Dass die Nerven bei den Aktionären von Manz relativ blank liegen, ist kein Wunder. Nahezu täglich rutscht der Titel des Spezialmaschinenbauers auf neue Mehr-Jahres-Tiefstände. Bezogen auf das Zwischenhoch bei gut 50 Euro vom Juni 2022 hat die Aktie nun um fast 70 Prozent an Wert verloren. Die Marktkapitalisierung von 136 Mio. Euro ist damit nicht einmal mehr halb so groß, wie die für das laufende Jahr von boersengefluester.de erwarteten Umsatzerlöse von gut 285 Mio. Euro. Zugegeben: Die zuletzt auf knapp 49 Mio. Euro gestiegene Netto-Finanzverschuldung sollten Anleger schon auch berücksichtigen, so dass sich ein gesamter Unternehmenswert (Enterprise Value – kurz: EV) leicht unterhalb von 185 Mio. Euro ergibt. Setzt man diesen EV in Relation zu dem für 2023 von boersengefluester.de prognostizierten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von etwa 18 Mio. Euro, relativiert sich die vermeintlich so günstige Bewertung des ehemaligen TecDAX-Titels mit einem Faktor von etwas über 10 allerdings schon wieder deutlich: Nicht nur wegen der vielen enttäuschenden Ergebnisse in der Vergangenheit, sondern auch weil sich Zukunft durchaus herausfordernd zeigt.
So kommt Manz zum Halbjahr 2023 bei Erlösen von 142,07 Mio. Euro auf ein EBITDA von 16,14 Mio. Euro – entsprechend einer operativen Marge von 10,8 Prozent. Gleichwohl bleibt der Vorstand bei seiner Prognose für das Gesamtjahr, wonach bei einem Umsatzplus im unteren zweistelligen Prozentbereich mit einer EBITDA-Marge im mittleren positiven einstelligen Prozentbereich zu rechnen ist. Salopp übersetzt würde das bedeuten, dass im zweiten Halbjahr bei Manz kaum noch markante Ergebniszuwächse zu erwarten sind. Nun: Entweder ist der Ausblick des Managements diesmal wirklich konservativ angesetzt und lässt Raum für positive Überraschungen, oder aber die Lage trübt sich tatsächlich bereits wieder deutlich ein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 324,97 | 296,92 | 264,40 | 236,77 | 227,06 | 250,96 | 249,17 | |
EBITDA1,2 | 11,45 | 9,51 | 9,21 | 19,36 | 18,29 | 6,18 | 14,63 | |
EBITDA-Marge3 | 3,52 | 3,20 | 3,48 | 8,18 | 8,06 | 2,46 | 5,87 | |
EBIT1,4 | 1,56 | -3,39 | -9,93 | 7,23 | -16,06 | -6,00 | 2,86 | |
EBIT-Marge5 | 0,48 | -1,14 | -3,76 | 3,05 | -7,07 | -2,39 | 1,15 | |
Jahresüberschuss1 | -2,80 | -8,02 | -11,25 | 3,43 | -22,43 | -12,15 | -2,38 | |
Netto-Marge6 | -0,86 | -2,70 | -4,25 | 1,45 | -9,88 | -4,84 | -0,96 | |
Cashflow1,7 | 19,53 | 14,90 | -24,10 | 20,62 | -25,80 | -2,28 | -23,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,41 | -1,00 | -1,43 | 0,42 | -2,89 | -1,42 | -0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Stärkstes Indiz dafür ist der zum Halbjahr um 57 Prozent auf 84,2 Mio. Euro gesunkene Auftragseingang. Der Abwärtstrend kann sich bei einem zyklischen Unternehmen wie Manz zwar relativ schnell drehen und auch der Orderbestand von 221,3 Mio. Euro lässt noch genügend Puffer. Vorteilhaft ist die Entwicklung aber natürlich nicht. Immerhin betont CEO Martin Drasch, dass die Sales Pipeline allein für die Division Mobility & Battery Solutions aktuell rund 500 Mio. Euro umfasst. Eine wichtige Rolle dürfte dabei unter anderem die weitere Ausgestaltung der strategischen Partnerschaft mit Daimler Truck spielen. Chancen sind also durchaus vorhanden, auch wenn sich der Kapitalmarkt stärker auf die Risiken konzentriert. Hinzu kommt, dass rund 5,7 Mio. Euro Ergebnis des Auftaktquartals 2023 durch einen positiven Bewertungseffekt aus dem Tausch einer Beteiligung aus dem Segment Mobility & Battery Solutions zustande gekommen sind.
Kein astreines Bild gibt auch der zum Halbjahr um fast 40 Mio. Euro auf minus 28,28 Mio. Euro verringerte Cashflow aus der operativen Geschäftstätigkeit ab, selbst wenn der Löwenanteil dieses Zwischenstands dem ersten Quartal 2023 zuzurechnen ist und im Wesentlichen an der Abnahme der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen hängt. Zu mäkeln gibt es also einiges, doch wer den Titel schon länger im Depot hat, wird nach den Halbjahreszahlen ohnehin keinen Handlungsbedarf haben – dafür liegt die Position wohl schon zu weit hinten. Und ja: Für ein Neu-Investment ist die Manz-Aktie auf dem aktuellen Niveau womöglich sogar einen Blick wert.
Die Bilanz sollte nach den umfangreichen Sonderabschreibungen von 2022 wegen der ausbleibenden Zahlungen für ein Großprojekt mit einem chinesischen Kunden gefestigt sein. Zudem haben die Reutlinger neben dem Deal mit Daimler Truck weitere namhafte Partnerschaften geschlossen – etwa die vor knapp einem Jahr aufgesetzte Kooperation mit der börsennotierten Dürr sowie dem Mindelheimer Familienkonzern Grob-Werke im Bereich der Batterieproduktion. Risikobereite Investoren nehmen die Aktie auf jeden Fall auf ihre Beobachtungsliste bzw. bauen eine erste Position auf. Zumindest der Emissionspreis von 19 Euro aus den nun fast schon 17 Jahren seit dem IPO sollte eine erste Richtschnur sein.
Foto: Unsplash+
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