Da können Anleger die Uhr nach stellen: Wenn in den Frankfurter Messehallen die Konsumgütermesse Ambiente ihre Pforten öffnet, gibt Leifheit einen ersten Zahlenüberblick zum abgelaufenen Geschäftsjahr, präsentiert die wichtigsten neuen Produkte und gewährt einen Einblick in die strategische Ausrichtung. So auch diesmal. „Wir hatten ein wirklich gutes Geschäftsjahr 2015“, sagt der Vorstandsvorsitzende Thomas Radke. So kam der Haushaltswarenhersteller auf ein Erlösplus von rund fünf Prozent auf 231,8 Mio. Euro – avisiert hatten Radke und Finanzvorstand Claus-Otto Zacharias im November 2015 auf dem Eigenkapitalforum am Frankfurter Flughafen einen Zuwachs von „zirka vier Prozent“. Für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag die Messlatte bei gut 20 Mio. Euro. „Da werden wir ein bisschen drüber liegen“, sagt Radke – ohne jedoch eine konkrete Zahl parat zu haben. Die wird Leifheit, wie auch das gesamte restliche Zahlenwerk, Ende März zur Bilanzpressekonferenz vorlegen. Gedulden müssen sich den Anleger bis dahin auch mit dem Dividendenvorschlag sowie dem Ausblick für 2016. Nur so viel verriet Zacharias: „Es sieht vernünftig aus.“ Ganz vernünftig hat sich auch die Aktie der Gesellschaft aus Nassau an der Lahn (Rheinland-Pfalz) entwickelt, selbst wenn 2015 mit einem Zuwachs von 10,5 Prozent kein positiver Ausreißer war und 3,9 Prozentpunkte davon auf das Konto der Dividende (vor Abzug von Steuern) gingen. Letztlich ist der Charakter des Small Caps mit SDAX-Ambitionen damit aber schon ganz gut beschrieben. „Wir sind ein hervorragender Dividendenwert“, betont auch Vorstandschef Radke.
Dabei macht der Manager – wie bereits auf dem Eigenkapitalforum – folgende Rechnung auf: Im Normalfall müssten von 10 Mio. Euro Umsatzwachstum unterm Strich rund 1,3 Mio. Euro zusätzlicher Gewinn übrig bleiben. Bei einer angepeilten Ausschüttungsquote von rund 75 Prozent sowie fünf Millionen ausstehenden Aktien würde das auf ein Dividendenplus von 20 Cent je Anteilschein hinauslaufen. Offen ist, ob Leifheit diese Vorgabe bereits für 2015 in die Tat umsetzen wird. Grund: Das 2014er-Betriebsergebnis bekam allein durch die für Leifheit günstige Entwicklung des Dollars zum Euro einen Schub von 5,1 Mio. Euro. Diesen Effekt gab es 2015 in dieser Form nicht, so dass – trotz des Umsatzzuwachses von 11,1 Mio. Euro – vermutlich mit einem leichten Rückgang des Nettoergebnisses zu rechnen ist. Trotzdem: Eine „nur“ stabile Ausschüttung von 1,80 Euro wäre für boersengefluester.de eine Enttäuschung, zumal die Gesellschaft – abgesehen von den Pensionsrückstellungen – frei von Bankschulden ist und über eine Liquidität von fast 63 Mio. Euro (Stand Q3 2015) verfügt. Das sind immerhin 12,60 Euro pro Aktie. Wir tippen auf eine Dividende für 2015 von 2,00 Euro je Aktie. Beim gegenwärtigen Kurs von 44,30 Euro käme das Papier damit auf eine Rendite von erklecklichen 4,5 Prozent. Trotzdem: Finanzvorstand Zacharias muss sich etwas einfallen lassen, was mit dem Cashpolster geschehen soll. Die Aktionäre werden ihn auf der Hauptversammlung am 25. Mai 2016 jedenfalls danach fragen. Schließlich sind auch Unternehmen zunehmend vom Phänomen der Negativzinsen betroffen. Überschüssige Liquidität wirft also keine Zinsen mehr ab, sondern kostet im Gegenteil sogar Geld. Eine Sonderausschüttung ist für Zacharias momentan dennoch kein Thema. Ein Aktienrückkauf wäre im Prinzip zwar eine elegante Variante, allerdings würde dadurch der – erst vor einigen Monaten signifikant erhöhte Streubesitzanteil – schon wieder verringert. Für eine Platzierung im SDAX ist das wiederum hinderlich.
Für boersengefluester.de sieht es damit ganz danach aus, als ob sich Leifheit insgeheim mit Thema Zukäufe beschäftigt. Interessant sind in diesem Zusammengang auch die Äußerungen von Firmenlenker Radke hinsichtlich Robotik und Elektrik: „Ist doch klar, dass wir uns das anschauen.“ Dabei galten Produkte mit einem Stecker bislang eher als Tabuthema bei Leifheit. Vermutlich werden Überraschungserfolge wie der Thermomix von Vorwerk aber auch die Überlegungen von Leifheit beeinflusst haben. Rein organisch will die Gesellschaft dagegen mit günstigeren Modellen – etwa im Bereich der Wäscheständer – die Märkte in Osteuropa verstärkt angreifen. Bislang haben die eher hochpreisigen Produkte von Leifheit hier häufig das Nachsehen gegenüber der Konkurrenz. 2016 könnte also ein interessanteres Jahr für Leifheit werden, als man es zunächst vermuten möchte. Und vielleicht spielt sogar die wacklige Börsenlage der Gesellschaft in die Karten. Immerhin gilt der Titel also super konservativ, verfügt über eine solide Bilanz und reiht sich die in die Gruppe der Dividendenhits ein. Da lässt sich auch ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 15 verschmerzen. Boersengefluester.de bekräftigt jedenfalls die Kaufen-Einschätzung für die Aktie.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 236,80 | 234,20 | 234,04 | 271,60 | 288,32 | 251,52 | 258,29 | |
EBITDA1,2 | 25,25 | 20,01 | 18,10 | 27,30 | 27,89 | 10,28 | 15,00 | |
EBITDA-Marge3 | 10,66 | 8,54 | 7,73 | 10,05 | 9,67 | 4,09 | 5,81 | |
EBIT1,4 | 18,84 | 13,06 | 9,88 | 18,78 | 20,07 | 2,77 | 6,02 | |
EBIT-Marge5 | 7,96 | 5,58 | 4,22 | 6,91 | 6,96 | 1,10 | 2,33 | |
Jahresüberschuss1 | 12,88 | 8,41 | 5,83 | 12,53 | 14,18 | 1,21 | 3,20 | |
Netto-Marge6 | 5,44 | 3,59 | 2,49 | 4,61 | 4,92 | 0,48 | 1,24 | |
Cashflow1,7 | 7,22 | 10,19 | 15,89 | 4,03 | 16,44 | 14,02 | 20,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,35 | 0,88 | 0,61 | 1,32 | 1,49 | 0,13 | 0,34 | |
Dividende8 | 1,05 | 1,05 | 0,55 | 1,05 | 1,05 | 0,70 | 1,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |