Auf den ersten Blick sieht das nach einem ziemlich verkorksten Halbjahresreport aus. Mit knapp 6,21 Mio. Euro übersteigt der Verlust vor Steuern bei Lloyd Fonds sogar die in den ersten sechs Monaten 2020 erzielten Umsätze von 6,15 Mio. Euro. Und dennoch sagt CEO Achim Plate im Interviewteil des Zwischenberichts: „Wir sind zufrieden.“ Immerhin kommt das als bankenunabhängiger Vermögensverwalter tätige Unternehmen bei der Akquise von Kundengeldern wie erhofft voran und nähert sich den eigenen Zielsetzungen. Und dass Lloyd Fonds noch tiefrote Zahlen schreibt, hängt in erster Linie mit der Einstellung neuer Mitarbeiter sowie höherer Abschreibungen im Zuge der Aktivierung der 2019 eingebrachten Investmentgesellschaft SPSW Capital zusammen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt fehlt es schlichtweg noch an Erlösen, um die Gesellschaft profitabel zu machen.
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Das ist allerdings nicht überraschend und Teil des Neupositionierungsprozesses von Lloyd Fonds, für den die Hamburger – etwa bei der Konzeptionierung des Anfang April gelaunchten Robo Advisors LAIC – auch viel Zeit und Geld investiert haben. Bis zum Jahresende 2020 soll LAIC auf mindestens 100 Mio. Euro an investiertem Anlegerkapital (Assets under Management – kurz: AuM) kommen. Zum Vergleich: Zum Halbjahr kommt LAIC erst auf AuM von 15 Mio. Euro. Doch die Zahl kann schnell hochskalieren, etwa durch Kooperationsvereinbarungen mit Kunden aus dem institutionellen Sektor. Dem Vernehmen nach laufen zurzeit entsprechende Gespräche. „Ich erwarte hier im Herbst dieses Jahres die ersten Kunden mit einem AuM-Volumen von rund 20 Mio. Euro“, sagt Plate. Um zusätzliche Flexibilität bei der Forcierung des Wachstumskurses von LAIC zu bekommen, hat die Gesellschaft zudem kürzlich eine Wandelanleihe im Volumen von 5 Mio. Euro platziert.
Nun: Insgesamt – also über alle Geschäftsfelder – soll das von den Kunden bei Lloyd Fonds investierte Kapital bis zum Jahresende auf annähernd 1,4 Mrd. Euro steigen. Per Ende Juni 2020 stehen hier rund 1,1 Mrd. Euro zu Buche, wovon gut 70 Prozent den Investmentfonds der LF-Linie zuzurechnen sind. Der Rest entfällt im Wesentlichen auf die ebenfalls in Hamburg ansässige Lange Assets & Consulting, in der die persönliche Vermögensverwaltung gebündelt ist. „In unseren drei Geschäftsfeldern setzen wir konsequent die drei Megatrends Digitalisierung, Nutzerzentrierung und Nachhaltigkeit um“, sagt Vorstand Achim Plate und ergänzt mit Blick auf die eigene Aktie: „Wir haben eine sehr gute Strategie und Story für Investoren, wir werden diese noch breiter kommunizieren.“ Derweil ist der Zahlen-Ausblick für das laufende Jahr noch ein wenig erklärungsbedürftig. So stellt Lloyd Fonds für 2020 ein Ergebnis in Aussicht, das etwa dem des ersten Halbjahrs entspricht.
Dabei gelingt der im Börsensegment Scale gelisteten Gesellschaft gar kein so schneller operativer Turnaround. Vielmehr wird das Unternehmen auch in der zweiten Jahreshälfte aktive latente Steuern auf die Nutzung von steuerlichen Verlustvorträgen bilden, die das Ergebnis positiv beeinflussen. Bereits per Ende Juni 2020 machte sich dieser Steuereffekt mit plus 2,61 Mio. Euro bemerkbar, so dass der offizielle Fehlbetrag von 3,77 Mio. Euro auch spürbar moderater ausfällt, als das anfangs erwähnte Ergebnis vor Steuern von minus 6,21 Mio. Euro. Insgesamt steht die Gesellschaft also deutlich besser da, als es der Zwischenbericht auf den ersten Blick vermuten lässt. Die Analysten von Warburg Research rechnen in ihrer jüngsten Studie bereits für das kommende Jahr mit einem Nettogewinn von gut 3 Mio. Euro, der 2022 nochmals auf mehr als das Doppelte steigen soll.
Die Experten von Hauck & Aufhäuser kalkulieren ein wenig anders und rechnen erst ab 2023 mit sprunghaft steigenden Gewinnen. So oder so: Beide Researchhäuser empfehlen die Aktie von Lloyd Fonds zum Kauf und setzen das Kursziel zwischen 7,00 Euro (Warburg) und 8,70 Euro (H&A) an. Aktuelle Notiz: 4,60 Euro. Potenzial ist also reichlich vorhanden. Ebenfalls gut zu wissen ist, dass Vorstandschef Achim Plate mittelfristig aus Lloyd Fonds einen attraktiven Dividendentitel machen will. Das sollte dann nochmal neue Investorengruppen anziehen. Nächster wichtiger Termin ist aber erstmal die (virtuelle) Hauptversammlung am 31. August. Wer sich vorab informieren will, kann die Rede von CEO Achim Plate HIER vorab lesen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,46 | 7,92 | 8,22 | 27,74 | 26,12 | 21,58 | 30,75 | |
EBITDA1,2 | 0,99 | -1,67 | -9,68 | 6,96 | 4,61 | -9,95 | -4,69 | |
EBITDA-Marge3 | 13,27 | -21,09 | -117,76 | 25,09 | 17,65 | -46,11 | -15,25 | |
EBIT1,4 | 0,51 | -1,78 | -10,94 | 3,21 | 1,25 | -14,66 | -11,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,84 | -22,47 | -133,09 | 11,57 | 4,79 | -67,93 | -36,03 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | -1,53 | -0,09 | 2,50 | 6,63 | -10,54 | -12,87 | |
Netto-Marge6 | 18,23 | -19,32 | -1,09 | 9,01 | 25,38 | -48,84 | -41,85 | |
Cashflow1,7 | 1,49 | -1,24 | 1,42 | -0,95 | 19,96 | -2,77 | -10,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,16 | -0,01 | -0,05 | 0,39 | -0,67 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |