Von allen Seiten ist es auf KSB zuletzt eingeprasselt: Corona, gestörte Lieferketten, Russland-Krieg und zu allem Überfluss gab es auch noch einen größeren Cyberangriff auf die IT-Systeme des Pumpen- und Armaturenherstellers sowie einen Hagelschaden in einem französischen Werk. Gemessen daran hat sich KSB im ersten Halbjahr 2022 ganz gut gehalten. Die Erlöse blieben mit 1.145,68 Mio. Euro auf Vorjahresniveau, genauso wie das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 53,50 Mio. Euro. Aufgrund eines steuerlichen Sondereffekts kam der Überschuss sogar um 37,5 Prozent auf 47,62 Mio. Euro voran. „Angesichts der äußerst widrigen Rahmenbedingungen, durch die wir das Unternehmen gesteuert haben, sind wir mit dem ersten Halbjahr 2022 zufrieden“, sagt CEO Stephan Timmermann. An der Prognose für das Gesamtjahr (Umsatz: 2.300 bis 2.600 Mio. Euro, EBIT: 130 bis 170 Mio. Euro) hält der Vorstand zwar weiterhin fest, doch KSB muss sich ordentlich strecken, damit diese Ziele noch erreichbar sind.
Das gilt umso mehr, weil in der Vorschau mögliche Belastungen aus der Neubewertung des Geschäfts in Russland noch nicht enthalten sind. Immerhin spricht der um 19 Prozent auf 1.4878 Mio. Euro kräftig gewachsene Auftragsbestand für eine höhere Dynamik im zweiten Halbjahr. Ein Pluspunkt ist auch, dass die Aufträge in der Wasser- und Abwasserversorgung sehr langfristig ausgerichtet sind und weitgehend unabhängig von Konjunkturschwankungen erfolgen. Entsprechend bleibt boersengefluester.de dabei, dass man bei KSB sehr viel Aktie fürs Geld bekommt. So werden die Stammaktien mit einem Abschlag von 17 Prozent auf den Buchwert gehandelt, die nicht stimmberechtigten Vorzüge haben sogar einen Discount von 27 Prozent auf das zum Halbjahr ausgewiesene Eigenkapital.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.204,96 | 2.245,95 | 2.383,19 | 2.207,88 | 2.343,58 | 2.573,39 | 2.818,99 | |
EBITDA1,2 | 188,69 | 179,19 | 195,45 | 170,08 | 222,05 | 259,52 | 312,00 | |
EBITDA-Marge3 | 8,56 | 7,98 | 8,20 | 7,70 | 9,48 | 10,08 | 11,07 | |
EBIT1,4 | 117,25 | 74,70 | 113,60 | 70,17 | 141,16 | 169,10 | 223,90 | |
EBIT-Marge5 | 5,32 | 3,33 | 4,77 | 3,18 | 6,02 | 6,57 | 7,94 | |
Jahresüberschuss1 | 52,10 | 23,92 | 58,50 | 4,38 | 110,32 | 127,34 | 176,61 | |
Netto-Marge6 | 2,36 | 1,07 | 2,45 | 0,20 | 4,71 | 4,95 | 6,27 | |
Cashflow1,7 | 120,69 | 61,35 | 144,93 | 183,86 | 163,92 | 2,11 | 280,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | 21,10 | 6,26 | 24,47 | -5,63 | 53,34 | 59,05 | 86,83 | |
Dividende8 | 7,50 | 3,00 | 8,50 | 4,00 | 12,00 | 19,50 | 26,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: - |
Dabei sieht die Bilanz grundsätzlich stabil aus, Abzüge in der B-Note gibt es allerdings für den – auch wenn er zinsbedingt zuletzt deutlich geringer geworden ist – hohen Posten an Pensionsrückstellungen. Bezogen auf die Gewinn- und Verlustrechnung ist zudem ein Punkt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Erträge auf Anteile von Minderheiten entfällt – beim Ergebnis je Aktie also herausgerechnet wird. Insgesamt hat boersengefluester.de seine Umsatz- und Ergebnisschätzungen für 2022 leicht nach unten angepasst. Das ändert für unseren Geschmack aber nichts an der Tatsache, dass die Gesellschaft an der Börse deutlich unter Wert gehandelt wird. So wird der Konzern – unter Berücksichtigung der Netto-Finanzschulden (inklusive Pensionsrückstellungen) gerade einmal mit dem Faktor 4,5 auf das für 2022 zu erwartende EBITDA bewertet.
Auch wenn KSB umsatztechnisch seit Jahren mehr oder weniger auf der Stelle tritt, viel günstiger geht kaum. Hinzu kommt, dass die Frankenthaler ein Profiteur der fortschreitenden Wasserstofftechnologie sind und darüber hinaus auch als Nutznießer der Renaissance von Kernenergie gelten. Die Frage, ob Vorzüge oder doch besser die mit einem Stimmrecht ausgestatteten Stämme, muss indes jeder Investor für sich selbst entscheiden. Zuletzt liefen beide Gattungen weitgehend parallel. Aber wir machen keinen Hehl daraus: Boersengefluester.de favorisiert grundsätzlich eher normale Stammaktien.
Foto: KSB SE & Co KGaA