Raten Sie mal, welche Aktie aus dem Börsensegment Scale seit Jahresbeginn die beste Performance aufweist? Mit Tipps wie m-u-t, Blue Cap, mVISE oder MyBucks liegen Sie schon gar nicht schlecht – immerhin ging es für diese Titel um teilweise mehr als 50 Prozent nach Norden. Den Vogel abgeschossen hat bislang jedoch der Anteilschein von Lloyd Fonds. Dabei ist es nicht so, dass die Anleger nun plötzlich alle wegen der Investments rund um Immobilien, Schiffe, Flugzeuge, Windkraftanlagen oder Solarparks Schlange stehen würden bei der Aktie. Vielmehr ist der Kursanstieg eingebettet in eine größere Verschiebung des Investorenkreises (siehe dazu auch den Beitrag von boersengefluester.de HIER). So hat sich der langjährige Großaktionär AMA Capital Partners (49,9 Prozent) – eine amerikanische Beteiligungsgesellschaft mit starker Expertise im Schifffahrtsbereich – Anfang März bei Lloyd Fonds zurückgezogen und Platz gemacht für ein Konsortium aus der ebenfalls börsennotierten Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft AG (DEWB) und dem Hamburger Portfolioverwalter SPSW Capital um Achim Plate, Henning Soltau, Robert Suckel und Markus Wedel.
Wichtig zu wissen: SPSW gehört gleichzeitig auch zu den Großaktionären der – lange Zeit nicht sonderlich erfolgreichen –Beteiligungsgesellschaft DEWB. Aber auch hier stehen erhebliche Veränderungen an: DEWB will sich künftig auf Geschäftsmodelle aus dem Umfeld „Digitales Asset-Management“ fokussieren – das Schlagwort lautet also Robo Advisor. Derart komplexe Umstrukturierungen haben die Börsianer schon immer geliebt. Und wenn Börsenfüchse wie das Team um Achim Plate die Strippen ziehen: Umso besser. Immerhin gehört SPSW unter anderem auch zu den Kernaktionären des Digitalisierungsdienstleisters mVISE, dessen Aktienkurs zurzeit ebenfalls durch die Decke geht. Bemerkenswert an der Kursrally von Lloyd Fonds ist aber auch, dass selbst die kürzlich beschlossene Kapitalerhöhung zu 4,20 Euro – gesamte Einnahme rund 3,8 Mio. Euro – spurlos an der Aktie vorbeigegangen ist. „Der Nettoemissionserlös soll unter anderem genutzt werden, um die Kapitalbasis der Gesellschaft zu stärken und die weitere Entwicklung der Gesellschaft, die die bisher ausgeübte Tätigkeit um offene und liquide Investments erweitert, voranzutreiben“, heißt es offiziell.
Umso gespannter ist boersengefluester.de auf den Ausblick für das laufende Jahr. Allerdings legt Lloyd Fonds den Geschäftsbericht erst am 29. Juni 2018 vor. So gesehen haben die Anleger bereits eine Menge Vorschusslorbeeren verteilt. Geduld brauchen auch noch die freien Aktionäre der DEWB. Erst zur Hauptversammlung am 21. August will das Unternehmen Details zur neuen Strategie verraten. Zurzeit läuft derweil ein, an die Inhaber der 2014 emittierten und eigentlich noch bis 2019 laufenden DEWB-Anleihe (Volumen: 10 Mio. Euro) adressiertes, Umtauschangebot, ihre Anteile gegen den neuen Bond 2018/23 zu tauschen. Wer auf die Offerte eingehen will, muss mindestens 100 Anleihen à 1.000 Euro Nennbetrag einreichen. Da sich die Emission damals aber ohnehin nur an Profianleger richtete, dürfte diese Marke nicht wirklich ein Problem darstellen. Auch eine Art Überbezug ist vorgesehen. Immerhin hat die neue – nur noch mit 4 statt 6 Prozent verzinste – Schuldverschreibung ein Volumen von bis zu 15 Mio. Euro. Wie stets bei derartigen Transaktionen: Nicht im Rahmen des Umtauschangebots platzierte Papiere werden in einer zweiten Runde institutionellen Investoren im Inland und europäischen Ausland angeboten.
Profiteur der gesamten Aktion ist am Ende die DEWB, weil sie ihre Refinanzierungskosten spürbar senkt. Angekündigt hatten die Jenaer die vorzeitige Kündigung der Anleihe Ende Mai. Wir bleiben dabei: Sowohl Lloyd Fonds also auch DEWB bieten zurzeit spannende Storys mit viel Veränderungspotenzial. Dem steht – bei beiden Aktien – allerdings auch bereits ein signifikant erhöhtes Kursniveau gegenüber. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der jetzt noch einsteigen will. Es handelt sich also sehr spekulative Investments.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,46 | 7,92 | 8,22 | 27,74 | 26,12 | 21,58 | 30,75 | |
EBITDA1,2 | 0,99 | -1,67 | -9,68 | 6,96 | 4,61 | -9,95 | -4,69 | |
EBITDA-Marge3 | 13,27 | -21,09 | -117,76 | 25,09 | 17,65 | -46,11 | -15,25 | |
EBIT1,4 | 0,51 | -1,78 | -10,94 | 3,21 | 1,25 | -14,66 | -11,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,84 | -22,47 | -133,09 | 11,57 | 4,79 | -67,93 | -36,03 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | -1,53 | -0,09 | 2,50 | 6,63 | -10,54 | -12,87 | |
Netto-Marge6 | 18,23 | -19,32 | -1,09 | 9,01 | 25,38 | -48,84 | -41,85 | |
Cashflow1,7 | 1,49 | -1,24 | 1,42 | -0,95 | 19,96 | -2,77 | -10,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,16 | -0,01 | -0,05 | 0,39 | -0,67 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
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