Viel virtuoser als es M1 Kliniken zurzeit tut, lässt sich die Investor Relations-Klaviatur kaum spielen: Während im Hintergrund das aktuelle Rückkaufprogramm – mit allein im Mai rund 200.000 erworbenen Aktien – für das nötige Grundrauschen an der Börse sorgt, liefert der Vorstand mit sehr starken operativen Ergebnissen den fundamentalen Unterbau für die rasante Kursrally des Betreibers von Schönheitskliniken bzw. Fachzentren, der über die Mehrheitsbeteiligung an der börsennotierten Haemato zusätzlich noch ein Standbein im Handel von Arzneimitteln und Medizinprodukten besitzt. On top kommen die anhaltende Fantasie um das Interesse von Private Equity-Investoren am lukrativen Beauty-Segment, Pläne um ein Uplisting vom Freiverkehr in das streng regulierte Börsensegment Prime Standard sowie eine eher forsche Dividendenstrategie.
Kein Wunder, dass der Aktienkurs von M1 Kliniken seit Wochen steil geht und sich allmählich sogar dem zuletzt drastisch nach oben angepassten Kursziel 25 Euro von Metzler Capital Markets nähert. Nur folgerichtig in diesem Zusammenhang, dass auch die Notiz von MPH Healthcare ähnlich stark in Form in Form ist: Immerhin hält die Beteiligungsgesellschaft rund 12 Millionen M1-Aktien und ist darüber hinaus an diversen anderen Unternehmen aus dem Familienverbund beteiligt. Kurzfristig richtet sich das Augenmerk der Investoren derweil auf die frisch vorgelegten Zahlen für das Auftaktviertel 2024: Demnach zeigt M1 auf Konzernebene einen Anstieg der Umsatzerlöse um 9,6 Prozent auf 76,8 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich deutlich überproportional dazu um 70 Prozent auf 6,8 Mio. Euro. Interessant: Fast 80 Prozent des Betriebsergebnisses aus dem ersten Quartal sind dem Beauty-Segment zuzurechnen – obwohl hierauf nur knapp ein Drittel der Erlöse entfallen. Angesichts der guten Vorgaben bleibt es bei der bisherigen Prognose, wonach für das laufende Jahr im Beauty-Segment mit Erlösen zwischen 80 und 90 Mio. Euro sowie einem EBIT von 18 bis 22 Mio. Euro zu rechnen ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 47,19 | 65,21 | 77,27 | 159,59 | 314,61 | 285,29 | 316,32 | |
EBITDA1,2 | 6,18 | 7,17 | 11,33 | 8,89 | 17,82 | 15,41 | 21,01 | |
EBITDA-Marge3 | 13,10 | 11,00 | 14,66 | 5,57 | 5,66 | 5,40 | 6,64 | |
EBIT1,4 | 5,71 | 6,46 | 7,93 | 4,41 | 12,13 | 9,35 | 15,70 | |
EBIT-Marge5 | 12,10 | 9,91 | 10,26 | 2,76 | 3,86 | 3,28 | 4,96 | |
Jahresüberschuss1 | 5,78 | 6,61 | 9,73 | 7,43 | 10,88 | 7,07 | 11,67 | |
Netto-Marge6 | 12,25 | 10,14 | 12,59 | 4,66 | 3,46 | 2,48 | 3,69 | |
Cashflow1,7 | 2,09 | 2,86 | -5,37 | 9,54 | 15,68 | 20,77 | 7,81 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,38 | 0,39 | 0,56 | 0,37 | 0,45 | 0,22 | 0,54 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: wetreu NTRG |
„Aktuell betreiben wir 61 medizinische Fachzentren für ästhetische Medizin in zehn Ländern. Drei weitere Standorte stehen unmittelbar vor der Eröffnung. Ziel ist es, M1 Med Beauty in den kommenden Jahren zum weltweit führenden privaten Anbieter schönheitsmedizinischer Behandlungen zu entwickeln“, sagt Vorstand Attila Strauss. Zudem bestätigt das Unternehmen noch einmal das Interesse von angelsächsischen Investoren am Kerngeschäft Beauty: „Man ist weiterhin im Kontakt, hat die Gespräche bisher jedoch nicht konkretisiert.“. Die potenziellen Multiples bei einem Einstieg von Private Equity wären enorm. Immerhin rechnet M1 bis 2029 im Schönheitsbereich bis 2029 bei Umsätzen zwischen 200 und 300 Mio. Euro mit einer EBIT-Marge von Untergrenze 20 Prozent, was auf ein Segmentergebnis von deutlich mehr als 50 Mio. Euro hinauslaufen sollte.
Bis es hier zu konkreten Ergebnissen kommt, wird jedoch noch ein wenig Zeit verstreichen. „Im Fokus des M1-Managements steht klar die profitable Weiterentwicklung der Gruppe – insbesondere des Beauty-Segments – und eine Steigerung des Shareholder Values“, betonen die Berliner. Explizit geht der Vorstand jetzt auch auf die strategischen Optionen für das Handelssegment ein: „Möglichkeiten sind beispielsweise die Weiterentwicklung im M1-Konzern oder gemeinsam mit einem Partner oder auch ein Verkauf.“ Insgesamt bleibt es dabei, dass M1 momentan eine der spannendsten Investmentstorys im Spezialwertebereich bietet. Angesichts der rasanten Performance seit Anfang Mai steigt freilich auch das Risiko von ausgeprägten Konsolidierungsphasen im Chart.
Auf Basis der nach Auffassung von boersengefluester.de eher konservativen Ergebnisschätzungen für 2026 von Metzler käme die M1-Aktie derzeit auf ein 2026er-KGV von etwa 19. Die Dividendenrendite zur kommenden Hauptversammlung am 17. Juli 2024 liegt bei rund 2,3 Prozent. Echte Hingucker-Kennzahlen sind das jetzt zwar nicht mehr, doch der Titel hat noch immer eine vernünftige Chance-Risiko-Ausprägung. Zudem sorgt ja auch noch das Aktienrückkaufprogramm für Auftrieb. Last but not least: Der Anteilschein von MPH Healthcare bleibt eine clevere Alternative mit Airbag, um indirekt von M1 zu profitieren.
Foto: Unsplash+
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