Normalerweise ein gutes Signal, wenn Insider – also in erster Linie Vorstand und Aufsichtsrat – die Aktien des eigenen Unternehmens kaufen. Schon allein aus dem Grund sollte sich momentan ein Blick auf die Leifheit-Aktie lohnen. So haben in den vergangenen Wochen der komplette Vorstand unter Führung des neuen CEO Alexander Reindler sowie kürzlich Aufsichtsrat Claus-Otto Zacharias – lange Zeit selbst CFO des Herstellers von Haushaltswaren – beherzt zugegriffen (HIER). Das Niveau scheint in der Tat verlockend, denn von dem im Frühjahr 2021 erreichten Hoch bei knapp 50 Euro ist der Aktienkurs meilenweit entfernt. Das wiederum hat nicht nur mit der allgemeinen Schwäche im Nebenwertebereich zu tun, denn 2022 und auch 2023 hat das Unternehmen ertragsmäßig kräftig Federn lassen müssen. Hinzu kam der aus Kapitalmarktsicht überraschende Führungswechsel im vergangenen Sommer, als Leifheit sich von dem 2019 auch in Börsenkreisen so dynamisch gestarteten Henner Rinsche trennte. Insgesamt eine Gemengelage, die nicht wirklich förderlich für das Chartbild des früheren SDAX-Konzerns war.
Immerhin: Für das vergangene Jahr zeigt Leifheit mit einem von 2,77 auf 6,02 Mio. Euro verbesserten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bereits wieder einen deutlichen Umschwung, das absolute Niveau hängt allerdings immer deutlich hinter der früheren Ertragskraft zurück. Zugunsten von Leifheit muss man allerdings auch sagen, dass das EBIT bereits sehr viel höher hätte sein können, wenn die vorzeitigen Veränderungen auf Vorstandsebene nicht mit rund 2,7 Mio. Euro ins Kontor geschlagen hätten. Ansonsten ist boersengefluester.de gespannt, welche Akzente das neue Management setzt. „Ein bedeutender Wachstumstreiber wird die Stärkung unseres Markenauftritts sein, indem wir unsere überlegene technische Produktqualität bei unseren Zielgruppen hervorheben und unseren Auftritt am Point of Sale stärken. Dabei konzentrieren wir uns noch stärker auf unsere ertragsstarken Kernsegmente“, heißt es im Vorwort des neuen Geschäftsberichts. Hört sich gut an, deckt sich inhaltlich aber weitgehend mit der schon vor Jahren eingeleiteten Strategie.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 236,80 | 234,20 | 234,04 | 271,60 | 288,32 | 251,52 | 258,29 | |
EBITDA1,2 | 25,25 | 20,01 | 18,10 | 27,30 | 27,89 | 10,28 | 15,00 | |
EBITDA-Marge3 | 10,66 | 8,54 | 7,73 | 10,05 | 9,67 | 4,09 | 5,81 | |
EBIT1,4 | 18,84 | 13,06 | 9,88 | 18,78 | 20,07 | 2,77 | 6,02 | |
EBIT-Marge5 | 7,96 | 5,58 | 4,22 | 6,91 | 6,96 | 1,10 | 2,33 | |
Jahresüberschuss1 | 12,88 | 8,41 | 5,83 | 12,53 | 14,18 | 1,21 | 3,20 | |
Netto-Marge6 | 5,44 | 3,59 | 2,49 | 4,61 | 4,92 | 0,48 | 1,24 | |
Cashflow1,7 | 7,22 | 10,19 | 15,89 | 4,03 | 16,44 | 14,02 | 20,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,35 | 0,88 | 0,61 | 1,32 | 1,49 | 0,13 | 0,34 | |
Dividende8 | 1,05 | 1,05 | 0,55 | 1,05 | 1,05 | 0,70 | 1,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Zudem will Leifheit das internationale Geschäft weiter forcieren. Zurzeit entfallen rund 40 Prozent der Erlöse auf Deutschland, rund 44 Prozent auf europäische Länder wie Belgien oder auch Italien. Osteuropa und insbesondere der Rest der Welt tragen entsprechend noch relativ wenig zum Umsatz bei. Das soll sich ändern, so war auf dem Karriereportal LinkedIn kürzlich die Stelle eines „Senior Area Export Managers“ ausgeschrieben. Für Aktionäre schon jetzt interessant sind die offensiven Dividendenpläne zur Hauptversammlung am 29. Mai 2024. Inklusive einer Bonusausschüttung von 0,10 Euro will Leifheit 1,05 Euro je Aktie auf die Tagesordnung setzen, womit der Titel auf eine ansehnliche Rendite von zurzeit mehr als siebnen Prozent kommt. Erlauben kann sich das Unternehmen diesen Dividendenschritt im 65-jährigen Betriebsjubiläum locker, denn die damit korrespondierende Ausschüttungssumme von knapp 10 Mio. Euro entspricht etwa 83 Prozent des Free Cashflows, was weitgehend im Rahmen der kommunizierten Dividendenpolitik liegt.
Zudem verfügt das in Nassau/Lahn angesiedelte Unternehmen über einen Netto-Finanzbestand von knapp 40 Mio. Euro – die üppigen Pensionsrückstellungen von mehr als 51 Mio. Euro einmal ausgeklammert. Für 2024 rechnet der Vorstand trotz vermutlich zäher Anfangsmonate mit einem leichten Umsatzwachstum sowie einem EBIT zwischen 10 und 12 Mio. Euro. Historisch gesehen ist das noch immer vergleichsweise wenig, doch das allgemeine Konsumklima bleibt gedämpft, zudem drücken höhere Frachtraten im Zuge der internationalen politischen Konflikte auf die Rentabilität. Last but not least hält Leifheit die Investitionen auch 2024 auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. Insgesamt sieht der aktuelle Börsenwert von 144 Mio. Euro alles andere als ambitioniert aus. Aber klar: Für einen Markenkonzern ist Leifheit dann doch wieder relativ klein, was sich unter anderem in den limitierten Budgets für die Markenwerbung zeigt. Diesen Spagat zwischen Rentabilität und Markenpflege gilt es zu meistern. Keine leichte Aufgabe für das Vorstandsteam, aber die signifikanten Insiderkäufe deuten auf grünes Licht für den Aktienkurs.
Foto: Leifheit AG
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