Definitiv ein strammes Pensum: Immerhin 20 Investorentermine hatte Achim Plate auf dem von der Deutschen Börse AG Ende November veranstalteten Eigenkapitalforum 2024 (EKF). Ein paar Mal hat boersengefluester.de den CEO von LAIQON auch kurz gesehen auf den Gängen und Konferenzräumen des Steigenberger Airport Hotels Frankfurt. Für ein ausführliches Update zum Einstieg der Joachim Herz Stiftung (erste Information von uns dazu HIER) bei dem ebenfalls in Hamburg ansässigen Vermögensverwalter reichte die Zeit aber nicht. Da die Neuigkeiten um den neuen Ankeraktionär jedoch so vielschichtig für LAIQON sind, hat boersengefluester.de das Hintergrundgespräch mit Achim Plate nur einen Tag nach dem EKF via virtuellem Teams-Call nachgeholt.
Wer die Vorstandsrede von Plate auf der LAIQON-Hauptversammlung (HV) Ende August 2024 noch präsent hat, dem wird nicht entgangen sein, dass der Unternehmer schon damals von der Suche nach einem weiteren Ankeraktionär gesprochen hat. Zum damaligen Zeitpunkt war aber nicht ersichtlich, dass es die Herz Stiftung wird. Diese Gespräche – bekannt ist die Familie insbesondere für ihr mehrheitliches Engagement bei dem DAX-Konzern Beiersdorf – begannen erst wenige Wochen nach der HV. Insgesamt hat der Prozess also fast drei Monate gedauert und beinhaltete nach Aussage von Plate eine umfangreiche Due-Diligence-Prüfung. Künftig hält die Joachim Herz Stiftung 9,93 Prozent an LAIQON. Die Stücke kommen aus einer Kapitalerhöhung zu 6,00 Euro je Aktie, was bei LAIQON für einen Mittelzufluss von brutto 12,60 Mio. Euro sorgt.
„Damit sind wir durchfinanziert für unseren weiteren Wachstumskurs – haben also Luft unterm Kiel. Das ist eine zentrale Botschaft“, sagt Plate auch mit Blick auf die zwischenzeitlich gedrückten Kurse der beiden ausstehenden Wandelschuldverschreibungen. Immerhin gelten Bonds – mehr noch als Aktienkurse – als Seismograph für die wirtschaftliche Stabilität des jeweiligen Emittenten. Nun: Die Klassikerfrage von Investoren in herausfordernden Zeiten nach weiteren Kapitalerhöhungen dürfte sich somit bis auf weiteres erledigt haben. Zudem hat LAIQON mit der Joachim Herz Stiftung einen Investor mit Signalwirkung gewonnen. „Wir werden einen Follower-Effekt haben“, sagt Plate. Soll heißen: Durchaus wahrscheinlich, dass in den kommenden Monaten weitere Family Offices bei den Hamburgern anklopfen und nach größeren Paketen fragen. An potenziell abgabebereiten Aktionärsgruppen dürften solche Anfragen nicht scheitern. Und Plate nimmt diesbezüglich auch kein Blatt vor den Mund: „Eine Bereinigung der Aktionärsstruktur würde dem Titel guttun.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,46 | 7,92 | 8,22 | 27,74 | 26,12 | 21,58 | 30,75 | |
EBITDA1,2 | 0,99 | -1,67 | -9,68 | 6,96 | 4,61 | -9,95 | -4,69 | |
EBITDA-Marge3 | 13,27 | -21,09 | -117,76 | 25,09 | 17,65 | -46,11 | -15,25 | |
EBIT1,4 | 0,51 | -1,78 | -10,94 | 3,21 | 1,25 | -14,66 | -11,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,84 | -22,47 | -133,09 | 11,57 | 4,79 | -67,93 | -36,03 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | -1,53 | -0,09 | 2,50 | 6,63 | -10,54 | -12,87 | |
Netto-Marge6 | 18,23 | -19,32 | -1,09 | 9,01 | 25,38 | -48,84 | -41,85 | |
Cashflow1,7 | 1,49 | -1,24 | 1,42 | -0,95 | 19,96 | -2,77 | -10,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,16 | -0,01 | -0,05 | 0,39 | -0,67 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Immerhin sind zuletzt selbst gute Nachrichten regelmäßig an der Notiz der im Scale-Segment gelisteten Aktien abgeperlt. Das kann nicht nur an der allgemeinen Schwäche von Nebenwerten liegen, sondern dürfte auch eine Folge der Kapitalerhöhungen der vergangenen Jahre sein. Zudem hält die ebenfalls börsennotierte Beteiligungsgesellschaft DEWB nach der aktuellen Kapitalmaßnahme rund 15 Prozent an LAIQON. Spannend wird aber auch, wie sich Herz perspektivisch positionieren wird. Im ersten Schritt ist die Stiftung – um ein im Finanzsektor obligatorisches Inhaberkontrollverfahren zu umgehen – noch knapp unter der Schwelle von 10,0 Prozent geblieben. Das muss aber nicht so bleiben.
Ein cleverer Weg wäre nach Einschätzung von boersengefluester.de etwa, die vermutlich nur rund 20 Investoren der Wandelanleihe 2023/28 im Volumen von 20 Mio. Euro zu kontaktieren. Der Wandlungspreis liegt bei 10,50 Euro – bei einem Kupon von 7,0 Prozent. Sofern der Tausch in Aktien ökonomisch vorteilhaft werden sollte, könnten aus dem Wandler circa 1,9 Millionen neue Aktien entstehen. Das sind annähernd so viele Stücke, wie Herz jetzt via Kapitalerhöhung gezeichnet hat. Unabhängig davon vermutet boersengefluester.de, dass die Stiftung ihren Einfluss mittelfristig auch über ein Aufsichtsratsmandat geltend machen dürfte. Und auch wenn das Engagement von Herz grundsätzlich langfristig ausgerichtet ist: Wir gehen davon aus, dass es – wie üblich – eine Lock-up-Vereinbarung gibt.
Definitiv direkten Einfluss für Privatanleger hat der Herz-Einstieg derweil mit Blick auf die zu erwartende Ausschüttungsstrategie. Zur Hauptversammlung im Jahr 2027 plant LAIQON nämlich die Aufnahme von Dividendenzahlungen. Dabei dürfte sich eine Stiftung nicht mit Renditen unterhalb von 2 bis 3 Prozent zufrieden geben. Entsprechend hat boersengefluester.de in seiner Datenbank das Feld „Dividende 2026e“ schon einmal mit 0,25 Euro befüllt. Deutlich mehr als bislang von den Analysten geschätzt, wenn sie gegenwärtig überhaupt schon mit Dividenden kalkulieren. Darüber hinaus dürften auch Aktienrückkäufe ein Thema werden. Die nötigen finanziellen Mittel sind vorhanden. Auffällig auch, dass Vorstand Achim Plate zuletzt wieder regelmäßig Insiderkäufe in der LAIQON-Aktie getätigt hat und wohl auch nachlegen wird. Immerhin hat ihn die für Herz reservierte Kapitalerhöhung deutlich unter die Marke von 10 Prozent verwässert.
Losgelöst von dem Rummel um den neuen Großaktionär zeigt sich Plate aber auch offensiv, was das operative Geschäft angeht: „Ich gehe von einer Verdopplung der Assets under Management in den kommenden vier Jahren aus.“ Zudem sollen 2025 ein bis zwei weitere White-Label-Partnerschaften hinzukommen. Die jüngsten Digital-Kooperationen mit der Volksbank Rosenheim sowie das frisch gestartete Produkt WertAnlage mit der ebenfalls zum Genosektor gehörenden Union Invest laufen dem Vernehmen nach prima an. „Jetzt skalieren wir“, bringt es Plate auf den Punkt. Das wiederum ist wichtig für die Akzeptanz der LAIQON-Aktie bei Investoren, denn nur mit entsprechender Größe wird das Unternehmen die erhofften Profitabilitätsschübe hinbekommen und somit auch berechenbarer werden, was die Ergebnisentwicklung angeht. Unterm Strich gibt es also ganz viele Argumente, die für einen nachhaltigen Aufschwung in der Aktie sprechen.
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