Bislang hat die Marke von rund 100 Euro im Chart der Krones verlässlich gehalten. Mit Vorlage des Halbjahresberichts 2023 ist die Notiz des MDAX-Aufsteigers allerdings gefährlich nahe an diesen psychologisch wichtigen Bereich gekommen. Warum die Notiz plötzlich so unter Druck steht, lässt sich nur ansatzweise herleiten. Die Zahlen für die ersten sechs Monate 2023 sind beinahe durchweg gut und bieten eigentlich keinen Grund für den Absacker. Nun: Wenn man denn unbedingt nach ein paar Haaren in der Suppe sucht, werden es wohl auch die – wie Krones sie bezeichnet – „normalisierten“ Kundenbestellungen sein, die im zweiten Quartal 2023 mit 1,27 Mrd. Euro um rund 18 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen. Prozentual ist das zwar in der Tat ein deutlicher Rückgang, allerdings war die Basis aus dem Vorjahr auch extrem hoch und so ist die aktuelle Entwicklung nicht wirklich ein Zeichen für eine nachhaltige Abschwächung des Booms bei dem Hersteller von Anlagen für die Abfüll- und Verpackungstechnik. Zudem rechnet die Gesellschaft für die kommenden Quartale mit Auftragseingängen, die etwa auf dem Niveau des jüngsten Jahresviertels liegen werden.
Überhaupt werden die Kunden froh sein, dass sich die derzeit bis ins Jahr 2025 reichenden Lieferzeiten nicht weiter ausdehnen. So arbeitet Krones derzeit mit Hochdruck daran, die Fertigungskapazitäten noch höher auszulasten. Ein wesentlicher Hebel ist dabei die sich weiter verbessernde Verfügbarkeit von Elektronikkomponenten. „Im zweiten Halbjahr wird Krones die Schlagzahl in der Fertigung erhöhen, um die Liefertermine entsprechend umzusetzen und den weiteren Aufbau im Auftragsbestand einzugrenzen“, sagt CEO Christoph Klenk. Zum Halbjahr 2023 kommt Krones bei einem Umsatzplus von knapp 17 Prozent auf 2.320,9 Mio. Euro auf ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 221,4 Mio. Euro – nach 175,1 Mio. Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode. Die EBITDA-Marge von 9,5 Prozent bewegt sich damit in der Mitte der für das Gesamtjahr avisierten Bandbreite von 9 bis 10 Prozent. Das Ergebnis je Aktie klettert von 2,63 auf 3,84 Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3.691,36 | 3.853,98 | 3.958,88 | 3.322,74 | 3.634,46 | 4.209,34 | 4.720,68 | |
EBITDA1,2 | 340,19 | 305,89 | 227,26 | 133,22 | 312,64 | 373,31 | 457,31 | |
EBITDA-Marge3 | 9,22 | 7,94 | 5,74 | 4,01 | 8,60 | 8,87 | 9,69 | |
EBIT1,4 | 245,47 | 203,15 | 43,95 | -40,81 | 170,90 | 230,41 | 290,99 | |
EBIT-Marge5 | 6,65 | 5,27 | 1,11 | -1,23 | 4,70 | 5,47 | 6,16 | |
Jahresüberschuss1 | 187,13 | 150,60 | 9,24 | -79,71 | 141,39 | 187,08 | 224,55 | |
Netto-Marge6 | 5,07 | 3,91 | 0,23 | -2,40 | 3,89 | 4,44 | 4,76 | |
Cashflow1,7 | -5,86 | 315,05 | 93,53 | 321,77 | 335,86 | 478,70 | 137,62 | |
Ergebnis je Aktie8 | 5,97 | 4,78 | 0,30 | -2,52 | 4,47 | 5,92 | 7,11 | |
Dividende8 | 1,70 | 1,70 | 0,75 | 0,06 | 1,40 | 1,75 | 2,20 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
In die falsche Richtung – auch wenn es aus Unternehmenssicht offenbar keine negative Überraschung ist – läuft zurzeit auch der operative Cashflow, der zum Halbjahr mit minus 84,6 Mio. Euro deutlich ins negative Terrain gedriftet ist. Wesentlicher Grund hierfür ist (wie schon nach Q1) der deutliche Aufbau von Working Capital aufgrund des hohen Geschäftsvolumens. Die Prognose für das Umsatzwachstum hatte die Gesellschaft indes bereits vor wenigen Wochen auf einen Korridor von 11 bis 13 Prozent ausgeweitet. Zuvor war Krones von einem Erlösanstieg zwischen 8 und 11 Prozent ausgegangen. Als Unternehmen mit starker Marktposition und solider Bilanz wird die Krones-Aktie zwar regelmäßig mit einem Premiumaufschlag gehandelt. Ein Bewertungsproblem ergibt sich nach Auffassung von boersengefluester.de jedoch nicht. Dafür ist das Niveau insgesamt zu niedrig.
Auf 2023er-Basis wird das Unternehmen – unter Berücksichtigung der Netto-Liquidität von zuletzt annähernd 325 Mio. Euro – nur etwa mit dem 6,3fachen des zu erwartenden EBITDA gehandelt. Dagegen lässt sich nichts sagen, zumal auch der Blick auf die harten Zahlen unterm Strich erfreulich moderat ausfällt. So kommt die Aktie auf Basis der Ergebnisschätzungen von boersengefluester.de auf ein 2023er-KGV von 14,5. Bezogen auf 2024 sollte sich das KGV auf etwa 12,5 ermäßigen. Dabei liegt die mittelfristige Messlatte der Neutraublinger bei Umsätzen von Untergrenze 5 Mrd. Euro bis 2025 – bei einer nach oben hin nochmals ausgeweiteten EBITDA-Marge zwischen 10 und 13 Prozent.
Eine wesentliche Rolle bei diesem Expansionskurs spielen Akquisitionen wie die im Vorjahr zugekaufte US-Company R+D Custom Automation mit starker Expertise im Pharmasektor oder auch der jüngste Zukauf Ampco Pumps mit Sitz in Wisconsin. Dieser Deal ist übrigens auch der Grund, warum die liquiden Mittel zum Halbjahr von 674,5 auf 329,0 Mio. Euro gesunken sind. Summa summarum gehört der jüngste Kursrücksetzer bis an die Marke von 100 Euro für unseren Geschmack klar in die Kategorie Nachkaufgelegenheit.
Foto: Krones AG
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