Was ist nur mit der KPS-Aktie los? Gemessen am Jahresschlusskurs von 2013 liegt der Anteilschein des Beratungsunternehmens zwar noch immer um mehr als zehn Prozent vorn. Investoren, die Anfang April 2014 bei Höchstkursen von 7,50 Euro eingestiegen sind, befinden sich mittlerweile allerdings bereits um rund ein Drittel hinten. Eine derart heftige Korrektur hat es für die performancegewöhnten Aktionäre lange nicht gegeben. Zugegeben: Die im August vorgelegten Neun-Monats-Zahlen der Unterföhringer waren bestimmt keine Offenbarung. Doch das allein kann kaum der Grund für die jüngste Kursschwäche sein, zumal KPS seit Mitte August regelmäßig eigene Aktien zurückkauft. Immerhin erwarb das Unternehmen in dieser Zeit knapp 38.000 Anteilscheine im Gegenwert von insgesamt fast 207.000 Euro zurück. Eigentlich hätte das die Notiz des Small Caps eher stützen müssen.
Zeitlich passt der Beginn des charttechnischen Richtungswechsels mit dem Einstieg von KPS bei dem Dortmunder E-Commerce-Beratungshaus Getit zusammen. Die Höhe des Kaufpreises für den Deal lässt sich nur näherungsweise ermitteln, da über die Höhe der Barkomponente Stillschweigen vereinbart wurde. Einher ging die Akquisition jedoch mit der Ausgabe von 1.268.476 jungen KPS-Aktien – die hatten Anfang Juli einen Gegenwert von rund 8,8 Mio. Euro. Als weitere Währung zur Begleichung des Kaufpreises dienten 118.910 eigene Aktien. Die Analysten von GBC aus Augsburg taxierten den Umsatz von Getit zum Zeitpunkt der Übernahme auf 13 bis 15 Mio. Euro – bei einer zweistelligen operativen Marge. Zum Vergleich: KPS hatte zur Vorlage des Q3-Berichts für das Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende September) Erlöse von 108 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 15,5 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Das entspricht einer EBIT-Marge von 14,4 Prozent. Einen Renditekiller hat sich KPS also scheinbar nicht eingekauft.
Mit ein Knackpunkt für die aktuelle Hängepartie des Aktienkurses ist vermutlich die spärliche Informationspolitik von KPS. Einen aktualisierten Ausblick für 2013/14 hat das Unternehmen bislang nicht präsentiert, obwohl Neuerwerb Getit mit zwei Monaten in die vergangene Wirtschaftsperiode eingeflossen ist. Die vorläufigen Zahlen für das Gesamtjahr sind erst für Januar 2015 angesetzt. Interessant wird dann vor allem, wie die Dividende ausfallen wird. Traditionell gilt KPS als ausschüttungsfreudige Gesellschaft. Kein Wunder, befinden sich doch die meisten Aktien in den Händen von Vorstand und Aufsichtsrat. Boersengefluester.de taxiert den aktuellen Streubesitz des im General Standard gelisteten Papiers auf nur knapp neun Prozent. Wichtig: Die im Zuge der Getit-Übernahme ausgegebenen neuen Aktien sind bereits mit Wirkung zum 1. Oktober 2013 gewinnberechtigt. Zudem wird KPS auch die im Rahmen der Transaktion weitergereichten eigenen Anteilscheine bedienen, so dass sich allein hieraus eine um gut vier Prozent höhere Dividendensumme ergibt – nur, um die Ausschüttung pro Aktie konstant zu halten. Trotzdem kalkuliert boersengefluester.de für das auf Prozessoptimierung und die Umsetzung von Transformationsprozessen in den Schwerpunktbranchen Handel und Konsumgüter spezialisierten Unternehmen mit einer leichten Anhebung von 0,22 auf 0,24 Euro je Aktie. Damit käme der Titel zurzeit auf eine Rendite von annähernd fünf Prozent. Da lässt sich das weit überdurchschnittliche Kurs-Buchwert-Verhältnis von mehr als neun schon ein wenig entspannter betrachten, zumal KPS eine weit überdurchschnittliche Eigenkapitalrendite vorweisen kann.
Fazit: Noch gibt es keine handfesten Gründe, dass die aktuelle Kursschwäche tatsächlich von nachhaltiger Natur ist. Die Bewertung der KPS-Aktie ist sicher anspruchsvoll, dafür zählt der Titel aber auch zu den qualitativ hochwertigen Papieren. Boersengefluester.de bleibt daher bei der Einschätzung „Kaufen“. Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Small Cap in einer schwierigen Phase. Die nächste wirklich tragfähige Unterstützung ist erst im Bereich um 4 Euro auszumachen. Bis dahin sind es noch rund 20 Prozent nach unten – eine Menge Holz. Ein Test dieser Marke ist allerdings nicht zwingend notwendig. Anfang des Jahres hatte sich der Kurs schon einmal berappelt, und zwar bei rund 5 Euro. Und genau dort steht der Wert jetzt wieder.