Sicher wäre der ein oder andere Investor auf der DVFA-Frühjahrskonferenz im Normalfall am Montag früh zur Präsentation von der Beteiligungsgesellschaft Auden gegangen, doch der Vortrag von Auden-CEO-Christofer Radic wurde auf Mittwoch verschoben. Gewinner war in diesem Fall ganz klar Logwin, denn der Logistikexperte sollte eigentlich zeitgleich mit Auden vortragen. So strömten bestimmt 50 Zuhörer in die Präsentation von Logwin-Finanzvorstand Sebastian Esser. Aber auch losgelöst von terminlichen Überschneidungen, aus Anlegersicht ist Logwin vermutlich sowieso die interessantere Geschichte. Boersengefluester.de hatte zuletzt mehrfach über die aktuelle Entwicklung bei der in Luxemburg ansässigen Gesellschaft berichtet (etwa HIER). Die Investmentstory in Kurzform: Trotz des weiterhin hart umkämpften Markts hat Logwin einen nachhaltigen Turnaround hingelegt, die Dividendenzahlung aufgenommen und auch für das laufende Jahr moderate Ergebnisverbesserungen in Aussicht gestellt, wobei die Margen sicher nicht in den Himmel wachsen. „In der Logistik muss man immer einen sehr scharfen Blick auf die Kosten haben“, sagt auch CFO Esser.
Beinahe noch mehr Aufmerksamkeit als die operativen Fortschritte genießen in Börsenkreisen jedoch die Beschlüsse der jüngsten Hauptversammlung im Novotel Luxembourg Kirchberg: Hier wurden nämlich auch die Umwandlung der Aktien in Namensaktien sowie eine Zusammenlegung der Anteile im Verhältnis 50:1 beschlossen. Das heißt: Anleger, die bislang etwa 1.500 Logwin-Aktien zum aktuellen Kurs von 2,95 Euro im Depot haben, würden nach der Umsetzung 30 Anteilscheine zu jeweils 147,50 Euro eingebucht bekommen. Da sich nach offiziellen Angaben rund 86 Prozent der Aktie im Besitz der Delton AG befinden – die Gesellschaft ist dem Industriellen Stefan Quandt zuzurechnen – zählen Börsianer 1 und 1 zusammen und werten die Aktienmaßnahmen als mögliche Vorboten eines Rückzugs vom Kapitalmarkt. Grund: Mit der Umstellung auf Namensaktien würde Delton Einblick bekommen, wer sich sonst noch im Aktionariat befindet. Und da zudem die wenigsten Depotbestände glatt durch 50 teilbar sind, könnte Delton die Gelegenheit nutzen und mögliche Überhänge aufsaugen. Im Normalfall dürfte es für Delton nämlich schwierig genug werden, den Anteil auf 95 Prozent zu hieven und damit den Weg frei für einen Squeeze-out zu machen.
Bei seiner Präsentation spielte Finanzvorstand Esser dieses Szenario allerding ein wenig herunter und verwies auf den langfristigen Ansatz des Ankeraktionärs. Zudem würde durch die Maßnahme, die gemessen an der Marktkapitalisierung von 431 Mio. Euro üppige Aktienzahl von mehr als 146 Millionen Stück auf eine sinnvolleres Maß gestutzt. Zudem gäbe es den psychologischen Nebeneffekt, dass die Aktie nach der Umstellung mit dreistelligen Kursen werthaltiger wirken würde. „Wir glauben, dass ein hoher Aktienkurs dem Unternehmen gut steht”, sagt Esser. Dem Vernehmen nach wird dieses Thema auch im Kundenkreis von Logwin regelmäßig diskutiert. Langjährige Börsianer erinnern sich in diesem Zusammenhang vielleicht an den früheren Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der sich lange Zeit gegen die – damals sehr moderne Umstellung – des Nennwerts von 50 auf 5 D-Mark sperrte; eben mit dem Argument, dass ein optisch hoher Aktienkurs einem Luxusprodukt wie einem Porsche besser zu Gesicht stehen würde. Nun ist Logistik sicher keine Edelware, aber auch für Logwin spiegelt ein Kurs von knapp 150 Euro mehr Solidität wider als eine Notiz von rund 3 Euro.
Die Kehrseite der Medaille: Der ohnehin schon überschaubare Aktienhandel in der Logwin-Aktie könnte durch den Reverse-Split nochmals austrocknen. Nun: Clevere Anleger lassen sich von solchen Dingen wohl sowieso nicht übermäßig beeindrucken. Sie setzen darauf, dass die Kennzahlen bei Logwin sich weiter verbessern. Und sollte Delton eines Tages tatsächlich den Börsenrückzug einläuten, müsste es für den im Prime Standard gelisteten Titel eigentlich eine schöne Prämie geben. Übermäßig hoch bewertet ist die Logwin-Aktie nämlich nicht, zumal allein die Netto-Liquidität gut 102 Mio. Euro – das sind rund 0,70 Euro je Aktie – beträgt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.119,12 | 1.149,61 | 1.130,32 | 1.123,30 | 1.851,84 | 2.259,03 | 1.257,52 | |
EBITDA1,2 | 39,22 | 50,41 | 47,59 | 48,19 | 102,07 | 120,12 | 91,75 | |
EBITDA-Marge3 | 3,50 | 4,38 | 4,21 | 4,29 | 5,51 | 5,32 | 7,30 | |
EBIT1,4 | 38,15 | 49,18 | 47,59 | 47,75 | 91,99 | 108,46 | 91,75 | |
EBIT-Marge5 | 3,41 | 4,28 | 4,21 | 4,25 | 4,97 | 4,80 | 7,30 | |
Jahresüberschuss1 | 26,68 | 39,19 | 35,38 | 34,73 | 63,51 | 73,95 | 80,16 | |
Netto-Marge6 | 2,38 | 3,41 | 3,13 | 3,09 | 3,43 | 3,27 | 6,37 | |
Cashflow1,7 | 31,64 | 47,44 | 65,44 | 67,74 | 125,89 | 169,56 | 107,89 | |
Ergebnis je Aktie8 | 9,10 | 13,40 | 12,09 | 11,94 | 21,80 | 25,09 | 27,54 | |
Dividende8 | 2,50 | 3,50 | 3,50 | 3,50 | 6,00 | 24,00 | 14,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |