Überzeugende Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentiert Masterflex. Mit 100,3 Mio. Euro Umsatz (Vorjahr: 79,1 Mio. Euro) und 11,4 Mio. Euro beim EBIT liegt der Anbieter von Spezialschläuchen spürbar über den zuletzt im Oktober heraufgesetzten eigenen Prognosen. Ebenfalls positiv: Zur Hauptversammlung am 7. Juni 2023 setzt das Unternehmen aus Gelsenkirchen eine um 8 Cent auf 0,20 Euro je Aktie heraufgesetzte Dividende auf die Agenda. Damit bringt es die im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelistete Masterflex-Aktie auf eine Dividendenrendite von etwas mehr als zwei Prozent, was für den Titel durchaus ordentlich ist. Ohnehin sehr viel interessanter aus Investorensicht ist die Kursentwicklung des Spezialwerts – und die kann sich mit einem Plus von rund 30 Prozent absolut sehen lassen. Die Ziele der Analysten bewegen sich zwischen 12,50 und 15,00 Euro, signalisieren also noch deutliches Kurspotenzial. Boersengefluester.de sprach exklusiv mit CFO Mark Becks über die Rekordzahlen sowie die Aussichten für 2023.
Herr Becks, knapp 27 Prozent Umsatzwachstum auf 100,3 Mio. Euro und eine annähernde EBIT-Verdopplung im Jahr 2022 auf 11,4 Mio. Euro – wir sprechen also mit einem zufriedenen Finanzchef?
Mark Becks: Absolut. Auch wenn es die Zahlen so nicht zum Ausdruck bringen, war das Geschäftsjahr 2022 nicht gerade einfach. Die Herausforderungen mit dem Krieg in der Ukraine, steigenden Energiepreisen, Rohstoffverfügbarkeiten, Inflation et cetera waren immens. Umso mehr sind wir stolz, dass wir unser eigentlich für 2024 geplantes Umsatzziel von 100 Mio. Euro bereits 2022 erreicht haben und dank unseres Optimierungsprogramms „Back-to-Double-Digit“ wie versprochen die zweistellige EBIT-Marge erreichen und nachhaltig festigen konnten.
Umsatzseitig und vor allem ertragsseitig haben Sie die eigenen Prognosen übertroffen und liegen auch etwas über den Prognosen der Research-Häuser. Woher kommt die gute Entwicklung?
Mark Becks: Die Nachfrage aus sämtlichen Kundenindustrien war fast über das gesamte Jahr hinweg auf einem sehr auskömmlichen Niveau, gleichzeitig hatten wir einen hohen Auftragsbestand, was per Ende 2022 mit 22,8 Mio. Euro nach wie vor der Fall ist. Es ist uns gelungen, die Phase der Rohstoffverknappung mit einem soliden und flexiblen Supply-Chain-Management gut zu durchschiffen und waren somit produktions- und lieferfähig. Ertragsseitig halfen uns das Volumenwachstum und damit Skaleneffekte, Preisanpassungen und die hohen Produktivitätsfortschritte aus unserem Optimierungsprogramm. Im vierten Quartal konnten wir zudem einen Teil des hohen Auftragsbestands abbauen, was sich auf der Ertragsseite ebenfalls positiv bemerkbar gemacht hat.
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Trotz eines soliden Auftragseingangs liegt der Auftragsbestand per Ende 2022 „nur“ auf Vorjahresniveau. Beunruhigt Sie das?
Mark Becks: Nein, es bestärkt uns eher. Unsere Auftragslage ist weiterhin robust. Wir sind sogar froh, dass wir im vierten Quartal einen Teil des hohen Auftragsbestands abarbeiten konnten, nachdem wir unseren Kunden zuletzt für uns ungewöhnlich lange Lieferzeiten bestätigen mussten. Unser Auftragseingang liegt weiterhin auf einem für uns ungewöhnlich hohen Niveau, entsprechend zuversichtlich sind wir für 2023.
Hat sich die Lage auf dem Rohstoffmarkt und auch die Preisentwicklung mittlerweile verbessert?
