Normalerweise kennt die Börse bei Gewinnwarnungen keine Gnade. Umso erstaunlicher ist die Entwicklung bei Masterflex: Auf die Meldung, dass der Hersteller von Spezialschläuchen seine Margenziele für 2018 kassiert, knickte die Notiz nicht etwa ein, sondern zog um etwas mehr als sieben Prozent an. Was ist da also los bei Masterflex? Zunächst einmal zeichnete sich bereits zum Halbjahr ab, dass die Gelsenkirchner aufgrund diverser Sonderfaktoren – von Währungseinflüssen bis hin zu einem hohen Krankenstand – nicht unbedingt in Bestform waren. Gleichwohl bestätigte CEO Andreas Bastin im August noch seine bisherige Prognose für 2018, wonach bei Erlösen zwischen 78 bis 81 Mio. Euro (entsprechend einem Zuwachs von vier bis acht Prozent) mit einer im Vergleich zum Vorjahr unveränderten operativen EBIT-Marge von 9,5 Prozent abschließen zu wollen. So gesehen lag die Zielmarke bei einem um außerordentliche Einflüsse wie Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten oder Übernehmen bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern in einer Bandbreite zwischen 7,40 und 7,70 Mio. Euro.
Nun rückt Vorstand Bastin von seiner Vorgabe ab und stellt nur noch eine EBIT-Marge von 8,0 bis 9,0 Prozent in Aussicht – je nach Umsatzentwicklung bis zum Jahresende. Die bisherige Erlösspanne nennt er dabei nicht noch einmal explizit. Boersengefluester.de kalkuliert daher für 2018 vorsichtig mit dem unteren Ende des Umsatzziels von 78 Mio. Euro. Da das Delta zwischen „operativem“ und ausgewiesenen EBIT tendenziell etwas kleiner als 2017 sein sollte, setzen wir das zu erwartende Betriebsergebnis bei 6,45 Mio. Euro an – nach 6,60 Mio. Euro im Vorjahr. Keine Frage: Gemessen an den ursprünglichen Erwartungen der Investoren – und vor allen Dingen auch den eigenen Ansprüchen von Masterflex – ist das definitiv eine Enttäuschung. Andererseits hatte sich der Markt seit der Vorlage des Sechs-Monats-Berichts nach und nach auf noch schlechtere Zahlen eingestellt. Immerhin verlor der Small Cap seit der Präsentation des Zwischenreports um gut zehn Prozent an Wert. Das sind jetzt keine dramatischen Verschiebungen, aber Masterflex ist üblicherweise auch keine derart bewegliche Aktie wie so manch anderer Titel aus dem Spezialwertebereich. Die Mehrheit der Anteilscheine liegt in den Händen von größeren Family Offices oder langfristig ausgerichteten Fondsgesellschaften.
Der Streubesitz des im Prime Standard notierten Unternehmens beträgt knapp 39 Prozent. Bei einem gesamten Börsenwert von knapp 85 Mio. Euro ist das eine eher überschaubare Größenordnung. Gleichwohl halten wir Masterflex für eine vernünftige Langfristposition im Depot. Die Bewertung ist eher geerdet, zudem handelt es sich bei der jüngsten Prognoseanpassung nicht um ein grundsätzliches Margenproblem. Perspektiv bleibt die Zielsetzung von Vorstandschef Bastin, wonach die Gesellschaft wieder auf EBIT-Margen von deutlich mehr als zehn Prozent kommen will. Ein ambitioniertes Ziel: Zuletzt agierte Masterflex in den Jahren vor 2012 in derartigen Rendite-Regionen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 74,68 | 77,24 | 79,97 | 71,88 | 79,07 | 100,27 | 101,12 | |
EBITDA1,2 | 10,26 | 9,59 | 9,66 | 7,89 | 10,67 | 16,44 | 17,87 | |
EBITDA-Marge3 | 13,74 | 12,42 | 12,08 | 10,98 | 13,49 | 16,40 | 17,67 | |
EBIT1,4 | 6,60 | 6,10 | 4,54 | 2,34 | 5,34 | 11,39 | 12,30 | |
EBIT-Marge5 | 8,84 | 7,90 | 5,68 | 3,26 | 6,75 | 11,36 | 12,16 | |
Jahresüberschuss1 | 4,30 | 3,22 | 2,44 | 0,80 | 3,30 | 7,83 | 8,04 | |
Netto-Marge6 | 5,76 | 4,17 | 3,05 | 1,11 | 4,17 | 7,81 | 7,95 | |
Cashflow1,7 | 8,34 | 4,68 | 6,60 | 11,55 | 6,81 | 10,11 | 12,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | 0,35 | 0,26 | 0,08 | 0,34 | 0,81 | 0,83 | |
Dividende8 | 0,07 | 0,07 | 0,07 | 0,08 | 0,12 | 0,20 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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