Es ist ja nicht gerade eine heiße Liebesgeschichte zwischen den Investoren und LPKF Laser & Electronics in den vergangenen Jahren gewesen. Dafür hat der in der Lasertechnik tätige Spezialmaschinenbauer einfach zu häufig enttäuscht und agiert noch immer mit operativen Margen, die nicht wirklich zu den High-tech-Produkten des Unternehmens aus Garbsen passen. Umso interessanter, dass die Notiz der LPKF-Aktie – nach einer wochenlangen Phase ohne große Bewegung – zuletzt einen Satz nach oben gemacht hat und deutlich über die 200-Tage-Durchschnittslinie geklettert ist. Ein Signal, das in der Regel positiv zu sehen ist und auf weiteres Aufwärtspotenzial hindeutet. Die Nagelprobe folgt jedoch schon bald, wenn LPKF am 25. Juli 2024 seine Halbjahreszahlen veröffentlicht.
Für das zweite Quartal hatte der Vorstand zuletzt Erlöse zwischen 28 und 33 Mio. Euro sowie ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen minus 2 und plus 3 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Verglichen mit dem ersten Quartal 2024, wo ein bereinigtes EBIT von minus 4,3 Mio. Euro anfiel, wäre das also bereits eine spürbare Verbesserung. Die Messlatte für das Gesamtjahr 2024 liegt bei einem Umsatz von 130 bis 140 Mio. Euro und einem adjustierten EBIT zwischen 5,2 und 11,2 Mio. Euro. Die Bereinigungen beziehen sich dabei auf Aufwendungen für Restrukturierungen und Abfindungen sowie Effekte aus der Bewertung von Aktienoptionen – sie sollten im schlechtesten Fall aber nicht über rund 2 Mio. Euro hinausgehen, so dass nach Auffassung von boersengefluester.de unterm Strich ein Gewinn von etwa 5 Mio. Euro für 2024 möglich erscheint. Mittelfristig will das Unternehmen dann die Rückkehr zu einer „attraktiven zweistelligen EBIT-Marge“ schaffen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 102,07 | 119,96 | 140,03 | 96,24 | 93,57 | 123,70 | 124,34 | |
EBITDA1,2 | 11,63 | 14,88 | 26,94 | 14,84 | 9,60 | 15,12 | 12,81 | |
EBITDA-Marge3 | 11,39 | 12,40 | 19,24 | 15,42 | 10,26 | 12,22 | 10,30 | |
EBIT1,4 | 3,95 | 6,82 | 19,25 | 7,54 | 0,06 | 6,78 | 3,69 | |
EBIT-Marge5 | 3,87 | 5,69 | 13,75 | 7,83 | 0,06 | 5,48 | 2,97 | |
Jahresüberschuss1 | 1,15 | 8,04 | 13,15 | 5,34 | -0,11 | 1,66 | 1,75 | |
Netto-Marge6 | 1,13 | 6,70 | 9,39 | 5,55 | -0,12 | 1,34 | 1,41 | |
Cashflow1,7 | 9,57 | 11,51 | 48,04 | 3,97 | 7,92 | 8,50 | -3,37 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,05 | 0,33 | 0,54 | 0,22 | 0,00 | 0,06 | 0,07 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,10 | 0,10 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Schlüsselbranchen für LPKF sind seit jeher der Halbleiter- sowie der Solarsektor, stattliches Potenzial verspricht sich die Gesellschaft aber auch von den 2023 auf die Schiene gesetzten Aktivitäten im Biotechsektor, wo es um Lösungen für skalierbare Einzelzellscreenings geht. Eine Technologie, die es auch kleineren Biotechs sowie akademischen Einrichtungen erlaubt, Zellexperimente durchzuführen, die sonst nur großen Konzernen vorbehalten sind. Aber auch im Halbleitersektor sieht sich LPKF durch die selbst entwickelte Dünnglas-Mikrobearbeitung LIDE (Laser Induced Deep Etching) gut aufgestellt, wenngleich LIDE alles andere als ein Blitzstarter ist. Darüber hinaus sorgte zuletzt ein Großauftrag aus der Photovoltaikindustrie im Volumen von mehr als 15 Mio. Euro für neue Zuversicht.
Die Analysen von Hauck Aufhäuser und Stifel signalisieren mit Kurszielen von 13,00 Euro bzw. 14,20 Euro, dass fundamental reichlich Luft nach oben besteht. Allerdings muss LPKF auch entsprechend liefern. Der Börsenwert beträgt zurzeit knapp 215 Mio. Euro – bei einer fast schon zu vernachlässigenden Netto-Finanzverschuldung von 6,5 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote beträgt gut 64 Prozent per Ende März und zeigt ebenfalls, dass LPKF von einer gesunden Bilanz aus agieren kann. Die Chancen stehen also passabel, dass sich aus dem jüngsten Flirt im Chartbild wieder etwas Dauerhaftes entwickeln kann.
Foto: LPKF Laser & Electronics SE (Rückleuchtenproduktion)
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