Mark Becks: Nur bedingt. Wir verzeichnen bei den Verfügbarkeiten eine Verbesserung in vielen Bereichen – aber eben nicht überall. Wo die Lage angespannt ist, sorgen wir vor. Bei den Preisen sind wir allerdings noch weit von den Vorkrisenniveaus entfernt. Bei manchen Materialien steigen die Preise sogar noch. Insgesamt ist die Lage einfacher zu managen, aber von einer vollständigen Entspannung kann man noch nicht sprechen. Wir sehen ja fast täglich in den Nachrichten, dass das Inflationsniveau weiterhin hoch ist. Und das hat natürlich auch Einfluss auf unsere Kostensituation. Allerdings ist es uns bisher gelungen, die gestiegenen Energie- und Materialkosten durch die mit den Kunden vereinbarten Preisanpassungen weitgehend zu kompensieren.
Ihr Optimierungsprogramm ist mit dem Erreichen der 11,4 Prozent bei der EBIT-Marge erfolgreich abgeschlossen. Wie geht es nun weiter??
Mark Becks: Raum für Optimierungen gibt es immer, daran arbeiten wir kontinuierlich, um das Erreichte bei der Marge zu festigen und die Profitabilität auch weiter zu steigern. In der nächsten Entwicklungsphase steht das Wachstum im Vordergrund, organisch wie anorganisch. Skaleneffekte leisten auch hier einen Beitrag, um die Marge zu steigern. Produktseitig machen wir uns ebenfalls Gedanken Richtung Kreislaufwirtschaft, wofür wir mit unserem Schlauchsystem Ampius und einem Schatz an Lebenszyklusdaten ein interessantes Steuerungselement haben. Damit setzen wir uns aktuell intensiv auseinander. Wir planen, im Frühsommer 2023 hier tiefergehend zu kommunizieren.
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Hinsichtlich des längerfristigen Ausblicks haben Sie den ersten Meilenstein mit 100 Mio. Euro Umsatz zwei Jahre früher erreicht als ursprünglich gedacht. Was bedeutet das für das Ziel von 200 Mio. Euro Umsatz, das bisher per 2030 gilt?
Mark Becks: Wie schon angedeutet, steht die vor uns liegende Unternehmensphase im Zeichen des Wachstums. Unsere strategischen Überlegungen gehen dabei in mehrere Richtungen. Was konkret das Ziel von 200 Mio. Euro angeht, so hängt die zeitliche Komponente auch davon ab, ob es günstige und passende Gelegenheiten für wertstiftende Zukäufe gibt. Aber das jetzige Niveau zeigt, dass im Verhältnis organisches Wachstum zu anorganischem Wachstum die Waagschale mehr in Richtung organisches Wachstum ausschlagen könnte.
Das erste Quartal 2023 nähert sich bereit wieder dem Ende, können Sie schon eine Indikation geben, wie es im Vergleich zum Vorjahresquartal gelaufen ist?
Mark Becks: Wir werden im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal weiter wachsen. Auch der Auftragseingang war bisher sehr gut und lag etwas über dem Umsatz. Insofern gehen wir auch von einem guten ersten Quartal 2023 aus.
Was bedeutet das dann für den Ausblick auf 2023?
Mark Becks: Die Auftragslage bei Masterflex ist weiterhin gut, entsprechend rechnen wir, sofern sich die Rahmenbedingungen und angesprochenen Herausforderungen nicht substanziell verschlechtern, mit einer weiterhin positiven Entwicklung. Konkrete Zahlen kann ich natürlich noch nicht nennen, wir werden unsere Prognose 2023 mit dem Geschäftsbericht am 31. März veröffentlichen. Aber eines kann ich schon verraten: Wir bleiben auf Wachstumskurs.
Herr Becks, vielen Dank für das Interview!
Mark Becks ist seit dem 1. Juni 2009 Finanzvorstand (CFO) bei der Masterflex SE. Nach mehreren Jahren in Großkonzernen (Mannesmann und Bosch) bekleidete Mark Becks verschiedene leitende Positionen in mittelständischen Unternehmen. Im Fokus seiner Tätigkeiten standen dabei Restrukturierungen, Aufbau und Weiterführung von Controllingsystemen, SAP-Einführungen und die Begleitung von Refinanzierungen. Im Vorstandsteam der Masterflex SE ist Mark Becks – neben den Finanzen – zudem verantwortlich für die Ressorts Einkauf, Qualitätsmanagement, Human Ressources, Compliance sowie Investor Relations.
Fotos: Masterflex SE
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