Lange Zeit lieferte der Kursverlauf von LPKF Laser & Electronics ein Musterbeispiel für einen Aufwärtstrend. Ausgehend von rund 4 Euro im Dezember 2011 kletterte der Kurs – begleitet von kleineren und somit gesunden Konsolidierungen – bis Ende 2013 auf knapp 20 Euro. Mit dem Jahresauftakt baute der TecDAX-Wert zunächst seine kurzfristig überhitzte Lage ab. Spätestens aber als Mitte Mai der langfristige Aufwärtstrend gebrochen wurde, sprang die Börsenampel auf Orange. Ab dem Sommer dämpfte der vorherrschende Abwärtstrend die Perspektiven, mit der überraschend und zugleich herben Umsatz- und Gewinnwarnung im Oktober setzte schließlich ein Ausverkauf ein.
Zwischenfazit der Achterbahnfahrt: Seit Jahresbeginn büßte die Aktie um rund 43 Prozent ein, im TecDAX mussten nur die Anleger bei QSC deutlichere Verluste hinnehmen. Bei dem Telekomtitel knickte die Notiz im gleichen Zeitraum um 65 Prozent ein. Noch ist offen, wer am Jahresende die rote Laterne im TecDAX halten wird. Immerhin stabilisierte sich der Kurs von QSC in den vergangenen Tagen ein wenig. Besonders bitter: Wer erst im Mai 2013 oder später in die starke Rally bei LPKF eingestiegen ist und bisher nicht verkaufte, sitzt nun auf Buchverlusten, die aufgrund der hohen Dynamik wohl prozentual zweistellig ausfallen. Kurserholungen dürften daher verstärkt zum Ausstieg genutzt werden, um mit einem blauen Auge das Kapitel LPKF Laser zu beenden. Diese eher psychologische Argumentation spricht bereits gegen eine größere Erholung.
Eine Vorentscheidung über die mittelfristige Entwicklung dürfte am 12. November fallen. Während in den Karnevalshochburgen die fünfte Jahreszeit einen Tag zuvor eingeläutet wird, präsentiert die Gesellschaft aus Garbsen bei Hannover ihr endgültiges Zahlenwerk für die ersten neun Monate und gibt – was noch viel wichtiger ist – ein Update zum Langfristausblick. Zumindest die jüngsten Analystenstudien waren noch eher freundlich: Close Brothers Seydler bezeichnete die mittelfristigen Aussichten weiterhin als gut und reduzierte das Kursziel von 15 auf 13 Euro. Die DZ Bank passte den fairen Wert von 12,50 Euro auf 10,00 Euro an. Trotz der herben Gewinnwarnung gab es somit noch keine einstelligen Kursziele.
Aus rein charttechnischer Sicht gibt es dagegen keine Entwarnung. Immerhin bestätigte die Aktie trotz des Kurseinbruchs im Oktober die Unterstützungszone im Bereich 9,50 Euro bis 10,00 Euro. Im Frühjahr 2013 kam es auf diesem Niveau zu einer Konsolidierungsbewegung. Solange der Bereich verteidigt wird, können kurzfristig agierende Schnäppchenjäger mit enger Absicherung knapp unter 9,50 Euro auf eine technische Gegenbewegung setzen und erkaufen sich damit zugleich ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis. Da die Spekulation aber gegen den übergeordnet intakten Abwärtstrend gerichtet ist, bleibt die Gefahr sehr hoch. Zudem fehlen klare Widerstände, an denen mit verstärkten Verkäufen gerechnet werden kann. Im besten Fall holt die Aktie die Hälfte der Korrektur auf. Dieses 50 Prozent Fibonacci-Retracement liegt bei 11,30 Euro.
Wer hingegen längerfristig investieren möchte und auch nachts gut schlafen will, sollte den Wert vorerst nur beobachten. Wirklich kaufenswert ist die Aktie aus charttechnischer Sicht erst, wenn mindestens der seit Jahresbeginn bestehende Abwärtstrend bei derzeit 13,30 Euro überwunden wird. Hier liegt auch das Bewegungshoch der Erholung von Ende Oktober. Darüber lauert zwischen 14,20 Euro bis 14,70 Euro eine horizontale Barriere, ehe von einer nachhaltigen Gegenreaktion gesprochen werden kann. Doch dafür müssen auch die fundamentalen Daten passen, während charttechnische Marken eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Sollte hingegen die seit einigen Tagen laufende Erholung schnell in sich zusammenfallen, wäre dies umso negativer einzuordnen. Mit einem neuen Bewegungstief droht eine weitere Kurskorrektur bis mindestens an die nächste, potenzielle Haltemarke um 8,35 Euro. Dieses negative Szenario ist aufgrund des intakten Abwärtstrends derzeit noch wahrscheinlicher.
Foto: LPKF Laser & Electronics AG