Aktien-Charts nehmen mitunter interessante Formationen an. So erinnert der Kursverlauf von Krones in den vergangenen zwölf Monaten mittlerweile an wenig an die Dolomiten: Es geht steil Richtung Norden – und leider auch ebenso steil runter. Der höchste Berg war Ende September mit rund 120 Euro. Die meisten anderen Gebirge ragen bis in Regionen um 110 oder 115 Euro vor. Per saldo gewinnt der Anteilschein des Herstellers von Getränkeabfüllanlagen jedoch kaum an Höhe. Operativ hat Krones zuletzt weitgehend geliefert, auch wenn die großen positiven Überraschungen ausgeblieben sind. Die Kursziele der Analysten bewegen sich derweil meist zwischen 115 und 130 Euro. Klingt nach einer klassischen Halten-Position. Zudem könnte Krones zu den Verlierern der für den Herbst 2018 angekündigten Indexrevison der Deutschen Börse AG gehören und seinen MDAX-Platz gegen eine Mitgliedschaft im SDAX tauschen müssen. Zwar haben die Neutraublinger mit 3.472 Mio. Euro grundsätzlich einen stattlichen Börsenwert. Doch davon sind nur 48,42 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen und fließen somit in die Berechnung der Indexhüter ein. Die 51,38 Prozent der Familie Kronseder bleiben außen vor.
Kapitalmarkttechnisch prallen also die Vorteile einer familiengeführten Gesellschaft auf die emotionslosen Anforderungen der Börsenregeln. Abzuwarten bleibt freilich, wie groß die Effekte durch mögliche Umschichtungen von institutionellen Investoren tatsächlich sein werden. Letztlich muss eine prominente Position in dem künftig 70 Aktien starken SDAX keine schlechtere Position sein als ein Wackelkandidat in dem dann 60 Werte umfassenden MDAX. Immerhin könnten die großen TecDAX-Werte wie Wirecard, United Internet oder auch Qiagen den bisherigen MDAX-Papieren künftig durchaus die Show stehlen. Hinzu kommt, dass mit Abspaltungen wie Siemens Healthineers ohnehin neue Börsenriesen in den MDAX drängen. Ob Krones durch eine größere Umplatzierung der Familie Kronseder den Streubesitzanteil vergrößern wird – und im Umkehrschluss damit auf die Aktienmehrheit verzichtet – scheint aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich.
Nächster wichtiger Termin aus Anlegersicht ist die Hauptversammlung (HV) am 13. Juni 2018 in der Stadthalle Neutraubling. Auf der Agenda steht eine von 1,55 auf 1,70 Euro je Aktie erhöhte Dividende je Aktie, womit der Anteilschein allerdings auch „nur“ auf eine Dividendenrendite von brutto gut 1,5 Prozent kommt. Gänzlich ungewöhnlich ist diese Größenordnung für die Krones-Aktie jedoch nicht, der von boersengefluester.de ermittelte Zehn-Jahres-Durchschnittswert liegt momentan bei knapp 1,7 Prozent. An den operativen Zielen für das Gesamtjahr 2018 hält das Management – trotz der verglichen mit dem starken Jahresauftakt von 2017 etwas schwächeren Q1-Daten für 2018 – fest: Demnach ist mit einem Umsatzzuwachs von sechs Prozent und einer Marge vor Steuern von sieben Prozent zu rechnen. Boersengefluester.de rechnet mit Erlösen von 3913 Mio. Euro und einem Überschuss von 192 Mio. Euro – nach 187 Mio. Euro im Jahr zuvor.
Abzuwarten bleibt, wie sich die geplante Preiserhöhung von im Mittel 4,5 Prozent auf die Orderlage auswirken wird. Für CEO Christoph Klenk führt – angesichts steigender Material- und Personalaufwendungen – kein Weg an der Maßnahme vorbei: „Nur so kann Krones kontinuierlich in die Entwicklung des Produktportfolios investieren und mit seinen Maschinen, Anlagen und Serviceleistungen einen echten Mehrwert für die Kunden generieren.“ Insgesamt wird die Krones-Aktie derzeit mit einem 2019er-KGV von rund 16,4 gehandelt, was historisch gesehen vergleichsweise moderat ist. Für langfristig orientierte Anleger bleibt der Titel somit kaufenswert. Das Unternehmen verfügt über solide Bilanzrelationen und eine gute Marktposition. Wichtig aus charttechnischer Sicht wäre allerdings, wenn das Papier sich nicht nur dem bisherigen All-Time-High bei 121,25 Euro vom 4. Oktober 2017 nicht nur annähert, sondern auch signifikant überspringt und den jetzigen Dolomiten-Chart durch eine nachhaltige Aufwärtsbewegung ablöst.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3.691,36 | 3.853,98 | 3.958,88 | 3.322,74 | 3.634,46 | 4.209,34 | 4.720,68 | |
EBITDA1,2 | 340,19 | 305,89 | 227,26 | 133,22 | 312,64 | 373,31 | 457,31 | |
EBITDA-Marge3 | 9,22 | 7,94 | 5,74 | 4,01 | 8,60 | 8,87 | 9,69 | |
EBIT1,4 | 245,47 | 203,15 | 43,95 | -40,81 | 170,90 | 230,41 | 290,99 | |
EBIT-Marge5 | 6,65 | 5,27 | 1,11 | -1,23 | 4,70 | 5,47 | 6,16 | |
Jahresüberschuss1 | 187,13 | 150,60 | 9,24 | -79,71 | 141,39 | 187,08 | 224,55 | |
Netto-Marge6 | 5,07 | 3,91 | 0,23 | -2,40 | 3,89 | 4,44 | 4,76 | |
Cashflow1,7 | -5,86 | 315,05 | 93,53 | 321,77 | 335,86 | 478,70 | 137,62 | |
Ergebnis je Aktie8 | 5,97 | 4,78 | 0,30 | -2,52 | 4,47 | 5,92 | 7,11 | |
Dividende8 | 1,70 | 1,70 | 0,75 | 0,06 | 1,40 | 1,75 | 2,20 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Foto: Krones AG