Für Achim Plate, CEO von LAIQON, ist es wie ein Ritterschlag. Nach einer intensiven Vorbereitung und auch Prüfungsphase hat die zur genossenschaftlichen FinanzGruppe gehörende Union Investment nun den Kooperationsvertrag zur Nutzung der LAIC-Technologie – also der FinTech-Tochter der im Bereich Vermögensverwaltung tätigen LAIQON AG – unterzeichnet. „Wir haben nicht nur ein Projekt gewonnen, sondern auch viel für unsere Reputation getan“, sagt Plate im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de und erwartet signifikante Abstrahleffekte aus der Transaktion. Dabei haben die Hamburger erst 2018 mit dem Aufbau der eigenen Digital Asset-Plattform begonnen, seitdem aber mehr als 20 Mio. Euro in LAIC investiert. Um die FinTech-PS besser auf die Straße zu kriegen, hat Vorstandschef Plate auf Kapitalmarktpräsentationen schon sehr frühzeitig auf White Label-Partnerschaften als Vertriebsturbo hingewiesen.
Traditionell stark vertreten ist LAIQON dabei im Volksbankensektor, so dass die jetzige Union-Transaktion mit Ausrichtung auf individualisierte und KI-unterstützte Vermögensverwaltung so etwas wie eine logische Weiterentwicklung der Strategie ist. Wichtig: Bei der langfristigen angelegten Zusammenarbeit bindet sich die im Börsensegment Scale gelistete Gesellschaft nicht exklusiv an Union Investment. Weitere Kooperationen sind also nicht nur denkbar, sondern auch explizit geplant. Die Erwartungen sind dabei enorm. So sollen die Assets under Management (AuM) innerhalb des Teilkonzerns LAIC von rund 0,5 Mrd. Euro für 2024 – der Rollout des neuen Produkts für die Union Investment und ihre Partnerbanken ist erst ab dem vierten Quartal 2024 vorgesehen – und 1,5 Mrd. Euro für 2025 bis zum Jahr 2028 auf eine Bandbreite von 5,5 bis 6,5 Mrd. Euro klettern. Mit anderen Worten: In fünf Jahren soll LAIC allein so groß sein, wie der gesamte LAIQON-Konzern mit AuM von zuletzt etwa 6,0 Mrd. Euro derzeit schon ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,46 | 7,92 | 8,22 | 27,74 | 26,12 | 21,58 | 30,75 | |
EBITDA1,2 | 0,99 | -1,67 | -9,68 | 6,96 | 4,61 | -9,95 | -4,69 | |
EBITDA-Marge3 | 13,27 | -21,09 | -117,76 | 25,09 | 17,65 | -46,11 | -15,25 | |
EBIT1,4 | 0,51 | -1,78 | -10,94 | 3,21 | 1,25 | -14,66 | -11,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,84 | -22,47 | -133,09 | 11,57 | 4,79 | -67,93 | -36,03 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | -1,53 | -0,09 | 2,50 | 6,63 | -10,54 | -12,87 | |
Netto-Marge6 | 18,23 | -19,32 | -1,09 | 9,01 | 25,38 | -48,84 | -41,85 | |
Cashflow1,7 | 1,49 | -1,24 | 1,42 | -0,95 | 19,96 | -2,77 | -10,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,16 | -0,01 | -0,05 | 0,39 | -0,67 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Interessant ist diese neu kommunizierte Zielsetzung, weil sie in die bisherige Konzernplanung für LAIQON bis 2025 mit AuM von 8,0 bis 10,0 Mrd. Euro eingebettet ist. Bezogen auf den 2025er-Konzern-Mittelwert von 9,0 Mrd. Euro kämen bis 2028 also nochmals mindestens 4,5 Mrd. Euro AuM aus LAIC hinzu. Inklusive der grundsätzlich ja ebenfalls wachsenden Bereiche Asset- und Wealth Management könnte der LAIQON-Konzern nach Schätzungen von boersengefluester.de bis 2028 also durchaus in Regionen zwischen 15 und 17 Mrd. Euro AuM stoßen. Zwar gibt es keine feste Relation zwischen Assets under Management sowie der Marktkapitalisierung. Doch das persönliche Ziel von Achim Plate, bis zum Ende seines derzeitigen CEO-Vertrags in drei Jahren auf einen Börsenwert von 500 Mio. Euro für LAIQON zu kommen, scheint alles andere als aus der Luft gegriffen. Auf voll verwässerter Basis wegen der noch ausstehenden Wandelschuldverschreibungen würde diese Rechnung auf ein Kursziel von 25 Euro hinauslaufen – verglichen mit einer aktuellen Notiz von knapp 6,50 Euro.
Spannend auch eine andere Rechnung. Nach unseren Schätzungen sollte das für LAIC avisierte AuM-Ziel bis 2028 für Umsatzerlöse zwischen 30 und 35 Mio. Euro stehen. Bei den im Branchengleich üblichen EBITDA-Margen sollte LAIC damit einen operativen Gewinn im deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erwirtschaften. Das jüngste Bewertungsgutachten im Zuge der Token-Emission bei LAIC im Jahr 2021 taxierte den Wert der Fintech-Tochter auf 50 Mio. Euro. Das entspricht knapp 45 Prozent des aktuellen Börsenwerts von LAIQON. Da sich der LAIC-Wert im Zuge der weiteren Investments und insbesondere auch des Union-Deals seitdem signifikant erhöht haben dürfte, sollte diese Quote mittlerweile eher Richtung 60 Prozent gehen. Im Umkehrschluss hat sich der Wertansatz des klassischen Stammgeschäfts der Hamburger an der Börse damit nochmals ermäßigt.
Wie man es auch dreht: Für boersengefluester.de scheint die LAIQON-Aktie derzeit spürbar zu niedrig bewertet. Hinzu kommt die mittelfristige Perspektive auf Ausschüttungen – vermutlich bereits für das Geschäftsjahr 2025. „LAIQON muss ein stetiger Dividendenzahler werden“, sagt Vorstand Plate, der mit einem Anteil von etwa neun Prozent gleichzeitig auch der größte Einzelaktionär ist. Die Analysten von NuWays setzen das Kursziel für die LAIQON-Aktie derzeit bei 9,50 Euro an. Andere Analysten sehen den fairen Wert sogar im klar zweistelligen Bereich. Potenzial ist also reichlich vorhanden. Für die Hamburger beginnen also entscheidende Jahre in Sachen Profitabilität. „Die Skalierung muss jetzt kommen“, betont auch Achim Plate.
Foto: Unsplash+
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