Traurige Gewissheit für K+S-Aktionäre: Nachdem der anhaltende Rückgang des Papiers schon länger angezeigt hatte, dass eine Akquisition durch Potash zunehmend unwahrscheinlich wird, ist mit dem Ende der Übernahmebemühungen das K+S-Papier auf das Niveau von Januar 2015 abgestürzt. Gegenüber dem 52-Wochen-Hoch von Anfang Juli bei 40,29 Euro – also kurz nach den ersten Avancen von Potash – steht ein Kursrückgang um 40 Prozent zu Buche. Wegen der stark eingetrübten Börsenlage und des Widerstands des Managements von K+S ergebe es keinen Sinn mehr, die Übernahme weiter zu verfolgen, erklärte Potash-Chef Jochen Tilk. „Seither hat das herausfordernde gesamtwirtschaftliche Umfeld dazu beigetragen, dass die weltweiten Rohstoff- und Aktienmärkte deutlich nachgegeben haben. Vergleichsunternehmen in der Kalibranche mussten Kurseinbrüche um fast 40 Prozent hinnehmen”, sagte der Firmenlenker. Die Notiz von Potash war seit dem Bekanntwerden des Interesses an K+S kurz vor Ende Juni um 30 Prozent eingebrochen. Ein ähnlich starker Rückgang würde für K+S Kurse von 20 Euro bedeuten. Aktuell notiert das Papier aber bei rund 24 Euro.
Wohl jenen Anlegern, die gegen Ende der vergangenen Woche die zwischenzeitliche Kurserholung zum Verkauf genutzt hatten. Laut einem Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom vergangenen Donnerstag habe Potash das Management von K+S mit Geld- und Jobzusagen ködern wollen. Zudem hätten K+S-Manager in das Potash-Gremium einziehen können. Etwas komisch mutet allerdings an, dass noch am Donnerstag diese Fakten in der FAZ durchgesteckt wurden. Mancher Analyst und womöglich auch die Bafin dürften sich genau ansehen, wer vergangene Woche welche K+S-Aktienpakete an den Mann brachte.
Seit dem August-Tief sind die Preise etlicher Agrarrohstoffe um jeweils rund zehn Prozent gestiegen. So kostet ein Bushel Mais (ein Scheffel Mais entspricht 25,4012 kg) rund vier Dollar. Nichtsdestotrotz sind die Preise nur halb so hoch wie vor drei Jahren. Entsprechend lohnt es sich für weniger Landwirte als vorher, Agrarrohstoffe wie Mais anzubauen. Das drückt auf die Nachfrage nach Düngern. Nachdem sich die Kalipreise bis Mitte des Jahres kräftig erholt haben, haben sie zuletzt etwas nachgegeben. Etliche Investoren befürchten, dass sich bei K+S nicht zuletzt der starke Preisverfall von Kali in Brasilien in den Büchern niederschlagen wird.
Nachdem Analysten seit Jahresanfang ihre Gewinnschätzungen für K+S immer weiter angehoben hatten, scheinen sie den Höhepunkt überschritten zu haben und beginnen nun allmählich zu sinken. Während die Erwartungen für 2015 bei 2,82 Euro je Aktie liegen, sagen die Finanzprofis für 2016 einen Rückgang auf 2,50 Euro voraus. Angesichts dessen erscheint das Papier mit einem KGV von 9,6 nicht günstig. Anleger sollten aber vor allem die Agrarpreise genau im Auge behalten. Sollten sie nach der jüngsten Erholung wieder nach unten drehen, dürfte das die K+S-Aktie belasten. Fängt sich der Rohstoffmarkt aber, und davon gehen wir aus, nicht nur bei den Agrarrohstoffen, so wäre das ein Argument für K+S und mancher Investor könnte die Aktie wieder spielen. Von den harten Kriterien wie KGV und KBV sind die Titel laut Datenbanken von boersengefluester.de jedoch günstig wie lange nicht. Fazit: K+S ist ein Einstiegskandidat für Mutige und hängt am Agrarpreis. Spekulativ kann man auf diesem Niveau aber eine erste Position vertreten.
Foto: K+S AG (Blick auf die Legacy-Baustelle in Saskatchewan)