Kurse oberhalb von 8 Euro hatte die Aktie von Masterflex zuletzt Ende 2018 gesehen – damals allerdings auf dem Weg nach unten. Spätestens seit der Ende Oktober kommunizierten Prognoseanhebung hat die Notiz von Masterflex aber den Turbo eingeschaltet und ist auf ein Vier-Jahres-Hoch gestiegen. Viel deutlicher kann ein Ausbruch nach oben eigentlich nicht aussehen. Dabei hat der Titel des Herstellers von Spezialschläuchen noch immer reichlich Potenzial, die Analysten von Montega Research haben den ihrer Meinung nach fairen Wert der Aktie erst kürzlich um 15 Prozent auf 15 Euro heraufgesetzt. Auf diesem Niveau würde es das Unternehmen aus Gelsenkirchen auf einen Börsenwert von gut 146 Mio. Euro bringen, was bezogen auf das obere Ende der jetzt erwarteten operativen EBIT-Bandbreite von 9,3 bis 10,5 Mio. Euro einem noch immer nicht überzogenen Multiple von knapp 14 entspräche.
Zur weiteren Info: Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverschuldung würde sich bei Erreichen des Kursziels ein ebenfalls akzeptabler Faktor von 15,6 ergeben. Derzeit liegt die Relation von Unternehmenswert zu Ergebnis vor Zinsen und Steuern im knapp einstelligen Bereich bei etwa 9,6. Dabei stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass Masterflex die eigene Prognose für 2022 eher noch toppen wird. Immerhin kommt die Gesellschaft nach neun Monaten 2022 bereits auf ein operatives EBIT von 10,4 Mio. Euro – hätte das also bereits das Ziel erreicht. „Grundsätzlich erwarten wir für das Abschlussquartal kein negatives EBIT“, sagt CFO Mark Becks auf der virtuellen Investorenpräsentation zur Vorlage der Neun-Monats-Zahlen auf der Montega-Plattform Connect.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 74,68 | 77,24 | 79,97 | 71,88 | 79,07 | 100,27 | 101,12 | |
EBITDA1,2 | 10,26 | 9,59 | 9,66 | 7,89 | 10,67 | 16,44 | 17,87 | |
EBITDA-Marge3 | 13,74 | 12,42 | 12,08 | 10,98 | 13,49 | 16,40 | 17,67 | |
EBIT1,4 | 6,60 | 6,10 | 4,54 | 2,34 | 5,34 | 11,39 | 12,30 | |
EBIT-Marge5 | 8,84 | 7,90 | 5,68 | 3,26 | 6,75 | 11,36 | 12,16 | |
Jahresüberschuss1 | 4,30 | 3,22 | 2,44 | 0,80 | 3,30 | 7,83 | 8,04 | |
Netto-Marge6 | 5,76 | 4,17 | 3,05 | 1,11 | 4,17 | 7,81 | 7,95 | |
Cashflow1,7 | 8,34 | 4,68 | 6,60 | 11,55 | 6,81 | 10,11 | 12,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | 0,35 | 0,26 | 0,08 | 0,34 | 0,81 | 0,83 | |
Dividende8 | 0,07 | 0,07 | 0,07 | 0,08 | 0,12 | 0,20 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Allerdings gibt es ein paar Sonderthemen, die auf die Resultate des bei Masterflex traditionell eher ertragsschwachen Q4 zusätzlich drücken (könnten): So zieht etwa die im Dezember 2016 übernommene Tochter APT Advanced Polymer Tubing Ende des Jahres von Neuss in einen Gewerbepark im Düsseldorfer Süden in der Nähe des Rheins. Zudem wird das Thema Lohnerhöhung für die Angestellten akut, was wiederum in einer möglichen Einmalzahlung für 2022 münden könnte. Last but not least hat das vierte Quartal weniger Arbeitstage, selbst wenn Weihnachten dieses Jahr sehr arbeitgeberfreundlich fällt. Insgesamt ist Finanzvorstand Mark Becks mit der operativen Entwicklung aber sehr zufrieden: „Wir wachsen dynamisch und die Auftragslage ist weiter robust.“ Dem gegenüber dem Halbjahr leicht rückläufigen Auftragsbestand, kann Becks sogar positive Seiten abgewinnen: „Es tut auch mal ganz gut, nicht immer Lieferzeiten von sechs bis neun Monaten zu bestätigen.“
Ebenfalls wichtig aus Investorensicht: Der für 2022 zu erwartende Sprung in zweistellige EBIT-Margen soll auf jeden Fall nachhaltig bleiben. Grundsätzlich hält es Becks sogar für möglich, pro Jahr 0,5 bis 1,0 Prozentpunkte auf die operative Rendite draufzulegen. Ob es eine Art natürliche Obergrenze für die Rendite – etwa bei 13, 14 oder gar 15 Prozent – gibt, vermag Becks nicht valide einzuschätzen. Dafür ändern sich die Rahmenbedingungen mitunter viel zu schnell. Zur Einordnung: Für 2022 ist im Mittel mit einer operativen EBIT-Marge von 10,5 Prozent zur rechnen. Gut möglich übrigens, dass der vor vielen Jahren eingeführte getrennte Ausweis von EBIT und operativem EBIT vielleicht schon mit dem Abschluss für 2022 zu den Akten gelegt wird, da sämtliche Restrukturierungsthemen weitgehend abgearbeitet sind und es schon jetzt kaum noch signifikante Unterschiede zwischen beiden Größen gibt.
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Mit Blick auf das offiziell bis spätestens 2024 avisierte Umsatzziel von rund 100 Mio. Euro spricht derweil einiges dafür, dass Masterflex bereits 2023 in den dreistelligen Millionen-Euro-Bereich gelangt. „Wir sind etwas schneller unterwegs als geplant“, sagt Becks. Das wiederum ist für den Manager kein Grund, am Langfristziel von 200 Mio. Euro Umsatz bis 2030 zu schrauben. Viel hängt hier ohnehin davon ab, welche Fortschritte Masterflex beim anorganischen Wachstum – also Firmenzukäufen – macht. In Sache Dividende sollten Anleger derweil keine zu hohen Erwartungen haben. Ziel ist es, mindestens so viel wie im Vorjahr – also 0,10 Euro je Aktie – plus „eventuell einen Schnaps obendrauf“, wie Becks es formuliert – auszuschütten. Keinesfalls soll die Dividende jedenfalls die Akquisitionstätigkeit in irgendeiner Form torpedieren. Insgesamt bleibt die Masterflex-Aktie ein feiner Nebenwert mit erklecklichem Potenzial. Rein charttechnisch ist der Weg nach oben jetzt erst einmal frei.
Foto: Masterflex SE