteten IT-Dienstleister Cancom unterstellt. Zum Vergleich: Der Börsenwert von MBB beträgt momentan 803 Mio. Euro. Auch für eher konservativ ausgerichtete Anleger bietet der Anteilschein damit ein sehr vorteilhaftes Chance-Risiko-Verhältnis. Noch sehr viel besser sähe es freilich aus, wenn der Geschäftsbericht 2021 von Aumann in zwölf Monaten die erhoffte operative Erholung widerspiegeln würde.
Ansonsten der guten Vollständigkeit halber hier noch die Prognose für das laufende Jahr von MBB: Demnach ist bei Erlösen von 720 Mio. Euro mit einer bereinigten EBITDA-Marge von 10 bis 12 Prozent zu rechnen. Im Mittel würde das auf einen leichten Rückgang des adjustierten EBITDA auf 79 Mio. Euro hinauslaufen. Aber schauen wir mal, die Prognose dürfte zum jetzigen Zeitpunkt eher zurückhaltend gewählt sein.
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