Wenn der Aktienkurs eines Unternehmens im zurzeit so trüben Börsenumfeld auf Rekordhoch notiert, dann muss es sich um eine Sondersituation handeln. Was ist also los bei dem Anteilschein von Limes Schlosskliniken? Zunächst einmal bietet der von boersengefluester.de schon mehrfach vorgestellte (HIER) Betreiber exklusiver Spezialkliniken zur Behandlung von Depressionen, Burnouts oder Psychosen von sich aus bereits eine attraktive Story: Mit dem für Spätsommer 2022 geplanten Start des Standorts „Bergisches Land“ in Lindlar weitet Limes Schlosskliniken seine Kapazitäten nochmals um 128 Betten aus und hat darüber hinaus mit dem Einstieg bei der Schweizer Edel-Klinikgruppe PCR gezeigt, dass auch anorganischen Wachstum in der DACH-Region auf der Agenda steht.
Der jüngste Kursschub der Limes-Aktie hat jedoch einen weiteren Auslöser: Dem Vernehmen nach will der US-Finanzinvestor Trilantic Capital Partners nämlich seine mehrheitliche Beteiligung an der ebenfalls auf psychische Erkrankungen spezialisierten Berliner Fachklinikgruppe Oberberg verkaufen. Im Sommer soll das entsprechende Auktionsverfahren für das mit 22 Kliniken deutschlandweit präsente Unternehmen beginnen. Als mögliche Bewertung stehen stattliche 600 Mio. Euro im Raum, zum Kreis der potenziellen Erwerber zählen in erster Linie andere Private Equity-Gesellschaften.
Interessant ist die Entwicklung insbesondere deshalb, weil die für Limes Schlosskliniken zurzeit aufgerufenen 75 Mio. Euro Börsenwert jetzt nochmals sehr viel vorteilhafter aussehen. In einer überschlägigen Rechnung wäre die Gesellschaft um den früheren Geratherm-Vorstand Gert Frank vielleicht sogar mehr als doppelt so viel wert. Nun: Das ist jetzt ziemlich aus der Hüfte geschossen. Fakt ist aber auch, dass die auf internationaler Ebene am ehesten vergleichbaren Unternehmen LifeStance Health aus den USA oder die auf Telepsychiatrie fokussierte britische – freilich nicht ganz so große – Kooth ebenfalls zu klar höheren EBITDA- und Umsatzmultiples gehandelt werden als Limes Schlosskliniken. Mit Blick auf die von boersengefluester.de für 2022 erwarteten Erlöse kommt Limes etwa auf ein KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis) von knapp drei, bei der Milliarden-Company LifeStance Health liegt dieses Multiple etwas unterhalb von vier.
Für Mitte Mai steht die Veröffentlichung des Geschäftsberichts von Limes Schlosskliniken an. Vermutlich werden wir auch dazu ein redaktionelles Update schreiben. Ein gewisser Nachteil bleibt freilich der ziemlich niedrige Streubesitzanteil von wohl nur etwa elf Prozent. Für langfristig orientierte Investoren bleibt die Aktie auch auf dem aktuellen Niveau aussichtsreich. Denn auch losgelöst von allen Spekulationen um die Bewertung der Oberberg-Gruppe: Psychische Erkrankungen nehmen in der heutigen Zeit leider immer mehr zu, so dass sich Limes in einem echten Wachstumsmarkt bewegt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 6,54 | 7,43 | 8,18 | 11,02 | 23,44 | 28,81 | 37,17 | |
EBITDA1,2 | -0,49 | -0,13 | 0,26 | 0,84 | 6,02 | 8,65 | 7,67 | |
EBITDA-Marge3 | -7,49 | -1,75 | 3,18 | 7,62 | 25,68 | 30,02 | 20,64 | |
EBIT1,4 | -0,72 | -0,93 | -0,54 | -0,43 | 4,53 | 6,00 | 5,03 | |
EBIT-Marge5 | -11,01 | -12,52 | -6,60 | -3,90 | 19,33 | 20,83 | 13,53 | |
Jahresüberschuss1 | -1,25 | -1,46 | -0,83 | -0,69 | 4,11 | 4,86 | 3,91 | |
Netto-Marge6 | -19,11 | -19,65 | -10,15 | -6,26 | 17,53 | 16,87 | 10,52 | |
Cashflow1,7 | 1,02 | -0,66 | 0,17 | 0,76 | 4,77 | 8,04 | 6,29 | |
Ergebnis je Aktie8 | -4,95 | -5,78 | -2,81 | -2,37 | 13,45 | 14,34 | 11,58 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: B-S-H Collegen |
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