Den Turbo eingeschaltet hat seit zwei Monaten der Aktienkurs von Lang & Schwarz. Seit Anfang Mai ging es mit der Notiz des Small Caps um fast 40 Prozent auf mittlerweile mehr als 11 Euro nach oben. Und noch immer wird der Titel in Frankfurter Finanzkreisen als heißer Tipp gehandelt. Zur Hauptversammlung am 28. August 2014 wollen die Düsseldorfer eine Dividende von 0,27 Euro je Anteilschein auskehren. Damit kommt der Small Cap auf eine Rendite von 2,4 Prozent. Zumindest unter diesem Aspekt gibt es interessantere Titel. Was spricht also für Lang & Schwarz?
Populärstes Argument ist die Beteiligung von fünf Prozent an Wikifolio. Ende Mai hat Lang & Schwarz bei einer Finanzierungsrunde mitgezogen und somit seinen Anteil nicht verwässern lassen. „Wir stehen fest zu unserem strategischen Investment bei Wikifolio und sind weiterhin vom Erfolg der Social-Media-Anlegerplattform überzeugt“, sagt André Bütow, Vorstand von Lang & Schwarz. Neben Firmengründer Andreas Kern (25 Prozent) zählt insbesondere die Verlagsgruppe Handelsblatt (Handelsblatt, Wirtschaftswoche) mit einem Anteil von gut 28 Prozent zu den Hauptinvestoren von Wikifolio. Lang & Schwarz profitiert doppelt: So ist das Unternehmen Emittent der Wikifolio-Zertifikate und gleichzeitig auch Market Maker für die „Wikis“.
Zudem könnte sich das Handelssystem Quotrix der Börse Düsseldorf als weiterer Treiber erweisen. Hier agiert Lang & Schwarz ebenfalls als Market Maker. Seit Anfang Juli ist Quotrix das voreingestellte System bei fast allen Sparkassen. In der Rangliste der Deutschen WertpapierService Bank belegte Quotrix zuletzt in sieben von neun Kategorien beim Aktienhandel mit inländischen Werten einen Spitzenplatz. „Wir rechnen aufgrund der geltenden Vorschriften ab 1. Juli 2014 mit einem deutlich höheren Orderflow nach Düsseldorf“, sagt Dirk Elberskirch, Vorstandschef der Börse Düsseldorf. Kein Wunder, dass die Manager von Lang & Schwarz ins gleiche Horn blasen: „Wir sehen hier erhebliches Potenzial für unsere Dienstleistung als Market Maker“, sagt Carsten Lütke-Bornefeld, Leiter des Trade Centers bei Lang & Schwarz.
Mit Spannung sind nun die für einen Tag vor der Hauptversammlung angesetzten Halbjahreszahlen zu erwarten. Nach einem, wie die Gesellschaft es ausdrückt, „fulminanten ersten Quartal“ mit einem Ergebnis je Aktie von 0,39 Euro, sollten die Erwartungen allerdings nicht zu hoch geschraubt werden. Im Sommer flaut der Handel erfahrungsgemäß ab. Zudem begann am 12. Juni die Fußball-WM – auch nicht gerade ein Beschleuniger für das Börseninteresse der Anleger. Dennoch: Falls das Tempo nur halbwegs beibehalten werden kann, dürfte Lang & Schwarz am Jahresende 2014 sehr ansehnliche Zahlen vorlegen. Boersengefluester.de kalkuliert derzeit mit einem Ergebnis je Aktie von vorsichtigen 0,95 Euro. Sollte Lang & Schwarz – wie für 2013 geplant – erneut rund drei Viertel des Gewinns als Dividende auskehren, könnte das auf eine Dividende von bis zu 0,70 Euro je Aktie hinauslaufen. Und damit käme das Papier dann auf eine weit überdurchschnittliche Rendite von sechs Prozent.
Erneut an dieser Stelle aber auch der klare Risikohinweis: Die Börsen befinden sich seit mittlerweile 2009 bzw. 2011 in bester Verfassung. Noch ist offen, wie sich die Welt der Wikifolios in einer ausgeprägten Korrektur entwickeln wird. Die Finanzbranche ist in diesem Punkt ein besonders zyklischer Markt. Gleichwohl gilt: Abgesehen von der Flatex Holding (künftig FinTech Group) gibt es zurzeit wohl kaum eine Aktie, mit der sich die neuen Investmenttrends besser spielen lassen als mit Lang & Schwarz.