Mit einem Streubesitzanteil von nur noch knapp sieben Prozent fällt die Aktie von Lotto24 längst in die Rubrik Sondersituation. Die restlichen Stücke hält nach der Übernahmeofferte von Anfang 2019 der SDAX-Konzern ZEAL Network. Ein Delisting ist für den Online-Anbieter staatlicher Lotterieprodukte dem Vernehmen nach zwar nicht geplant. Offen ist aber weiterhin, ob ZEAL einen Beherrschungsvertrag mit Lotto24 abschließen wird bzw. es am Ende doch auf einen Börsenrückzug via Squeeze-out hinauslaufen wird. So gesehen spielen harte fundamentale Faktoren für die Kursentwicklung nicht zwingend die dominante Rolle. Dabei läuft es für die Gesellschaft zurzeit wie am Schnürchen: Erst kürzlich hat Lotto24 die Prognose für das Gesamtjahr leicht heraufgesetzt und kalkuliert nun mit einem Umsatz zwischen 72 und 74 Mio. Euro sowie einer Bruttomarge von etwas mehr als zwölf Prozent. Per saldo soll das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) trotz hoher Investitionen ins Marketing auf jeden Fall deutlich über der Gewinnschwelle bleiben. Der komplette Halbjahresbericht ist für den 13. August geplant.
Unter Hochdruck laufen derweil auch die Vorbereitungen für die auf der jüngsten Hauptversammlung beschlossenen Kapitalherabsetzung im Verhältnis 15:1. Laut der neuesten Mitteilung zu den Gesamtstimmrechten wurde die Aktienzahl bereits von 24.154.890 auf 1.610.326 angepasst. Einen konkreten Termin für die Umsetzung gibt es noch nicht – er dürfte aber nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen. Wenn es soweit ist, würde sich der Aktienkurs von derzeit 21,80 Euro auf 327 Euro erhöhen. Parallel dazu verringert sich allerdings auch die Anzahl an Aktien im Depot, so dass sich an der Vermögenssituation des Anlegers nichts ändert.
Warum also der Vorstoß von Großaktionär ZEAL zu der Kapitalmaßnahme? Letztlich dient die bilanzielle Umstellung innerhalb des Eigenkapitals dazu, die Kapitalrücklage – zulasten des Gezeichneten Kapitals – zu stärken und so die Basis für künftige Dividendenzahlungen zu schaffen. In der bisherigen Konstellation mit den in der Bilanz ausgewiesenen aktiven latenten Steuern wären auf mittlere Sicht formal nämlich keine Ausschüttungen möglich gewesen. Das heißt jetzt nicht, dass bereits im kommenden Jahr mit einer saftigen Dividende zu rechnen ist, eine interessante Entwicklung ist es aber allemal. Darüber hinaus dürfte freilich aber auch der Handel in Lotto24-Aktien noch weiter austrocknen. Das wiederum ist für ZEAL eine Chance, auf leisen Sohlen weitere Stücke einzusammeln. Wer den Titel im Depot hat, sollte daher engagiert bleiben. Das gilt auch für den Anteilschein von ZEAL.