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Marinomed Biotech: Erhebliches Potenzial

Pünktlich zur Präsentation auf der Frühjahrskonferenz in Frankfurt legt Marinomed Biotech seinen Zwischenbericht für das erste Quartal 2022 vor. Natürlich können Investoren jetzt lange darüber philosophieren, ob die leicht höheren Umsätze von 2,41 Mio. Euro sowie das von minus 1,74 auf minus 1,24 Mio. Euro verbesserte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) geeignete Signale sind, um den arg gedrückten Aktienkurs nachhaltig zurück auf die Spur bringen. Viel wichtiger wird am Ende aber sein, ob der zuletzt kommunizierte Strategieschwenk hin zur Entwicklung von verschreibungspflichtigen Medikamenten für Indikationen die Virologie und Immunologie die erhofften Erfolge bringen wird. „Hier liegt der künftige Wert von Marinomed“, sagt CEO Andreas Grassauer bei der Vorlage des Q1-Reports. Im Gegensatz zu den meisten anderen Biotechs haben die Österreicher mit ihren frei verkäuflichen Mitteln gegen Erkältungskrankheiten – die Produkte basieren auf dem Wirkstoff Carragelose aus der im Meer vorkommenden Rotalge – dabei ein prinzipiell funktionierendes Basisgeschäft, was die Börsianer zwischenzeitlich sogar geradezu elektrifizierte.

Der Grund: Die Carragelose-Produkte wirken nicht nur gegen klassische Erkältungen und Grippen, sondern hemmen auch Corona-Viren in ihrer Ausbreitung. Für Marinomed jedoch insofern eine ambivalente Entwicklung, weil durch das allgegenwärtige Tragen von medizinischen Masken zuletzt die Erkältungssaison komplett eingebrochen ist. Allerdings ist sich Marinomed-Chef Grassauer sicher, dass es hier ein „Comeback“ geben wird. Beinahe noch wichtiger in diesem Zusammenhang ist ein kürzlich gemeldeter Deal mit dem amerikanischen Konzern Procter & Gamble, der die Carragelose-Produkte von Marinomed künftig in den USA vertreiben will. Eine komplexe Transaktion, da es neben dem Technologiertransfer auch noch regulatorische Hürden zu überwinden gilt. „Im besten Fall ist für 2023/24 mit dem Markteintritt zu rechnen“, sagt Marinomed-Finanzvorstand Pascal Schmidt. Finanzielle Details des Deals will Schmidt gegenwärtig nicht verraten. Er verweist lediglich auf das grundsätzlich „signifikante Marktpotenzial“.

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Insofern ist es dann doch wieder nachvollziehbar, dass dieser an sich großartige Erfolg an der Börse bislang noch gelassen aufgenommen wurde. Nun: Zu einem nicht unerheblichen Teil kämpft die Marinomed-Aktie auch gegenüber der generellen Abneigung des Kapitalmarkts gegenüber dem Biotechsektor, die nun recht lange dauert und zwischenzeitlich durch den Ansturm auf Impfstoffaktien wie BionTech oder Moderna übertüncht wurde. Was macht Marinomed nun so besonders? Mit Marinosolv haben die Österreicher eine Technologie entwickelt, um schwer lösliche Verbindungen in einem Präparat aufzulösen, das auch für empfindliche Gewebe gut verträglich ist. Insofern verwundert es nicht, dass es sich bei dem Leitprodukt Budesolv um ein Nasenspray gegen allergische Nasenschleimhautentzündungen handelt. Das in der Phase II befindliche Produkt Tacrosolv soll später einmal gegen Erkrankungen des vorderen Auges eingesetzt werden, speziell geht es um Beschädigungen der Hornhaut ausgelöst durch das Herpes-Virus.

Insgesamt eine hoch interessante Pipeline, deren Entwicklung es allerdings auch zu finanzieren gilt. Idealerweise läuft das über Meilensteinzahlungen, wie es sie zuletzt vom chinesichen Konzern Luoxin Pharmaceutical für Budesolv gegeben hat. Zudem nutzt Marinomed ein Darlehensprogramm der Europäischen Investitionsbank (EIB) sowie die Kapitalzufuhr via Wandelschuldverschreibungen mit der Schweizer Investmentgesellschaft Nice & Green. Trotzdem: Zum Ende des ersten Quartals 2022 ist das Eigenkapital mit minus 604.000 Euro ins negative Terrain gerutscht. Nicht auszuschließen also, dass Finanzvorstand Pascal Schmidt perspektivisch auch die Aufnahme frischer Mittel durch eine Barkapitalerhöhung in Erwägung zieht.

Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass die Aktie nur für sehr risikobereite Investoren geeignet ist – und selbst dann auch nur mit entsprechend niedrig dosiertem Depotanteil. Auf der anderen Seite gibt es allerdings einen gewaltigen Hebel nach oben, sollte die neue Strategie erfolgreich ein. Nur trauen muss man es sich halt auch erstmal, bei einem derart intakten Abwärtsrend im Chartbild auf den Kaufen-Button zu drücken.

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Foto: Clipdealer


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.