Da war selbst Christof Nesemeier baff: Trotz der erheblichen Ausgaben für die im November 2015 durchgeführte 75-Prozent-Übernahme des Spezialmaschinenbauers Aumann, stand am Jahresende noch immer eine Netto-Liquidität von mehr als 8 Mio. Euro in der Bilanz von MBB. „Eigentlich hatten wir damit gerechnet, net debt zu sein“, räumt Nesemeier, Vorstand und Mitgründer der Beteiligungsgesellschaft MBB, auf der jüngsten Kapitalmarktkonferenz von Egbert Prior ein. Im Abschlussquartal haben die Kassen der Berliner also noch einmal richtig geklingelt. Boersengefluester.de hatte die Zahlen erst kürzlich kommentiert (zu dem Beitrag kommen Sie HIER). Insbesondere der Neuzugang Aumann – das Unternehmen stellt Anlagen für die Spulenwicklung von Elektromotoren und für E-Mobilität her – hat es Nesemeier angetan. „Mit Aumann haben wir einen Volltreffer gelandet.“ Dem Vernehmen nach befindet sich die Gesellschaft aus Espelkamp inmitten einer massiven Expansionsphase. Dabei sieht das für 2016 geplante Erlösplus von 34 auf 40 Mio. Euro auf den ersten Blick gar nicht mal so heftig aus. Doch der Eindruck täuscht. „Wir sind bei Aumann komplett voll und schicken unsere Kunden momentan nach Hause“, sagt Nesemeier.
Anlass zur Zuversicht geben aber auch die anderen Portfoliomitglieder. Der Anlagenbauer MBB Fertigungstechnik hat seine Schwächephase überwunden und dürfte im laufenden Jahr auf Erlöse von rund 100 Mio. Euro zusteuern. Aus dem ursprünglichen Plan, dass die Fertigungstechnik Kapazitäten für Aumann vorhält, wird jedenfalls nichts. „Wir haben hier momentan einen hervorragenden Ordereingang“, verrät Nesemeier. Und auch das bislang immer schwierigste Pferd im Stall, die CT Formpolster, kommt allmählich in Form. Der bis Ende 2009 zum DAX-Konzern Continental gehörende Spezialist für Schaumpolster produzierte lange Zeit Sitzfüllungen für die Autoindustrie. Doch dann brachen die Aufträge weg und CT musste sich quasi neu erfinden – und sattelte auf die Fertigung von Matratzen um. „Ein wesentlicher Teil aller Matratzen, die bei uns im Internet verkauft werden, stammt von CT“, sagt Nesemeier. Nebenwertekenner werden jetzt vermutlich hellhörig. Und ja: Auch die von bmp kreierte Marke Grafenfels bezieht ihre Matratzen von CT Formpolster. Die Verbindungsgerade lässt sich leicht ziehen: Nesemeiser und bmp-Chef Oliver Borrmann kennen sich gut über die bmp Beteiligungsmanagement AG, wo Nesemeier Vorsitzender des Aufsichtsrats ist. Mindestens nach Plan läuft derzeit auch alles bei dem ebenfalls börsennotierten Automobilzulieferer Delignit. Nesemeier spricht auf der Prior-Konferenz sogar von einer „sehr schönen Unternehmensentwicklung“. MBB hält gut 76 Prozent der Delignit-Aktien.
Angesichts der florierenden Geschäfte bei den einzelnen Portfoliomitgliedern scheint das für 2016 avisierte Umsatzziel von 300 Mio. Euro auf Konzernebene MBB also eher tief gestapelt. Dementsprechend konservativ stufen wir auch das Gewinnziel von 13,2 Mio. Euro – das sind 2,00 Euro pro Aktie – ein. Interessant wird zudem, wann sich MBB an den nächsten Zukauf wagt. Für den Aumann-Deal haben sich die Berliner knapp vier Jahre Zeit gelassen. Eine derart lange Spanne wird Nesemeier wohl kaum noch einmal vergehen lassen, zumal rund 54 Mio. Euro an liquiden Mitteln, Aktien und Gold auf den Konten liegen. Keine Frage: Auf der Prior-Konferenz gehörte MBB einmal mehr zu den Highlights. Kaum ein Investor, der von der Präsentation nicht angetan war. Wenn dem Aktienmarkt nicht insgesamt die Puste ausgehen sollte, müsste die MBB-Aktie ihren jüngsten Aufwärtstrend eigentlich fortsetzen. Die Bewertung ist mit einem 11er-KGV und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,1 sehr moderat. Zudem bietet der Titel eine Dividendenrendite von 2,3 Prozent. Vom Investmentstil her vergleichbar ist MBB am ehesten mit Gesellschaften wie Indus Holding aus Bergisch Gladbach oder Gesco aus Wuppertal. Damit ist MBB ein Gegenstück zu Aurelius aus München, die sich auf Restrukturierungen fokussieren und nach einer gewissen Zeit den Exit suchen. „Grundsätzlich sind wir ein Evergreen“, sagt Nesemeier. „Wer zu uns kommt, kann auch bei uns bleiben.“ Keine Regel ohne Ausnahme: Im Jahr 2009 trennte sich auch MBB mal von einem Portfoliotitel. Damals verkauften die Berliner den Schüttgutaufbereiter Reimel Henschel aus Rödermark – schon nach zwei Jahren – an die Zeppelin-Gruppe aus Friedrichshafen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 403,08 | 506,59 | 592,06 | 689,24 | 680,33 | 896,45 | 954,62 | |
EBITDA1,2 | 30,14 | 53,99 | 80,97 | 85,73 | 55,90 | 87,98 | 78,19 | |
EBITDA-Marge3 | 7,48 | 10,66 | 13,68 | 12,44 | 8,22 | 9,81 | 8,19 | |
EBIT1,4 | 19,71 | 38,62 | 54,39 | 56,16 | 19,00 | 44,57 | 33,92 | |
EBIT-Marge5 | 4,89 | 7,62 | 9,19 | 8,15 | 2,79 | 4,97 | 3,55 | |
Jahresüberschuss1 | 10,24 | 27,25 | 34,60 | 10,72 | -11,57 | 24,15 | 24,25 | |
Netto-Marge6 | 2,54 | 5,38 | 5,84 | 1,56 | -1,70 | 2,69 | 2,54 | |
Cashflow1,7 | 3,85 | 24,03 | 69,23 | 56,00 | 59,12 | 35,37 | 126,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,71 | 2,34 | 4,44 | 2,14 | -1,61 | 2,00 | 2,10 | |
Dividende8 | 1,32 | 0,69 | 0,70 | 1,76 | 1,98 | 1,00 | 1,01 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
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