Am Ende ist an der Börse alles eine Frage des Aktienkurses. Würde Masterflex – wie im Sommer 2024 – auch jetzt noch bei 11 Euro notieren, wären die frisch vorgelegten Zahlen für das dritte Quartal wohl eine leichte Enttäuschung. Auf dem aktuell gedrückten Niveau von knapp 9 Euro sieht die Welt aber schon wieder ganz anders aus. Jedenfalls hat sich der Hersteller von Spezialschläuchen im dritten Quartal besser geschlagen, als es der Kursrückgang hat befürchten lassen. Zwar lagen die Umsätze in Q3 2024 mit 25,34 Mio. Euro um 3,6 Prozent unter dem vergleichbaren Niveau des Vorjahres, die positive Erlöstendenz aus dem zweiten Quartal wurde also bereits wieder gebrochen. Verglichen mit vielen anderen Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe stehen die Gelsenkirchner damit aber noch komfortabel da. Gleiches gilt für das operative EBIT von 3,68 Mio. Euro aus dem dritten Quartal des laufenden Jahres, was den Vergleichswert von 2023 um 13,6 Prozent unterschritten hat. Hätte also deutlich schlimmer kommen können.
„Wenn man länger draufschaut, fühlt sich das schon sehr gut an, was wir dieses Jahr erreicht haben“, lautet denn auch das Fazit von Finanzvorstand Mark Becks auf der von Montega veranstalteten digitalen Investorenpräsentation. Tatsächlich war es der August, der nicht so gut lief wie im Vorjahr, auch wenn die Messlatte von 2023 hier recht hoch angelegt war. Grundsätzlich bleibt es auch dabei, dass vor allem die zyklischen Branchen aus dem Kundenkreis von Masterflex eine bessere Performance verhindern, während die Bereiche Lebensmittel oder auch Halbleiter weiter robust wachsen. Verschiebungen gab es dagegen bei Aufträgen aus dem Medizintechnikbereich, wobei CFO Becks betont, dass es sich tatsächlich nur um Verschiebungen handelt: „Für 2025 sehen wir daher viel Potenzial.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 74,68 | 77,24 | 79,97 | 71,88 | 79,07 | 100,27 | 101,12 | |
EBITDA1,2 | 10,26 | 9,59 | 9,66 | 7,89 | 10,67 | 16,44 | 17,87 | |
EBITDA-Marge3 | 13,74 | 12,42 | 12,08 | 10,98 | 13,49 | 16,40 | 17,67 | |
EBIT1,4 | 6,60 | 6,10 | 4,54 | 2,34 | 5,34 | 11,39 | 12,30 | |
EBIT-Marge5 | 8,84 | 7,90 | 5,68 | 3,26 | 6,75 | 11,36 | 12,16 | |
Jahresüberschuss1 | 4,30 | 3,22 | 2,44 | 0,80 | 3,30 | 7,83 | 8,04 | |
Netto-Marge6 | 5,76 | 4,17 | 3,05 | 1,11 | 4,17 | 7,81 | 7,95 | |
Cashflow1,7 | 8,34 | 4,68 | 6,60 | 11,55 | 6,81 | 10,11 | 12,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | 0,35 | 0,26 | 0,08 | 0,34 | 0,81 | 0,83 | |
Dividende8 | 0,07 | 0,07 | 0,07 | 0,08 | 0,12 | 0,20 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Die Prognosen für das Gesamtjahr 2024 präzisiert Becks insofern, dass er beim Umsatz nun den unteren Bereich der bisherigen Spanne von 100 bis 107 Mio. Euro für wahrscheinlich hält. Bislang war hier das untere Mittelfeld die Feinjustierung. Beim operativen EBIT wird Becks ebenfalls ein wenig defensiver, ohne die avisierte Bandbreite von 12,0 bis 15,0 Euro jedoch komplett neu zu formulieren. „Eine 13 vor dem Komma wäre schon sehr schön“, sagt Becks auf dem Montega-Event. Um diese Vorschau einzulösen, müsste Masterflex im Abschlussquartal ein operatives EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern – bereinigt um Sondereffekte) von mindestens 2,8 Mio. Euro erzielen – nach 2,4 Mio. Euro operatives EBIT in Q4 2023. Das scheint jedoch gut machbar, zumal im Abschlussviertel 2023 Belastungen enthalten waren, die so für 2024 nicht zu erwarten sind.
Nochmals bekräftigt Becks zudem, dass Masterflex im kommenden Jahr auf der Akquisitionsseite aktiv werden will. Die nötige finanzielle Flexibilität gibt dabei der kürzlich neu aufgesetzte Konsortialkredit über 55 Mio. Euro. Zurzeit spricht dabei einiges dafür, dass sich das Vorstandsteam eher auf kleinere Zukäufe fokussiert, selbst wenn alle Optionen geprüft werden. „Wir wollen nicht zu viel Komplexität ins Unternehmen bringen“, sagt Becks. Und nur um den Umsatz anzukurbeln, wird Masterflex keine Übernahmen tätigen, selbst wenn das Erlösziel von 200 Mio. Euro bis 2030 – bei einer EBIT-Marge Richtung 15 Prozent – unverändert auf der Agenda steht.
Was heißt das alles für Aktionäre? Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverschuldung von rund 12 Mio. Euro bringt es Masterflex zurzeit auf einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von knapp 100 Mio. Euro. Das entspricht gerade einmal dem 5,5-fachen des für 2024 von boersengefluester.de erwarteten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). In früheren Börsenzeiten, als Nebenwerte noch zu den Lieblingen auf dem Kurszettel gehörten, war ein EV/EBITDA-Multiple in der Masterflex-Vergleichsgruppe von 8 bis 9 an der Tagesordnung. Davon ist der Kapitalmarkt zurzeit noch weit entfernt, doch die mittlerweile diversen Übernahmeofferten im Smallcap-Bereich zeigen, dass strategische Investoren zunehmend bereit sind, stattliche Aufschläge zu zahlen.
Bei einem Faktor von 7 auf die Relation von Enterprise Value zu EBITDA (2024) würde das bei der im streng regulierten Börsensegment Prime Standard notierten Masterflex auf ein faires Niveau von knapp 12 Euro je Aktie hinauslaufen. Und selbst das ist nur das 1,5-fache des Buchwerts. Wir bleiben daher bei unserer Kaufen-Einschätzung und setzen darauf, dass sich die teilweise absurd niedrigeren Bewertungen perspektivisch wieder Normalmaßen nähern. Bis dahin bleibt Ausdauer gefragt.
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