Der Vortragsraum „London“ auf dem Eigenkapitalforum (EKF) Ende November in Frankfurt bei der Präsentation von M1 Kliniken war gar nicht mal so voll besetzt, wie es boersengefluester.de vermutet hätte. Immerhin gehört die Aktie des Betreibers von Schönheitskliniken bzw. Fachzentren schon seit vielen Monaten zu den Top-Performern im heimischen Spezialwertebereich und legt nicht nur – wie viele andere Smallcaps es gerade tun – einen starken Spurt zum Jahresende hin. Umso lebhafter dafür dann aber die Diskussion nach dem EKF-Vortrag von CFO Attila Strauss sowie dem für Vertrieb und Marketing zuständigen Vorstand Kilian Brenske. Insbesondere die Themen internationale Expansion, Margenentwicklung oder auch anstehende Investitionen treiben die Anleger um.
Immerhin will M1 bis 2025 auf bis zu 100 Kliniken kommen – nach vermutlich 60 bis zum Jahresende 2023. Gestartet war die Gesellschaft zunächst in großen Städten wie Berlin, München, Frankfurt oder Hamburg. Anschließend ging es sehr erfolgreich in mittelgroße Orte wie Rostock oder auch Erfurt. Aber auch in neun Auslandsmärkten wie Österreich, Niederlande oder Schweiz ist M1 mittlerweile vor Ort. Besonders interessant aus Kapitalmarktsicht ist freilich der für 2024 geplante Eintritt in den weltweit so wichtigen US-Markt. Mit günstigen Angeboten im sonnenverwöhnten Florida will das Unternehmen hier rasch Marktanteile gewinnen (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Genaue Investitionssummen für den Aufbau einzelner Standorte verrät Finanzvorstand Attila Strauss nicht. Er betont jedoch, dass es sich im Wesentlichen eher um laufende Betriebskosten (Opex) als um langfristige Investition in Vermögenswerte (Capex) handelt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 47,19 | 65,21 | 77,27 | 159,59 | 314,61 | 285,29 | 316,32 | |
EBITDA1,2 | 6,18 | 7,17 | 11,33 | 8,89 | 17,82 | 15,41 | 21,01 | |
EBITDA-Marge3 | 13,10 | 11,00 | 14,66 | 5,57 | 5,66 | 5,40 | 6,64 | |
EBIT1,4 | 5,71 | 6,46 | 7,93 | 4,41 | 12,13 | 9,35 | 15,70 | |
EBIT-Marge5 | 12,10 | 9,91 | 10,26 | 2,76 | 3,86 | 3,28 | 4,96 | |
Jahresüberschuss1 | 5,78 | 6,61 | 9,73 | 7,43 | 10,88 | 7,07 | 11,67 | |
Netto-Marge6 | 12,25 | 10,14 | 12,59 | 4,66 | 3,46 | 2,48 | 3,69 | |
Cashflow1,7 | 2,09 | 2,86 | -5,37 | 9,54 | 15,68 | 20,77 | 7,81 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,38 | 0,39 | 0,56 | 0,37 | 0,45 | 0,22 | 0,54 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: wetreu NTRG |
Operativ sind die Berliner nach der Corona-Delle längst wieder auf Kurs. Nach neun Monaten 2023 kletterte der Umsatz um 10,5 Prozent auf 236,6 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) machte einen kräftigen Satz von 6,5 auf 12,9 Mio. Euro, wobei auch die internationalen Beauty-Präsenzen mit plus 0,3 Mio. Euro den Sprung in die Gewinnzone geschafft haben. Die Effizienzmaßnahmen entfalten also Wirkung und die Expansion außerhalb der Kernmärkte entwickelt sich nicht – wie anfangs von einigen Investoren befürchtet – zu einem Renditekiller. Im Gegenteil: Warburg Research rechne bis zum Jahresende mit Erlösen von knapp 315 Mio. Euro sowie einem EBIT auf dem Rekordniveau von 15,6 Mio. Euro. Bis 2025 soll sich das Betriebsergebnis nach Schätzungen der Analysten dann um weitere fast 10 Mio. Euro auf 25,4 Mio. Euro erhöhen. Nur geringfügig weniger veranschlagen die Experten von Metzler Capital Markets. Angesichts der prognostizierten Zuwächse ist es wenig verwunderlich, dass die Kursziele mit 14 Euro (Metzler) bzw. 13,30 Euro (Warburg) signifikant über der aktuellen Notiz von knapp 10 Euro liegen.
Ein interessanter Schachzug ist dem Unternehmen zuletzt mit dem Erwerb der Direct Apotheke Venlo B. V. – einer auf den Versand von Medizinprodukten und Zubehör für ästhetische Behandlungen spezialisierten Online-Apotheke – gelungen. „Im Zuge der weiteren Internationalisierung unseres ambulanten Fachzentren-Netzwerks in Europa ist mit einem hohen Zuwachs auch im Apothekenversandgeschäft zu rechnen“, sagt Attila Strauss. Derweil betonen die Analysten von Warburg: „Die Akquisition sichert eine ausreichende Versorgung mit Botox für die Wachstumspläne von M1 Kliniken zu einem wettbewerbsfähigen Preis.“ Insgesamt also eine sehr spannende Abrundung des Portfolios. Derweil sieht das Management keine besonderen Effekte durch die Einführung des E-Rezepts auf den Absatz. „Bei uns handelt es sich um einen Selbstzahler-Markt“, sagt Attila Strauss auf dem Eigenkapitalforum der Deutsche Börse AG in Frankfurt.
Summa summarum steht M1 Kliniken jedenfalls zunehmend stärker auf eigenen Beinen und verringert so die früher ausgeprägtere Bedeutung der 68-Prozent-Beteiligung Haemato – auch wenn beide Bereiche immer enger verzahnt werden. Das bis spätestens Ende Februar 2024 vor dem Delisting stehende Pharma-Unternehmen konzentriert sich auf Produkte für die ästhetische Medizin und betreibt ein Handelsgeschäft für kostenintensive Medikamente aus Bereichen wie Onkologie oder auch HIV. Insgesamt bietet die Gesellschaft eine sehr schöne Wachstumsstory zu einer noch immer relativ moderaten Bewertung.
Foto: Unsplash+
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