Alles andere wäre auch komisch gewesen. Nach einem Jahr mit durchweg positiven Nachrichten und einer rasanten Performance der Aktie kommen nun auch die ersten Eckdaten von Lloyd Fonds für 2021 super dynamisch daher: Mit einem operativen Cashflow von 20 Mio. Euro hat die im Bereich Vermögensverwaltung tätige Gesellschaft die bislang in Aussicht gestellte Bandbreite von 14 bis 16 Mio. Euro jedenfalls signifikant getoppt. Deutlich über den Erwartungen von boersengefluester.de liegt auch das Ergebnis je Aktie von 0,30 Euro je Aktie. Hier hatten wir bislang mit 0,22 Euro gerechnet. Wesentlicher Treiber ist das eigentlich gar nicht mehr so sehr im Fokus stehende – und früher durchaus Probleme bereitende – Geschäftssegment Lloyd Fonds Real Assets. Hier managen die Hamburger unter anderem Investments aus den Bereichen Schifffahrt, Immobilien, Flugzeuge sowie Erneuerbare Energien für Dritte. Nun: Allein die gemanagte Schiffsflotte – darunter zwei Containerschiffe – sollte zuletzt eine Goldgrube gewesen sein.
Entsprechend hat Lloyd Fonds den Bewertungsansatz von zwei Beteiligungen aus dem Real Asset-Segment zum Jahresende 2021 nochmals heraufgesetzt. Angesichts dieser Entwicklung lässt sich auch verschmerzen, dass die Performance Fees aus dem angestammten Geschäftsfeld Lloyd Fonds mit 8,5 Mio. Euro deutlich hinter dem Vorjahreswert von 14,8 Mio. Euro zurückgeblieben sind. Trotzdem: Wenn man nach dem Haar in der Suppe sucht, dann wohl an dieser Stelle. Eine kleine Überraschung hat die Gesellschaft zudem in Form einer Kapitalerhöhung um bis zu 615.000 Aktien zu einem Ausgabekurs von 13 Euro parat. Normalerweise wäre eine Transaktion in dieser Größenordnung auch ohne Bezugsrecht locker durchführbar gewesen. Doch CEO Achim Plate hat sich für die klassische Variante unter Einbeziehung aller Aktionäre entschieden. So wird zumindest die Diskussion um den Discount zum aktuellen Aktienkurs vermieden.
Wer den Titel im Depot hat, kann seinen Bestand, jeweils 21 Alte Aktien berechtigen zum Bezug einer Neuen Aktie, zumindest ein wenig aufstocken – ohne sich möglicherweise von institutionellen Investoren übervorteilt zu fühlen. Einen konkreten Termin dafür gibt es noch nicht, wir gehen jedoch von einer recht zeitnahen Umsetzung aus. Der Emissionserlös von brutto knapp 8 Mio. Euro „dient der Stärkung der Kapitalbasis der Gesellschaft und soll vornehmlich zur Finanzierung der geplanten Übernahme der BV Holding AG genutzt werden“, wie es offiziell heißt. Mit Blick auf diese für Lloyd Fonds so wichtige Transaktion gibt es ebenfalls Neuigkeiten: So geht Achim Plate nach der Einigung mit weiteren Einzelinvestoren über die als Untergrenze deklarierte Grenze von 90 Prozent hinaus und tauscht zusätzliche 152.477 Lloyd Fonds-Aktien aus dem Genehmigten Kapital gegen weitere Anteile an der BV Holding (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Mit anderen Worten: Der BV-Deal ist – abgesehen von der noch ausstehenden BaFin-Entscheidung – in trockenen Tüchern.
„Wir freuen uns, die Aktionäre der BV Holding AG von der zukünftigen gemeinsamen Positionierung überzeugt zu haben. Mit Vollzug der Transaktion und einem dann verwalteten AuM-Volumen von rund 5,0 Mrd. Euro etablieren wir den Lloyd Fonds-Konzern ab 2022 unter den TOP 5 der unabhängigen Asset Manager und Vermögensverwalter im deutschen Markt“, sagt Plate. Salopp gesagt handelt es sich bei der BV Holding nicht bloß um einen einfachen Zukauf, vielmehr leitet die Akquisition eine neue Phase für Lloyd Fonds ein. Dabei muss man wohl kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass weitere Zukäufe folgen dürften.
Ansonsten steht das Thema Nutzerzentrierung – also die Vermeidung sämtlicher Medienbrüche durch die vollständige Digitalisierung der Investmentprodukte – ganz oben auf der Agenda. Eine gemessen an den noch immer herrschenden Usancen in der Branche ohnehin anspruchsvolle Zielsetzung. Sofern Lloyd Fonds 2022 mit der selben Akribie vorgeht wie in den vergangenen Jahren, sollte der Aufwärtstrend der im Börsensegment Scale gelisteten Aktie noch längst nicht zu Ende sein. Freilich wird nicht jedes Jahr eine Performance von mehr als 140 Prozent wie 2021 möglich sein. Dessen sollten sich Anleger bewusst sein. Insgesamt ist die Story aber komplett intakt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,46 | 7,92 | 8,22 | 27,74 | 26,12 | 21,58 | 30,75 | |
EBITDA1,2 | 0,99 | -1,67 | -9,68 | 6,96 | 4,61 | -9,95 | -4,69 | |
EBITDA-Marge3 | 13,27 | -21,09 | -117,76 | 25,09 | 17,65 | -46,11 | -15,25 | |
EBIT1,4 | 0,51 | -1,78 | -10,94 | 3,21 | 1,25 | -14,66 | -11,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,84 | -22,47 | -133,09 | 11,57 | 4,79 | -67,93 | -36,03 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | -1,53 | -0,09 | 2,50 | 6,63 | -10,54 | -12,87 | |
Netto-Marge6 | 18,23 | -19,32 | -1,09 | 9,01 | 25,38 | -48,84 | -41,85 | |
Cashflow1,7 | 1,49 | -1,24 | 1,42 | -0,95 | 19,96 | -2,77 | -10,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,16 | -0,01 | -0,05 | 0,39 | -0,67 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
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